„Weder Handlungsbedarf noch Handlungsdruck“

Foto @ Euroboden GmbH

BondGuide: Also keine bis fast keine Beeinflussung?
Moll: Auch hier gibt es ein Sowohl als Auch: Falls es tatsächlich mehr Arbeitslose, wegfallende Jahres-Boni etc. gibt, dann kann sich dies mittel- und langfristig auch teilweise bei der Nachfrage nach Wohneigentum bemerkbar machen. Allerdings besteht aktuell ein starker Nachfrageüberhang, der sich möglicherweise etwas abschwächen kann, aber grundsätzlich wird die Nachfrage weiterhin größer als das Angebot sein. Dem steht jedoch gegenüber, dass die aktuelle Situation einigen Kapitalanlegern zeigt, dass Wohneigentum vielleicht doch nicht die schlechteste Idee sein dürfte. Und die Finanzierungszinsen liegen inzwischen fast bei Null Prozent. Hinzu kommt, dass immer mehr Banken auch von Privatpersonen Minuszinsen verlangen. Also günstiger als Mieten ist Wohneigentum eh schon. Ich bin deshalb vorsichtig optimistisch, dass unser Bereich kaum bis gar nicht betroffen sein sollte.

BondGuide: …zugleich sind die Leitzinsen wie erwähnt ja nochmal gefallen – wenn auch aus anderem Grunde.
Moll: Deswegen sehe ich den Bereich Wohnen derzeit auch am wenigsten tangiert. Euroboden ist zu 75% in Wohnimmobilien engagiert. Das ist unser Kerngeschäft.

BondGuide: Die beiden Euroboden-Bonds sind herunter auf Renditen mit 13-14% p.a. Wie erklären Sie sich das – gibt es dafür eine plausible Erklärung?
Moll: Es gibt aktuell keine Anleihe, die nicht mit in Sippenhaft genommen wurde am Markt für KMU-Anleihen. So makaber das ist: Die Euroboden-Anleihen haben sich im Vergleich sogar noch relativ gut gehalten, wenn man sich einige andere Kurse ansieht. Oder auch sich die Aktienkurse von einigen Titeln anschaut. Die Kurse würde ich also sehr wohl als attraktiv einschätzen die Euroboden betreffend.

EUROBODEN GMBH IHS 2019/24 (WKN: A2YNXQ)

BondGuide: Hat die aktuelle Situation Einfluss auf Ihre weiteren Pläne am Kapitalmarkt?
Moll: Also bezüglich unserer weiteren Pläne sind Sie uns da scheinbar etwas voraus – dazu haben wir uns nämlich noch gar nicht geäußert. Richtig ist, dass wir natürlich stets alle Optionen im Blick hatten und auch weiterhin haben. Eine Notwendigkeit dazu besteht angesichts der Laufzeiten unserer Anleihen, der komfortablen Liquidität und der umfangreichen Projektpipeline jedenfalls nicht – aber wir würden uns sicherlich freuen, wenn Normalität am Kapitalmarkt zurückkehrt und man die Option Kapitalmarkt stets in der Hinterhand wüsste.

BondGuide: Es muss Sie doch aber zumindest etwas betrüben, wenn Ihr bislang tadelloser Track Record in der Art geschmälert wird, wo Sie ansonsten ggf. dieses Jahr mit einer weiteren Anleihe von womöglich unter 5% an den Kapitalmarkt hätten herantreten können.

Moll: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das noch etwas Kaffeesatzleserei. Aber richtig: Bei einer Folgeanleihe würden wir schon denken, irgendwo bei 5% plus minus in der Nachkommastelle auftreten zu können. Zudem hatten wir ja vor einem halben Jahr gerade erst eine Anleihe begeben. Aber lassen Sie es mich perspektivisch beantworten: Handlungsdruck gibt es ja nun mal rein gar keinen für uns. Denkt man in Richtung Wachstumskapital in die Zukunft, dann würde Q3, Q4, Q1 oder Q2 keinen sonderlichen Unterschied machen. Lassen Sie es mich noch einmal zusammenfassen: Die Euroboden hat weder akuten Handlungsbedarf noch irgendwelchen Handlungsdruck. Klar, wollen wir das Unternehmen weiterentwickeln; dabei stand für uns immer Nachhaltigkeit und Sicherheit im Mittelpunkt der Wachstumsüberlegungen. Das war immer unsere Prämisse und wird es auch künftig sein.

BondGuide: Herr Moll, ganz herzlichen Dank, dass Sie uns kurzfristig Rede und Antwort standen!

Das Interview, das Falko Bozicevic führte, erschien im aktuellen BondGuide #06-2020 am 20.03.2020.