Wie denn nun? – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

Das Trendthema Nachhaltigkeit und ESG ist seit einiger Zeit allgegenwärtig. Gemacht. Ergebnisse einer jüngsten Studie outen es mehr als eine Art Placebo-Debatte.

Vorab sei zum gleichen Thema die diesmonatige mwb-Kolumne von Kai JordanEine Rolle rückwärts?“ nahegelegt.

Über die Hälfte der 2.000 Befragten in Deutschland ist demnach davon überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen auch wirklich zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beitragen können. Allerdings hält mehr als ein Drittel das Thema lediglich für eine Modeerscheinung.

Ganz und gar nicht förderlich war in dieser Hinsicht, dass die EU Atomenergie und Investitionen in neue Atomkraftwerke als „nachhaltige Übergangstechnologie“ einstufte – gerade im Bereich Atomkraft eine Ironie sondergleichen.

Fast 60% bescheinigten Nachhaltigkeit in ihrer Geldanlage keine ausdrückliche Relevanz. Das ist mal eine Ansage. „Nicht ausdrücklich“ umfasst „geringe“ oder sogar „gar keine“. Das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was durch all die Unternehmens-Pressemitteilungen in der Öffentlichkeit suggeriert wird, denn welche ohne die Buzzwords ESG/Nachhaltigkeit muss man inzwischen schon mit der Lupe suchen.

Dabei haben Meta-Studien längst gezeigt, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren zu praktisch keinerlei messbaren Minderrendite in der Vermögensanlage führt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte, dass es für viele – wenn nicht die allermeisten – Privatanleger ein Müßiggang ist, sich nun auch noch damit zeitaufwändig auseinander zu setzen.

Foto: © Philip Steury – stock.adobe.com

Da wären wir wieder bei einer meiner Lieblings-Allegorien: Ernährung. In Umfragen wird eine Mehrheit stets bescheinigen, dass ihnen Tierwohl, grüne Landwirtschaft etc. am Herzen liegt – um dann im Supermarkt das ramschigste Billigprodukt, am besten noch reduziert diese Woche, in den Einkaufswagen zu stapeln: Die Wege durch die Gänge der Discounter sind gepflastert mit guten Vorsätzen – beigesetzt wird an der Kasse. Wo nämlich das eigene Portemonnaie beginnt.

Falko Bozicevic,
BondGuide

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