Was Sie noch über Gold wissen sollten

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Der aktuell historisch hohe Preis von Gold macht immer mehr Anlegende auf das Edelmetall aufmerksam. Viele beschäftigen sich erstmals mit einem Investment in physisches Gold. Diese Fakten sollten Anfängerinnen und Anfänger kennen. Die aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group:

Gold ist nicht nur ein faszinierendes Edelmetall, sondern auch eine interessante Wertanlage. Angesichts des anhaltend hohen Preises von Gold interessieren sich mittlerweile auch Anlegerinnen und Anleger dafür, die bislang eher auf andere Assetklassen gesetzt hatten. Als Neulinge sollten sie einige Dinge beachten, von denen sie womöglich bislang keine Kenntnis hatten.

Goldbarren ist nicht gleich Goldbarren …
Da wäre etwa der Punkt, dass sich in physisches Gold sowohl in Form von Barren als auch in Form von Münzen investieren lässt. Bei Barren gibt es einen Unterschied in der Herstellung von geprägten und gegossenen Produkten. Wenn ein Barren aus einem großen Streifen Gold herausgestanzt und anschließend geprägt wird, spricht man von einem Prägebarren. Wird hingegen bei der Produktion Goldgranulat in einer Form unter hoher Temperatur flüssig gemacht und anschließend durch die Abkühlung zum Goldbarren, ist die Rede von einem Gussbarren. In der Regel werden kleinere Barren bis ca. 200 Gramm geprägt, bei größeren kommt das Gussverfahren zum Tragen. In der Optik sind beide Varianten gut zu unterscheiden: Prägebarren sind glatter und kantiger, Gussbarren haben runde Kanten und wirken in ihrer Form „fließender“.

… und Goldmünze nicht gleich Goldmünze
Auch bei einem Investment in Goldmünzen gilt es auf Unterschiede zu achten. So gibt es auf der einen Seite Anlage- und auf der anderen Seite Sammlermünzen. Bei Ersteren ist der reine Materialwert von Bedeutung, also wie viel Gold in der Münze enthalten ist. Bei der Sammlermünze kann durchaus auch die Auflage der Prägung eine Rolle bei der Wertermittlung spielen. Das klassische Beispiel für eine Anlagemünze ist der populäre südafrikanische Krügerrand.

Ein wesentlicher Unterschied – und eine entscheidende Gemeinsamkeit
Ein großer Unterschied von Münzen zu Barren besteht im Reinheitsgehalt: Während Barren einen Reinheitsgrad von mindestens 995 aufweisen, oftmals sogar 999, liegt dieser Wert bei Münzen niedriger, da ihnen andere Legierungen beigemischt werden, um sie härter zu machen – Gold ist nämlich ein vergleichsweise weiches Metall.

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Was Goldmünzen für viele Goldfans so attraktiv macht: Sie sind ein international anerkanntes Zahlungsmittel, das seinen Besitzer im Fall der Fälle an nahezu jedem Ort der Welt liquide macht – das Stichwort heißt Fungibilität. Als Anlageprodukt erfreut sich allerdings der Barren größerer Beliebtheit.

Eines haben Goldmünzen und -barren übrigens gemeinsam: Es wird auf ihren Kauf keine Mehrwertsteuer erhoben.

Die Einheit, um die es geht
Die Feinunze ist die Standardeinheit für Edelmetalle und damit auch für Gold. Umgangssprachlich ist oft auch von der Unze die Rede, doch die Unze ist ein früheres Gewichtsmaß, das schon auf die Antike zurückgeht, für das es aber keine standardisierte Größe gibt. Eine Feinunze hingegen ist mit exakt 31,1034768 Gramm definiert. Der Goldpreis – aktuell liegt er bei rund 2.000 USD – gibt immer den Wert einer Feinunze Gold an.

Deutliche Wertsteigerung
Die Wertentwicklung von Gold speziell in den vergangenen 20 Jahren ist beachtlich, so hat der Wert des Edelmetalls in diesem Zeitraum um rund 500% zugelegt, sowohl auf US-Dollar- als auch auf Euro-Basis. Apropos Euro: Goldinvestoren sollten nicht nur den Goldpreis in US-Dollar im Blick haben. Dieser ist zwar das weltweit am meisten beachtete Barometer für den Wert von Gold. Da Goldkäufer in Deutschland Edelmetall in der Regel in Euro erwerben, sollten sie immer auch den Gold-in-Euro-Chart im Auge haben – und dieser ist seinem Allzeithoch aktuell sogar noch näher als der Gold-in-Dollar-Kurs.

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Nicht alles, was glänzt, ist Gold
Oft wird als Alternative zum hochpreisigen Gold Silber erwähnt. Allerdings ist Gold viel mehr als der „große Bruder“ von Silber. Während Gold als reines Edelmetall gilt – und daher wie oben beschrieben auch steuerlich begünstigt behandelt wird – wird Silber vor dem Hintergrund seiner umfangreichen Verwendung in der Produktion als Industriemetall kategorisiert. Das macht es auch von konjunkturellen Entwicklungen stärker abhängig als Gold. In den Genuss einer Befreiung von der Mehrwertsteuer kommen Silberinvestoren nicht. Edelmetallpuristen jedenfalls bevorzugen Gold.

Ein Irrtum: Gold wäre nur etwas für Reiche
Zwar ist Gold in der Tat ein vergleichsweise wertvoller Rohstoff und für einen 400-Unzen-Barren (12,5 kg), wie man ihn aus Hollywood-Filmen kennt, beträgt der Preis etwa 800.000 USD. Doch um grundsätzlich in Gold zu investieren, muss der Anleger nicht auf einen Schlag eine hohe Summe aufbringen. Zum einen gibt es Gold in kleinen Stückelungen ab einem Gramm zu kaufen, zum anderen lässt sich mithilfe eines Sparplans mit vergleichsweise niedrigen monatlichen Raten kontinuierlich auf eine größere Goldposition hinsparen.

Önder Çiftçi, Ophirum

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