Rentenreform: Vorstoß der Bundesregierung bei privater Altersvorsorge

Allerdings sollte niemand auf die neue Gesetzeslage zur Rentenreform warten, sondern heute schon für sich handeln. Von Heiko Hauser*

Die vom Bundesfinanzministerium vorgeschlagenen Eckpunkte einer Reform der privaten Altersvorsorge ist ein Schritt in die richtige Richtung. Damit stellt sich die Bundesregierung endlich den Herausforderungen des demografischen Wandels auf einem Gebiet, das für Millionen von Menschen von höchster Bedeutung ist. Der Schritt kommt spät, aber besser spät als nie.

Plansecur hatte erst in diesem Frühjahr aufgrund einer aktuellen Statista-Prognose dazu geraten, die persönliche Altersvorsorge der weiterhin steigenden Lebenserwartung anzupassen, um vor Altersarmut geschützt zu sein. Laut Prognose erhöht sich die Lebenserwartung in den nächsten 50 Jahren um weitere fünf Jahre. Demnach soll sie im Jahr 2070 durchschnittlich bei 88,2 Jahren (Frauen) bzw. 84,6 Jahren (Männer) liegen.

Lebensstandard ohne ergänzende private Altersvorsorge nicht zu halten

Derzeit Erwerbstätige sollten allerdings nicht auf Ergebnisse aus dem jüngsten Vorstoß des Bundesfinanzministeriums warten. Wer heute im Berufsleben steht, sollte so früh wie möglich im Leben beginnen, privat vorzusorgen. Der größte Hebel beim Sparen ist der Zeitfaktor. Als für viele Menschen bestes Mittel gegen Altersarmut hat sich nach Einschätzung des Finanzexperten eine private Rentenversicherung mit Fondsbeimischungen und einem Aktienfondssparplan erwiesen. In beiden Fällen legt man jeden Monat einen festen Betrag an, der in die Versicherung bzw. den Fonds einfließt.

Genau diese Finanzprodukte, die die beste Ergänzung zur staatlichen Rente darstellen, hat die Politik bislang ignoriert. Sie wurden den sogenannten Kapitalanlageprodukten in der dritten Schicht zugeordnet und in der Ansparphase nicht gefördert, weder durch Steuerabzüge noch durch staatliche Zulage. Die Begründung lautete stets, dass diese Finanzprodukte die eingezahlten Beträge nicht zu 100% garantieren und teilweise auch keine Verrentung vorgesehen sei. Jetzt scheint der Staat endlich zur Einsicht zu kommen und zu verstehen, dass etwas geringere Garantien und dafür höhere Renditen Hand in Hand gehen.

Dynamisierung entscheidet über Erfolg

Entscheidend für den Erfolg der auf Jahrzehnte angelegten Rentenreform ist nach Einschätzung des Finanzexperten die Dynamisierung bei der staatlichen Förderung. So ist zum Beispiel der für die sogenannte Riester-Rente seit 2008 starre Höchstbetrag von 2.100 EUR pro Jahr als steuerlicher Sonderausgabeabzug viel zu gering. Der Förderrahmen muss jährlich angepasst werden, damit beim Eintritt ins Rentenalter ein Betrag übrigbleibt, der zu diesem Zeitpunkt für eine finanzielle Absicherung im Alter reicht.

Wichtiges Signal aller demokratischen Parteien

Es ist höchste Zeit, eine auf Jahrzehnte hinweg tragfähige Reform für die Altersvorsorge zu schaffen. Die Herausforderung liegt darin, ein dem demografischen Wandel angepasstes Rentensystem zu etablieren, das weit über die aktuelle Bundesregierung hinaus Wirkung zeigt. Hierzu ist eine parteiübergreifende Zusammenarbeit nötig. Es wäre ein wichtiges Signal aller demokratischen Parteien, dass sie gemeinsam in der Lage sind, ein für die meisten in Deutschland lebenden Menschen existenziell wichtiges Thema anzupacken und auf einen stabilen Weg zu bringen.

*) Heiko Hauser ist Geschäftsführer von Plansecur, einer konzernunabhängigen Unternehmensgruppe für Finanzplanung und Vermittlung, die Wert auf hohe ethische Grundsätze legt. Die Gruppe gehört mehrheitlich ihren Beratern, die am Unternehmen beteiligt sind.

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