Künstliche Intelligenz (KI) und Biotechnologie – kein Widerspruch!

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Wo entwickeln sich die Marktführer von morgen? Steven Smith, Investment Director bei Capital Group, hat beim Capital Ideas Live Event in Frankfurt einen Ausblick gewagt. Für ihn stechen besonders zwei Bereiche heraus: Künstliche Intelligenz (KI) und Biotechnologie. Allerdings hat er auf beide Sektoren eine besondere Sichtweise.

Der rasante Aufstieg von Künstlicher Intelligenz

„Ich gehe fest davon aus, dass Unternehmen aller Branchen, nicht nur Spitzentechnologiefirmen, von KI profitieren werden“, so der Experte. „Ich glaube auch, dass es eine Reihe von Start-ups geben wird, die die Technologie auf neuartige Weise einsetzen, um scheinbar unlösbare Probleme zu bewältigen.“ Smith sieht eine Vielzahl von Anwendungen in verschiedenen Bereichen, von Marketing und Vertrieb bis hin zu Landwirtschaft und Produktion. Der weltweite Markt für künstliche Intelligenz werde auf etwa 120 Mrd. USD geschätzt – eine Zahl, von der einige Forschungsinstitute erwarten, dass sie sich bis 2030 um ein Vielfaches auf 1,6 Bio. USD erhöhen könnte, vorausgesetzt die Technologie entwickelt sich weiter. „Dennoch darf nicht vergessen werden, dass sich die KI nach wie vor in einem frühen Entwicklungsstadium befindet“, mahnt Smith. „Man kann nur vermuten, wie die Technologie in 10 Jahren aussehen könnte, wie lange es dauern wird, bis die Verbraucher Vertrauen fassen, und wie sehr sich KI-Anwendungen in unserem Alltag tatsächlich durchsetzen könnten.“

Zugang zu einer breiten Palette von Investitionsmöglichkeiten in KI
Derzeit lasse sich der KI-Markt im Wesentlichen in vier Segmente einteilen: Datenverarbeitung, Infrastruktur, Entwickler und Anwendungen. Der größte Teil des aktuellen Hypes um KI konzentriere sich auf Entwickler wie OpenAI (das Unternehmen hinter ChatGPT), aber tatsächlich entfalle der Großteil der KI-bezogenen Ausgaben auf das Rechensegment, welches unter anderem für das maschinelle Lernen verantwortlich ist. „Es ist zwar schwierig, sich vorzustellen, was aus der KI im nächsten Jahrzehnt werden könnte, aber wir wissen, dass für KI-Modelle riesige Mengen an Daten gesammelt, gesäubert und analysiert werden müssen“, betont Smith. Da die Aufgaben immer komplizierter würden, steige auch die erforderliche Rechenleistung.

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KI wird aus dem Alltag genauso wenig wegzudenken sein wie Smartphones, Computer oder das Internet. Angesichts der explosionsartigen Zunahme von Anwendungen, die diese Technologie ermöglicht, glaube ich, dass die KI-Revolution vielen Unternehmen Auftrieb geben und überzeugende Investitionsmöglichkeiten bieten wird“, betont der Experte. Das Wachstum der KI-Technologien sei jedoch nur einer der anhaltenden, langfristigen Trends, die ein höheres potenzielles Ertragswachstum bieten könnten.

Biotech-Investitionen: Warum es sich lohnt, profitabel zu sein
Im Fokus stehen derzeit auch Biotech-Aktien. Eine Online-Suche liefert eindeutige Ergebnisse: „Biotech-Aktien mit Blockbuster-Potenzial“ oder „Drei hochriskante Biotech-Aktien, die Sie reich oder Pleite machen können“. „Solche Schlagzeilen spiegeln die allgemeine Wahrnehmung von Biotech-Investitionen wider – wachstumsstark und risikoreich“, sagt Smith. Aber ist diese Wahrnehmung wahr? Laut Smith gebe es in diesem Sektor eine ganze Reihe von Start-up-Unternehmen, die Unmengen von Kapital einsetzten, in der Hoffnung, das nächste Pharmacyclics oder Acerta Pharma zu werden, die Entwickler der revolutionären Leukämiemedikamente Imbruvica bzw. Calquence.

„Es gibt jedoch auch Biotech-Unternehmen, die nicht zum spekulativen Lager gehören“, betont der Experte. „Dazu gehören multinationale Unternehmen, die bereits Medikamente auf den Markt gebracht haben und eine nachhaltige Rentabilitätsbilanz vorweisen können, sowie Firmen, die kurz davor stehen, neue Therapien auf der Grundlage bewährter Technologien auf den Markt zu bringen.“ Die letztgenannte Gruppe sei besonders interessant, da Investitionen in Biotech-Unternehmen, die sich in einer Phase nachhaltiger Rentabilität befinden, zu attraktiven Renditen führen könnten.

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Zwei der größten Biotech-Unternehmen innerhalb des MSCI All Country World Index (ACWI), Regeneron Pharmaceuticals und Genmab, seien Paradebeispiele für diese Beobachtung. Bei beiden Unternehmen sei es zu einem deutlichen Anstieg der Aktienrenditen gekommen, sobald sich ihr Gewinn pro Aktie (EPS) in den positiven Bereich bewegt habe. Bei Regeneron sei dies 2011/2012 dank der Markteinführung von Eylea, einem Medikament zur Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration, zu beobachten gewesen.

Investitionen in rentable Biotechs
Nach Ansicht Smiths müssen Anleger bei der Portfolio-Allokation nicht auf das spekulative Segment des Marktes setzen. „Biotech-Investitionen werden oft mit risikoreichen und lukrativen Neugründungen in Verbindung gebracht, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befinden und deren Entwicklung mit vielen Unwägbarkeiten behaftet sein kann“, bilanziert Smith. „Allerdings sollte nicht jedes Biotech-Unternehmen als spekulative Investition betrachtet werden.“ Es gebe Unternehmen in der Branche, die auf der Grundlage bewährter Technologien umsatzstarke Medikamente entwickeln würden und entweder rentabel seien oder kurz vor der Gewinnschwelle stünden. Smith konzentriere sich auf Unternehmen, die eine attraktive Mischung aus kurzfristiger Ertragssicht und längerfristigem Wachstumspotenzial bieten könnten.

Steven Smith, Capital Group

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