Börse Stuttgart-News: bonds weekly

STUTTGART (BOERSE-STUTTGART AG) – Der Newsletter rund um den Anleihenhandel. Ausgabe 25 / 21.06.2013

BERNANKE SCHOCKT MÄRKTE

Ein Ende der expansiven Geldpolitik scheint konkret zu werden. Wie Ben Bernanke am Mittwochabend ankündigte, setzt man sich in Reihen der Fed immer ernsthafter mit einer Drosselung der Anleihekäufe auseinander. Der komplette Ausstieg aus den Anleihekäufen soll, sofern es der Arbeitsmarkt zulässt, bereits im kommenden Jahr erfolgen. In einer ersten Reaktion reagierten die Anleger geschockt, auf die Aussagen des Fed-Chefs.

Fed: Bernanke stellt Drosselung der Anleihekäufe in Aussicht

Die jüngsten Prognosen geben durchaus Grund zur Hoffnung. Laut Berechnungen der Fed könnte die US-Arbeitslosenquote im laufenden Jahr auf 7,2 Prozent absinken, bevor sie 2014 endgültig die „magische“ Grenze von 6,5 Prozent nach unten durchbrechen könnte. Für 2015 stellen die Experten der Fed gar eine Arbeitslosenquote von unter 6,0 Prozent in Aussicht. Was Anleger an dieser eigentlich positiven Nachricht stört, ist der sich hieraus ergebende Sekundäreffekt. Denn bereits im Frühjahr koppelte Ben Bernanke die expansive Geldpolitik an die Situation am Arbeitsmarkt. Und auch am Mittwoch betonte Bernanke, dass, sofern die „ Prognosen tatsächlich eintreffen, […] die Anleihenkäufe Mitte kommenden Jahres“ enden könnten. Eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent gilt dem sogenannten Offenmarktausschuss der Fed, als entscheidende Zielmarke, ab der man einen sukzessiven Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik wagen kann. Zwar wurde in den vergangenen Tagen immer wieder darüber spekuliert, dass die Fed vielleicht schon im Spätsommer mit einer Drosselung der Anleihenkäufe beginnen könnte. Gewicht bekamen dieses Spekulationen jedoch erst mit den Aussagen Bernankes, der die Wahrscheinlichkeit einer Reduktion der Anleihekäufe für dieses Jahr, als „hoch“ einstuft. Allein der Bund-Future verlor in einer ersten Reaktion über 100 Basispunkte.

Doch während viele Investoren gereizt auf einen anstehenden Ausstieg reagierten, nahmen viele Volkswirte die Aussagen wohlwollend zur Kenntnis. So zeigte sich beispielweise Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank über den klaren Fahrplan der Fed erfreut. Der Finanzexperte gegenüber der ARD: „Für die nächsten Wochen dürfte am wichtigsten sein, dass wir nun einen klaren Fahrplan für das „tapering“ [Anm.: Drosselung der expansiven Geldpolitik] haben“. Anders formuliert: Die Marktakteure bekommen Zeit sich auf den schrittweisen Entzug des billigen Geldes vorzubereiten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass ein solcher schrittweiser Ausstieg aus QE III nur möglich scheint, da sich die fundamentalen Daten vom Arbeitsmarkt verbessern und die Konjunktur in den USA ebenfalls an Fahrt gewinnt. Und, zu guter Letzt, ist ein schrittweises Ende von QE III alternativlos. Früher oder später muss die USA die Rückkehr zur Normalität finden. Jetzt herrscht wenigstens eine grundsätzliche Klarheit unter welchen zeitlichen Rahmenbedingungen dies stattfinden soll.

Deutsche Konjunkturaussichten: ZEW-Index überrascht positiv

Positiv in die Zukunft blicken auch die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) befragten Fi-nanzexperten. Wenngleich die aktuelle Wirtschaftslage etwas schlechter bewertet wird, zieht der Optimismus für das zweite Halbjahr deutlich an. Mit 38,5 Punkten konnte der Frühindikator um 2,1 Punkte zulegen und lag 0,4 Punkte oberhalb der Erwartungen von Analysten. „Die deutsche Konjunktur dürfte im zweiten Halbjahr 2013 an Fahrt aufnehmen“, so der Präsident des ZEW, Clemens Fuest.

Anlegertrends

Südafrika im Fokus der Anleger

Es ist erst gut drei Jahre her, da herrschte in Südafrika Aufbruchsstimmung. Die Ausrichtung der Fußballwelt-meisterschaft sollte den vorläufigen Höhepunkt eines beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwungs darstellen. Die Investitionen in die Infrastruktur, der Aufbau solider politischer und wirtschaftlicher Strukturen sollten dem Land nachhaltiges Wachstum bescheren. Und bis vor kurzem wähnte sich Südafrika tatsächlich auf einem guten Weg: Durchschnittliche Wachstumsraten von 3,6 Prozent (von 2004 bis 2010), sorgten für eine BIP-Steigerung in Höhe von mehr als 37 (!) Prozent. Und auch in Stuttgart rückte Südafrika und insbesondere die Währung der Afrikaner in den Fokus. Der Südafrikanische Rand (ZAR) galt insbesondere in der Hochphase der Schuldenkrise als echte Alternative zum Euro.

Die Aufbruchsstimmung droht nun ein jähes Ende zu finden. Erst vor gut zwei Wochen präsentierte Südafrika mehr als durchwachsene Wachstumszahlen, die weit unter den Erwartungen von Analysten lagen. Viele Investoren zeigten sich schockiert und zogen nicht nur ihre Gelder aus Südafrika ab. Davon betroffen waren selbstverständlich auch Anleihen notiert in ZAR. Der aufgrund der schwachen Zahlen ohnehin schon hohe Abgabedruck auf den ZAR, wurde durch die einsetzenden Verkäufe noch katalysiert. Binnen weniger Tage verlor der ZAR gegenüber dem Euro über zehn Prozent an Wert und fiel auf den tiefsten Stand seit gut vier Jahren. Auf Jahressicht beläuft sich das Minus des ZAR bereits auf gut 25 Prozent. Nach offiziellen Angaben liegt die Arbeitslosenquote noch immer bei knapp 25 Prozent – die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Die zunehmende soziale Diskrepanz macht sich jetzt immer häufiger auf offener Straße bemerkbar.

Die Verunsicherung der Anleger hinterlässt entsprechende Spuren im Stuttgarter Rentenhandel. Und erneut zählen einige Anleihen der Europäischen Investment Bank zu den größten Verlierern der vergangenen Wochen (Vgl. Bondsweekly KW 24). Allerdings führt die Kombination einer schwachen Währung und nachlassender Anleihekurse bereits wieder dazu, dass einige Anleger den Wiedereinstieg suchen. Anleger setzen dabei auf einen wiedererstarkenden ZAR und damit einhergehenden Kursgewinnen bei entsprechenden Anleihen notiert in ZAR.

bondm-News

Dürr AG

Unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung übernimmt rückwirkend zum 01.06.2013 der Dürr-Konzern den Umwelttechnikspezialisten Luft- und Thermotechnik Bayreuth GmbH (LTB). Der Maschinen- und Anlagenbauer stärkt dadurch seine Marktstellung in der Abluftreinigungstechnik und erweitert sein Technologieportfolio im Unternehmensbereich Clean Technology Systems. Ralph Heuwing, im Vorstand der Dürr AG: „Der LTB-Erwerb ist ein weiterer Schritt beim strategischen Ausbau unserer Aktivitäten in der Umwelt- und Energieeffizienztechnik. Mit LTB erhalten wir Zugriff auf innovative Technologien zur Abrundung unseres Angebotsspektrums und erschließen neue Marktsegmente. Außerdem versprechen wir uns Synergien bei Einkauf und Entwicklung.“

Albert Reiff GmbH &. Co. KG

Die Unternehmensgruppe konnte ihre gesteckten Ziele aufgrund verschiedener Markteinflüsse in den Branchen Technischer Handel und Reifenhandel bisher nicht erfüllen. Bis Mai 2013 erzielte die Gruppe einen Umsatz von 189,5 Mio. Euro (Vorjahr: 213,4 Mio. Euro). Laut Pressemeldung wurden im Groß- und im Einzelhandel die Bestände gesenkt und parallel sollen die Kostenreduktionsprogramme erste Erfolge zeigen.

MAG IAS GmbH

Die MAG Europe Gruppe hat gemeinsam mit ihren Finanzierungspartnern und dem (Treugeber-) Eigentümer Moshe I. Meidar ein Konzept zur Deckung ihres mittel- und langfristigen Finanzierungsbedarfs verabschiedet, das nunmehr den entsprechenden Gremien vorliegt. Dieses besteht im Wesentlichen aus signifikanten Liquiditätsbeiträgen seitens Meidar, der Freigabe von Barsicherheiten durch die Finanzierer und einer Fortführung des bereits bestehenden Avallinienkonzepts bis mindestens 31.12.2015. Mit dem Inkrafttreten der Finanzierung wird die derzeit bestehende Treuhandstruktur aufgehoben, die im November 2011 vereinbart wurde.

zeichnungen in stuttgart

Cloud No. 7 GmbH

Seit Donnerstag ist die 6% Anleihe der Cloud No. 7 GmbH – einer Projektgesellschaft zur Finanzierung der Bauphase des gleichnamigen Immobilienprojektes direkt im Zentrum Stuttgarts – in Zeichnung. Die Cloud No. 7 GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Schwäbische Wohnungs-AG, Stuttgart, die als Projektentwickler schwerpunktmäßig in den Bereichen Wohnen sowie Logistikzentren tätig ist und zur Dr. Aldinger & Fischer Unternehmensgruppe gehört.

Die Unternehmensanleihe mit 4-jähriger Laufzeit dient der Finanzierung der Erstellungskosten des Wohn- und Hotelkomplexes Cloud No. 7. Die Anleihe kann nach einer Laufzeit von 2,5 Jahren (auch teilweise) zurückgezahlt werden.

Peine GmbH

Unternehmensportrait

Die PEINE GmbH gehört zu den führenden europäischen Spezialisten für anspruchsvolle Herrenmode. Hervorgegangen aus dem 1948 in Wilhelmshaven gegründeten Bekleidungsunternehmen BAWI ist PEINE seit mehr als 50 Jahren ein fester Bestandteil des deutschen Herrenbekleidungsmarkts. Unter den Marken BARUTTI und MASTERHAND bietet das Unternehmen hochwertige und ganzheitlich abgestimmte Herrenoutfits sowohl für Freizeit und Job als auch für den Bereich Hochzeits- und Festmode an. Mit einer Exportquote von 50 Prozent vertreibt die PEINE GmbH ihre Produkte weltweit in etwa 40 Ländern an nahezu 1.500 Kunden, zu denen namhafte Modehändler zählen. Creditreform ratet das Unternehmen mit BB-.

Zum Wertpapier

Die Unternehmensanleihe mit einem Volumen von bis zu 15 Millionen Euro dient neben der Refinanzierung bestehender Bankverbindlichkeiten und der Finanzierung des laufenden operativen Geschäftsbetriebs insbesondere dem Auf- und Ausbau von Vertriebsstrukturen. Das Wertpapier weist einen Zinssatz von 8 Prozent p.a. auf und ist im Juli 2018 fällig. Die Anleihebedingungen sehen neben Negativverpflichtung, Pari Passu Klausel und einer Kontrollwechselbestimmung vor, dass die Marken lastenfrei gehalten werden. Außerdem verpflichtet sich das Unternehmen keine Ausschüttungen an die Gesellschafter vorzunehmen, so lange die Eigenmittelquote der Emittentin unter 20 Prozent liegt.

Externer Beitrag präsentiert von:

Dr. Norbert Hagen

Chefredakteur

Anleihen-Compass

www.anleihen-compass.de

HYBRIDANLEIHEN UNTER DRUCK

Die kürzliche Korrektur in den Kursen von Unternehmensanleihen hat die größten Bremsspuren bei den Hybridbonds hinterlassen. Als Grund wird häufig deren „ewige“ oder extrem lange Laufzeit angeführt, die im Umfeld eines erneuten Zinsanstiegs dementsprechend große Kursverluste mit sich bringen würde. Das stimmt unseres Erachtens jedoch nur teilweise und so sind es gerade diejenigen Emissionen innerhalb der Bonitätsklasse Investment Grade, die wir in den vergangenen Tagen genauer angesehen haben.

Die meisten dieser, nur vom Schuldner kündbaren Emissionen, rentieren so hoch, dass eine Ausübung bei der nächsten Rückzahlungsmöglichkeit (Call) im derzeitigen Renditeumfeld wirtschaftlich sinnvoll erscheinen könnte, zumal eine Neuaufnahme von Geld gegebenenfalls in einer anderen Struktur derzeit wesentlich billiger kommt. In EUR gibt es beispielsweise aktuell am Markt eine Callrendite von 3% bei einer Duration von nur 2,5 Jahren, vergleichbar mit der Duration fünfjähriger Titel. Diese wiederum rentieren aber bei knapp unter 2 %. Würde man den Vergleich mit zehnjährigen oder noch längeren Emissionen ziehen, käme man auch bei einer Duration von satten 10,3 Jahren auf eine nur 3,4 %ige Fälligkeitsrendite. Im Hinblick auf das Zinsrisiko könnte daher ein Renditeanstieg um 100 Basispunkte solche Hybridanleihen vermutlich nicht mehr belasten als fünfjährige Papiere!

Zu den Risiken: Die Nachrangigkeit solcher Titel sollte man nicht vergessen, angesichts eine Ratings „Investment Grade“ auch nicht überbewerten. Die potenzielle Ausweitung der Laufzeit über den ersten Call hinaus ist hingegen ein bedeutender Teilaspekt. Beim einen oder anderen Papier müsste der Kapitalmarkt aus heutiger Sicht schon mehr als 100 Basispunkte zulegen, damit der Bond nicht gekündigt wird. Das Risiko steigender Renditen fällt bei „fixed to floating“-Strukturen dagegen noch geringer aus, da deren Verzinsung mit der Geldmarktrendite nach oben wandern würde – ein weiteres Argument für den Emittenten den nächsten Call zu nutzen. Die meisten der vor 2010 emittierten Hybridanleihen binden ihre variable Verzinsung übrigens an den 3-Monats-Libor. Von 2010 bis 2012 waren 5-jährige Swapraten als Basis für die variablen Kupons en vogue. Es gibt sicher noch eine Reihe anderer Determinanten, die ein Unternehmen veranlassen könnten, eine Anleihe zu kündigen.

In den letzten Wochen sind viele Bonds wieder auf das Niveau vom Dezember zurückgefallen – so auch die Hybridanleihen. Die Dominanz von Versorgern und Telekoms unter den Schuldnern – also nicht zyklischen Sektoren – könnte einem Umfeld schwachen Wachstums von Vorteil sein. Zwei Beispiele seien hier exemplarisch genannt, RWE (A1EWR0) und Scottish and Southern Energy (A1A03X). Beide Anleihen haben ein Investment Grade Rating und notieren aktuell über dem Call Kurs, was eine vorzeitige Kündigung sinnvoll machen könnte. Was RWE macht, weiß jeder. Bei der weniger bekannten Scottish and Southern Energy plc (SSE plc) handelt es sich um ein Erdgasversorgungs-, Stromversorgungs- und Telekommunikationsunternehmen mit Hauptsitz in Perth, Scotland. Das Unternehmen operiert in UK und Irland.

börse stuttgart tv

ANGST VOR DEM GELDENTZUG: BÖRSEN NACH FED-SITZUNG IM MINUS

Das Ende ist nah. Zumindest deuten viele Anleger die Worte Ben Bernankes in diese Richtung. Der Fed-Chef stellte gestern eine Drosselung der Anleihekäufe noch für das laufende Jahr in Aussicht. 2014 sollen die Käufe gänzlich eingestellt werden. Was wären die Folgen eines solchen Ausstiegs für den Rentenmarkt? Dietmar Zantke von Zantke Asset Management bei Börse Stuttgart TV.

Neueinführungen an der Börse Stuttgart

Commerzbank begibt öffentlichen Pfandbrief

Kürzlich wurde eine Premiere im Stuttgarter Anleihenhandel eingeführt: der erste öffentliche Pfandbrief der Commerzbank (CZ40JR). Der Pfandbrief entspricht dem deutschen Pfandbriefgesetz. Nach Aussagen der Bank könnte der Bond mit einem Volumen von 500 Mio. Euro nicht der letzte gewesen sein. Demnach plant die Commerzbank künftig weiter Pfandbriefe zu begeben. Der Pfandbrief läuft bis zum 25.06.2018 und weist einen Kupon von einem Prozent auf. Beim aktuellen Briefkurs von knapp unter 99 % entspricht das einer Rendite von 1,26 %.

Quelle: Boerse Stuttgart AG

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