Bet-at-home: Quartalsbericht beruhigt Anleger… ein wenig

Das deutsche Glücksspielunternehmen Bet-at-home hat möglicherweise das Schlimmste hinter sich. Und jetzt? Von Robert Steininger*

Am 21. November legte das Unternehmen seinen Geschäftsbericht für das dritte Quartal 2022 vor. In der Folge konnte sich der Börsenkurs nach einer monatelangen Talfahrt erstmals wieder deutlich erholen. Das Papier verdoppelte seinen Wert in der Folge, liegt aber immer noch deutlich unter dem Jahreshöchststand von 17 EUR.

Umsatzprobleme auf dem Kernmarkt

Im Kernmarkt Deutschland hatte das Unternehmen zuletzt mit erheblichen Umsatzschwierigkeiten zu kämpfen. Der Grund dafür ist vor allem eine Reform des Glücksspielmarkts, die 2021 in Kraft trat. Seither gelten für deutsche Online Casinos zahlreiche Beschränkungen, die sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Obergrenzen für Einzahlungen und Spieleinsätze fallen dabei besonders schwer ins Gewicht.

Auch die Zahlungsmethoden in Online Casinos sind im Ausland deutlich nutzerfreundlicher. So akzeptieren Plattformen mit einer Lizenz aus Malta oder Curaçao nicht nur Methoden wie Kreditkarte oder Paysafecard, sondern auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Zudem verringern hohe Steuern auf Einsätze die Rentabilität der deutschen Plattformen.

Neuausrichtung zeigt Wirkung

Aufgrund rückläufiger Umsätze hatte Bet-at-home im letzten Jahr eine Neuausrichtung des Unternehmens und umfangreiche Sparmaßnahmen bekanntgegeben. Nun konnte die Unternehmensleitung auf diesem Gebiet erste Erfolge vermelden. Die Personalkosten konnten in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23% gesenkt werden.

Für das Jahr 2023 erwartet die Geschäftsleitung, dass sich die Effekte einer neuen Outsourcing-Strategie positiv bemerkbar machen. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar deutlich zurück. Allerdings fiel dieser Rückgang offensichtlich geringer aus, als von Anlegern erwartet. Das dürfte dazu beigetragen haben, das Vertrauen an der Börse in die Bet-at-home-Aktie zu stärken.

Hohe Erwartungen an WM in Katar

Für den Geschäftsbereich Sportwetten erhofft sich die Bet-at-home-Geschäftsleitung einen erheblichen Schub im vierten Quartal durch die Fußball-WM in Katar. Das Großereignis dürfte die Umsätze in den Monaten November und Dezember deutlich steigern. Allerdings sind die Auswirkungen auf das Geschäft auch vom Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft abhängig – die ein weiteres Mal bereits nach der Vorrunde abreisen durfte, wie schon 2018 bei der vorherigen WM.

Verbesserungen im Casinogeschäft erwartet

Die positive Prognose der Geschäftsleitung basiert auf zwei wichtigen Annahmen. Zum einen geht sie davon aus, dass Bet-at-home im dritten Quartal 2022 in Deutschland eine Lizenz für virtuelle Automatenspiele erhält. Das würde Rechtssicherheit schaffen und die Zukunftsplanung des Unternehmens absichern. Allerdings könnte es auf diesem Gebiet auch zu Verzögerungen kommen, denn die Vergabe der neuen Glücksspiellizenzen läuft bislang schleppend.

Zum anderen erwartet Bet-at-home, dass die deutsche Glücksspielbehörde künftig stärker gegen illegale Glücksspielangebote vorgeht. Wenn es gelingt, den Schwarzmarkt einzudämmen, dürfte dies zu einer deutlichen Umsatzsteigerung bei lizenzierten Anbietern führen. Bislang sind allerdings wenige konkrete Maßnahmen erfolgt, um dieses Ziel zu erreichen.

Ausblick

Der Quartalsbericht von Bet-at-home gibt Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Erholung der Unternehmensfinanzen. Aufgrund verschiedener Unwägbarkeiten ist die zukünftige Entwicklung jedoch weiterhin mit Unsicherheiten behaftet. Die nächsten zwölf Monate dürften entscheidend für die Zukunft des Unternehmens sein.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Fußball, Krypto und Verhaltensanalyse.