„E-Stream ist kapitalmarktfähig“

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State-of-the-Art Batterietechnik aus Deutschland? Ja, und zwar aus dem Ruhrgebiet. Die Krefelder setzen auf Rundzellen, viele europäische Hersteller jedoch auf Prismazellen. BondGuide sprach mit Geschäftsführer Thomas Krämer darüber, warum sich welche Technologie durchsetzen sollte und wie es um mögliche Kapitalmarktpläne bestellt ist – denn Forschung und Wachstum sind stets Vorfinanzierungen.

BondGuide
: Herr Krämer, wer oder was ist und macht die E-Stream Energy?

Krämer: Der Fokus von E-Stream liegt auf der Entwicklung und Fertigung von Hochleistungsmodulen im Energiespeicherbereich. Wir sind davon überzeugt, das ist das Thema der Zukunft. Sie müssen sich vorstellen, wo diese Speicherelemente zukünftig zum Einsatz kommen müssen. Alleine in der Automobilindustrie besteht ein ungeheurer Bedarf. Die deutschen Autobauer, wie Mercedes, BMW oder VW haben doch jetzt schon Angst vor Milliardenstrafen, wenn sie nicht Schritt für Schritt CO2-Flottenziele erreichen. Ab dem Jahr 2021 sind über die gesamte Neuwagen-Flotte eines jeden Automobilherstellers nur noch ein Ausstoß von Kohlendioxid je Kilometer von 95 Gramm erlaubt. Gerade erst hat das EU-Parlament noch strengere Regeln für den CO2-Ausstoß beschlossen. Von 2021 bis 2030 müssen schrittweise der Ausstoß bei Autos um 37,5% reduziert werden. Das ist sportlich. Ansonsten werden existenzbedrohende finanzielle Strafen in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. Selbstverständlich produzieren wir auch Lithium-Ionen Speicher, die für stationäre Anwendungen genutzt werden. Das reicht von der heimischen Solaranlage über Industrie-Windkraft oder Solarparks, bis hin zu Speichern für E-Fahrzeug Ladestationen. Hierbei folgen wir dem Motto: auf der grünen Wiese neu gedacht.

„Sie können ein Auto mit unseren Modulen während eines Coffee to go auftanken“

BondGuide: Denken Sie, der aktuelle Hype um E-Mobilität etc. verschafft Ihnen zusätzlichen Rückenwind?
Krämer: In der Welt findet derzeit ein Umdenken statt, das nicht nur von der Bevölkerung, sondern vor allem auch politisch getrieben ist. Dementsprechend sehen wir für die nächsten 5-7 Jahre starken Rückenwind im Bereich der erneuerbaren Energien und den dazugehörigen Energiespeichern. Für die großen Autobauer gibt es schon aus politischen Gründen keinen Weg mehr an Elektro-Fahrzeugen vorbei. Das Thema ist in Deutschland stark im Kommen. Andere Länder sind sogar schon viel weiter. So entstehen beispielweise gerade europaweit Ladeparks für E-Autos, die in der Lage sind, eine Schnellladung zu ermöglichen. Mit der passenden Ladeinfrastruktur treffen unsere Module den Kern der Technik. Mit testierten Ladezeiten von unter 15 Minuten im Bereich von 20 auf 80% bieten wir die Möglichkeit einer Schnellladung, die kaum ein Mitbewerber leisten kann. So könnten Sie ein Auto mit unseren Modulen während eines Coffee to go auftanken. Insofern erwarten wir, dass der Knoten endlich platzt. Die Automobilindustrie wird sich verändern müssen. Wir sind uns sicher, dass wir hier helfen können. Unsere Produkte sind kostengünstig, haltbar und innovativ.

BondGuide: Der Markt ist also breit genug und noch lange nicht gesättigt?
Krämer: Richtig. Deshalb werden vor allem VW und Tesla sich in naher Zukunft, wenn es um die weitere Durchsetzung der E-Mobilität geht, in keinem Fall die Butter vom Brot nehmen lassen; die Treffen zwischen Herrn Musk und Herrn Diess werden weiterhin entspannt ablaufen – in diesem frühen Stadium der Entwicklung muss niemand dem Anderen Marktanteile abjagen. Technisch gibt es aber einen entscheidenden Unterschied der Speicherelemente zwischen Tesla und VW – aber auch zu Mercedes oder BMW. Tesla verbaut Rundzellen, also kleinere Einheiten kompakt, während die deutschen Automobilhersteller auf die unflexibleren Prismazellen gesetzt haben.

BondGuide: Bei wem sehen Sie aktuell die technische Marktführung – aber auch nach vorne gedacht, zukünftig?
Krämer: Das Ziel des Benutzers ist möglichst schnell zu laden, eine hohe Nutzerfreundlichkeit gepaart mit einer langen Laufzeit. Technologisch gesehen ist das ein ziemlicher Balanceakt. Fast alle europäischen Hersteller verwenden große sogenannte prismatische Zellen. Das führt schon oder zumindest bald zu einem Mangel dieses Batterietyps auf den Weltmärkten. Gleichzeitig werden prismatische Zellen nämlich auch als industrielle Batteriespeichersysteme oder für Heimspeicher verwendet. Tesla verwendet statt der prismatischen Batteriezellen Rundzellen. Tesla wie auch E-Stream Energy sehen bei Rundzellen unschlagbare Vorteile gegenüber prismatischen Zellen in den Bereichen wie Energiedichte, thermisches Management, Sicherheit, Performance, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Kosten. Die Autokäufer wollen eine möglichst hohe Reichweite, schnelle Ladung und möglichst kostengünstig unterwegs sein. Das sind momentan die großen Pro‘s von Tesla, aufgrund der Technologie, die E-Stream auch verwendet und sogar noch deutlich weiterentwickelt hat.

„Für die großen Autobauer gibt es schon aus politischen Gründen keinen Weg mehr an Elektro-Fahrzeugen vorbei“

BondGuide: Was genau werden denn ihre nächsten Schritte sein?
Krämer: Wir werden zukünftig unsere Module auf gezielten Plattformen für Automobilhersteller als auch für Zulieferer präsentieren, um strategische Partnerschaften im Bereich der Industrialisierung zu knüpfen. Ebenfalls überlegen wir uns aktuell mit einem ausländischen Automobilhersteller zu kooperieren und unsere Speicherelemente in diese Fahrzeuge einbauen zu lassen. Bei den Festanlagen sinken die Einspeisevergütungen signifikant. Anbieter versuchen fast schon verzweifelt, ihre Anlagen noch wirtschaftlich zu betreiben. Wir sehen in Deutschland nach der zwanzigjährigen Förderung erstmals Anlagen, die aus dem EEG herauskommen – die aber noch eine Restnutzungsdauer haben, wodurch sich Betreiber die Frage stellen, was sie nun damit tun sollen. Wir reden aber nicht nur von Deutschland, sondern mittelfristig von Europa und perspektivisch vielleicht sogar von den USA. Der Trend zur CO2-Vermeidung oder -Reduzierung ist inzwischen überall erkennbar. Damit wird unser nächster Schritt bei den stationären Anwendungen der Eintritt in neue sowohl inländische als auch ausländische Märkte sein. Sie sehen, E-Stream ist in einem Wachstumsmarkt, der noch in den Kinderschuhen steckt, sich aber sehr schnell entwickelt, unterwegs.

BondGuide: In welchen Bereichen liegt derzeit Ihr Hauptaugenmerk?
Krämer: In unserem Kompetenzzentrum in Mönchengladbach können mögliche Kooperationspartner unsere Produkte und Prototypen auf Herz und Nieren prüfen. Durch diese Transparenz ist es uns gelungen, bereits mehrere Projektpartner für z.B. die Entwicklung eines Antriebs für ein Hybridfahrzeug zu gewinnen. Neben der gezielten Suche nach weiteren Projektpartnern und Kooperationen fokussieren wir uns jetzt nach der erfolgreichen Entwicklung auf den Vertrieb unserer Batteriezellen, Module und Speicherschränke. Natürlich ist die Steigerung unseres Bekanntheitsgrads ein weiteres großes Thema, um uns in dem gehobenen Segment zu positionieren. Damit wäre es automatisch einfacher, Kooperationen mit Premium-Automobilherstellern und deren unmittelbaren Zulieferern zu generieren. Momentan ist das Unternehmen leider noch zu wenig bekannt. Glauben Sie mir, wir arbeiten daran und wir sind von unserem Produkt absolut überzeugt. Dementsprechend werden wir auch unseren F&E-Bereich weiter stärken. Außerdem wären wir damit in der Lage, größere Anlagen im stationären Bereich selbst zu fertigen. Je stationärem Energiespeicher für z.B. Windkraftparks kann man von Kosten bis zu 4 Mio. EUR ausgehen, die eben vorfinanziert werden müssen.

BondGuide: Wie sieht es denn mit der Wirtschaftlichkeit Ihres Geschäftes aus?
Krämer: Wir schreiben bereits schwarze Zahlen und haben in der Vergangenheit einen Jahresüberschuss von rund einer halben Million erwirtschaftet. In den nächsten Monaten planen wir nach der abgeschlossenen Zertifizierung den Vertrieb hochzufahren und in neue Projekte einzutauchen, so dann also auch den Umsatz zu steigern. Aktuell ist unsere Bilanz noch recht überschaubar.

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: Gibt es Pläne bezüglich des Kapitalmarkts, der ja die notwendigen Ressourcen für Investitionen bringen könnte?

Krämer: Wir stehen dem Kapitalmarkt offen gegenüber: Das haben wir im Blick. Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir uns allerdings noch nicht sicher, in welcher Form wir den Kapitalmarkt in der Zukunft nutzen möchten. Das hängt von unserer Entwicklung ab, ob wir EK oder FK über den Kapitalmarkt aufnehmen wollen. Aber eines ist gewiss: E-Stream ist kapitalmarktfähig.

Thomas Krämer, CFO, E-Stream Energy

BondGuide: Herr Krämer, ganz herzlichen Dank für Ihre Zeit und erläuternden Einblicke in die Materie.

Interview: Falko Bozicevic, Timothy Veigel

Thomas Krämer ist Chief Financial Officer (CFO) der E-Stream Energy Management GmbH. Damit verantwortet er die Bereiche Finanzen und Rechnungswesen. Gemeinsam mit Dirk Köster hat Thomas Krämer den Aufbau und die Entwicklung von E-Stream Energy in den vergangenen Jahren maßgeblich vorangetrieben.

Fotos @ E-Stream Energy GmbH & Co KG