Federated Hermes: Wirtschaftliche Erholung bleibt fragwürdig

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Regelmäßig kommentieren Eoin Murray und Geir Lode von Federated Hermes die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diesmal: von steigenden Schulden, kurzfristigen Hochstimmungen und anhaltender Unsicherheit.

Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes:

Vor der globalen Finanzkrise hatte die US-Wirtschaft einen Wachstumstrend des realen BIP von etwa 3,2%, der nach der Rezession im Jahr 2008 auf einen Wert von etwa 2,2% zurückging. Anstatt die Schuldenprobleme zu reduzieren, führte die Geldpolitik neben der Rettung der Wirtschaft unbeabsichtigter Weise sogar zu mehr unproduktiver Verschuldung und einem generellen Anstieg.

Die aktuelle Pandemie und die politische Reaktion darauf haben zu einem weiteren Anstieg der Schulden auf neue Höchststände geführt, was voraussichtlich zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf 1,5% oder sogar weniger führen wird. Wir können daraus schlussfolgern: Wahrscheinlich wird der Virus-Effekt die 2008/09 erlittenen Schäden in Bezug auf das BIP in den Schatten stellen. Und wir könnten – falls eine starke Erholung und/oder Verlangsamung der Wachstumsrate ausbleibt – durchaus verlorene, schwache Wachstumsdekaden für die Volkswirtschaften dieser Welt erleben.

Eoin Murray, Federated Hermes

Ein langsameres Wirtschaftswachstum verbunden mit dem Potenzial für höhere Steuern erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass mit Blick auf das Risiko-Ertrags-Profil Risiken in der Zukunft überwiegen könnte – auch wenn all diese Probleme Zeit brauchen werden, um sich auszuwirken.

Kurzfristig dreht sich alles um die Marktstimmung. Und die ist im Moment unwiderruflich bullish. Das Verhältnis des Handelsvolumens der einzelnen Aktienoptionen zum Volumen der gehandelten Aktien ist weiterhin fröhlich auf dem Weg nach oben – über 1 hinaus.

Geir Lode, Head of Global Equities, bei Federated Hermes:

Nach dem Ausverkauf in der vergangenen Woche sind die Aktienmärkte wieder auf Kurs: Der NASDAQ-Index für Tech-Aktien hat sich erholt und der VIX-Volatilitätsindex ist auf ein „normales“ Niveau zurückgegangen. Es dominieren Momentum-Faktoren, die größtenteils auf das Wiederaufleben von Tech-Namen zurückzuführen sind, während Value weiterhin unterdurchschnittlich abschneidet.

Geir Lode, Federated Hermes

Am Mittwoch gab die Fed in ihrer letzten Sitzung vor den US-Präsidentschaftswahlen bekannt, dass die Zinssätze voraussichtlich bis mindestens zum Jahr 2023 niedrig bleiben werden. Darüber hinaus gab sie bekannt, dass sich die US-Wirtschaft schneller erhole als bisher erwartet, wobei für dieses Jahr eine Schrumpfung von 3,7% gegenüber 6,5% prognostiziert wird. Obwohl dies die Aktien in den USA generell unterstützen sollte, zeigen die jüngsten Datenveröffentlichungen, dass sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im August verlangsamt hat, was die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung verdeutlicht.

In Europa stehen die Märkte dem Wiederaufleben von COVID-19 skeptisch gegenüber, wobei die Fälle in mehreren Ländern zunehmen. Obwohl die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle nach wie vor gering ist, droht das Schreckgespenst weiterer regionaler oder sogar nationaler Lockdowns. Daher bleibt Unsicherheit das Schlagwort. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass die Diversifizierung in den kommenden Monaten weiterhin von entscheidender Bedeutung sein wird.

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