Der EU droht eine Zahlungskrise

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Die Europäische Union hat bei der Erstellung ihres Haushalts für das kommende Jahr den Wettlauf mit der Uhr verloren. Für das EU-Budget 2015 ist es Unterhändlern der EU-Staaten und des Europaparlaments nicht rechtzeitig gelungen, sich auf einen Kompromiss zu einigen. Wenn es die Beteiligten nicht schaffen, bis zum Jahresbeginn eine Einigung zu erzielen, wird die Union gezwungen sein, sich mit Notbudgets über die Runden zu retten.

Unterdessen bleiben zahlreiche Rechnungen der Kommission unbezahlt. Auch Gelder für Landwirte oder arme Regionen in der Union würden dann vorerst nicht mehr fließen. Glaubt man den Vorwürfen von Europaparlamentariern, riskieren manche Regierungen der Mitgliedstaaten eine Zahlungskrise der Union.

Der Streit entzündete sich an einem Mehr von 6 Mrd. EUR, die die Europaabgeordneten forderten, die Staaten aber nicht bereit waren zu geben. Zu dem Budgetpaket gehören auch Nachforderungen Brüssels an Großbritannien oder die Niederlande, weil dort die Wirtschaft besser lief als ursprünglich erwartet. Allein auf London kommen 2,1 Mrd. EUR zusätzlich zu. Nun muss die EU-Kommission einen neuen Haushaltsentwurf vorlegen. Die Behörde hatte im Juni vorgeschlagen, die Ausgaben um knapp 5% auf 142 Mrd. EUR zu steigern.

Ein gewisser Hoffnungsschimmer existiert dennoch. So haben sich laut Aussagen von Verhandlungsteilnehmern die Meinungsverschiedenheiten vermindert, so dass die Verhandlungen auf der Basis des neuen Kommissionsvorschlags vielleicht doch noch zum Erfolg geführt werden können. Falls dies aber nicht gelingt, stünde der EU ab 1. Januar monatlich nur noch ein Zwölftel des Budgets zur Verfügung, was die Planung lang laufender Vorhaben erheblich erschweren würde.

SAP‘s Trilogie
Nachdem in den vergangenen Wochen oftmals Anleihen im Doppelpack begeben wurden, hat sich in dieser Woche der führende Anbieter von Unternehmenssoftware, die SAP SE, mittels einer Trilogie frisches Geld am Kapitalmarkt beschafft.

SAP_Locations_St_Leon-Rot_2012_013_t@855x600Hierzu wurde ein Floater (3M-Euribor+30 / A13SL1) mit einer Fälligkeit 11/2018 begeben. Das Volumen dieser Tranche beläuft sich auf 750 Mio. EUR. Eine weitere Milliarde EUR wurde als Anleihe (A13SL2) mit einem Laufzeitende am 20.02.2023 und einem Kupon von 1,125% aufgelegt. Als Emissionspreis wurde 99,478% vereinbart, was einem Emissionsspread von +40 bps über Mid Swap gleich kam. Bei der dritten Tranche (A13SL3) mit Fälligkeit am 22.02.2027 und einem Volumen von ebenfalls 1 Mrd. EUR wurde ein jährlicher Kupon von 1,75% festgeschrieben. Der Emissionspreis von 99,284% entsprach einem Spread von +60 bps über Mid Swap. Alle drei Tranchen wurden in der für Privatanleger interessanten Variante von nominal 1.000 EUR als kleinster handelbaren Einheit aufgelegt.

bggroupAber auch das britische Energieunternehmen BG Group plc, das im FTSE 100 gelistet ist, hat sich am Kapitalmarkt aktiv gezeigt. Durch das Tochterunternehmen BG Energy Capital plc wurden zwei Anleihen aufgelegt. Der mit einer Laufzeit von 8 Jahren ausgestattete 775 Mio. EUR schwere Bond (A1ZSF2) ist mit einem jährlichen Kupon von 1,25% versehen. Der Emissionspreis wurde mit 99,894% fixiert, was einem Spread von +50 bps über Mid Swap entspricht. Die zweite Anleihe (A1ZSF3) mit einem Volumen von 800 Mio. EUR verfügt über einen jährlichen Kupon von 2,25%, ist am 21.08.2029 endfällig und wurde bei 99,899% begeben. Dies kommt einem Emissionsspread von +85 bps über Mid Swap gleich.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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