
Die möglichen Überraschungskandidaten für den nächsten Zyklus Australien, Indien und Saudi-Arabien analysiert Dina Ting, Franklin Templeton*
Australien: vorsichtiger Anker im Wandel
Der australische Aktienmarkt hat seit Jahresbeginn in US-Dollar gerechnet rund 17% zugelegt – eine moderate, aber stetige Performance, die eher Ausgewogenheit als Überschwang widerspiegelt. Das Wachstum wurde durch robuste Rohstoffexporte, einen steigenden Konsum und eine vorsichtige geldpolitische Lockerung gestützt. […]
Für globale Anleger ist Australien unserer Meinung nach ein Anker mit geringer Volatilität und Einkommensorientierung – eine Wirtschaft, die durch politische Stabilität und Haushaltsdisziplin gestützt wird, aber durch die Abhängigkeit vom Ausland eingeschränkt ist. Sollte Chinas Erholung ins Stocken geraten oder die Rohstoffpreise nachgeben, könnte sich die Exportdynamik verlangsamen.
Nach unserer Analyse ist Australien jedoch aufgrund seiner diversifizierten fiskalischen Unterstützung und seiner Ressourcenposition besser als viele andere Länder in der Lage, die globale Unsicherheit zu bewältigen.
Indien: Pause vor der nächsten Etappe
[…] Der anhaltende Ausbau der Infrastruktur und die rasche Digitalisierung führen in Indien zu messbaren Produktivitätssteigerungen.
Die staatlichen Investitionsausgaben haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verfünffacht und beliefen sich im Haushaltsjahr 2025/26 auf etwa 3,4% des BIP, während auch die Investitionsausgaben des privaten Sektors Rekordhöhen erreichten. Im digitalen Bereich verbessern Initiativen wie die Unified Payments Interface (UPI), die Ausweitung der Breitbandversorgung und die Digitalisierung der Logistik die Transaktionseffizienz und senken die Kosten.
[…] Die kürzlich angekündigten US-Zollbefreiungen für ausgewählte in Indien montierte Unterhaltungselektronik – insbesondere im Premium-Smartphone-Segment – haben jedoch die Position des Landes in den globalen Hightech-Lieferketten gestärkt. Diese Veränderungen tragen dazu bei, die Abläufe zu rationalisieren, die Kapazitätsauslastung zu erhöhen und die Produktion zu verbessern – Faktoren, die sich zunehmend in stärkeren Gesamtfaktor-Produktivitätskennzahlen widerspiegeln.
[…] Einige Investoren haben sich günstiger bewerteten asiatischen Wettbewerbern zugewandt, doch die langfristige Attraktivität Indiens – begründet durch seinen demografischen Vorteil, die Expansion des verarbeitenden Gewerbes und die Reformdynamik – bleibt unserer Analyse zufolge überzeugend.
[…] Wenn die finanzpolitische Vorsicht anhält und die privaten Investitionen wieder anziehen, könnte Indien 2026 seine Führungsposition unter den Schwellenländern zurückerobern, sodass die derzeitige Konsolidierung eher einen potenziellen Einstiegspunkt als einen strukturellen Rückschlag darstellt.
Saudi-Arabien: Geduld inmitten einer sich wandelnden Energielandschaft
Der saudische Markt war in diesem Jahr der schwächste unter den großen Wettbewerbern und stieg in US-Dollar gerechnet nur um etwa 2%, da gedämpfte Ölpreise und eine geringere Beteiligung ausländischer Investoren die Renditen belasteten. […]
Dennoch wächst die Nicht-Öl-Wirtschaft weiterhin um über 4%, angetrieben durch Rekordzahlen im Tourismus, Immobilienentwicklungen und groß angelegte Projekte im Rahmen der Vision 2030. Die Bereitschaft der Regierung, Haushaltsdefizite zu tolerieren, spiegelt eine bewusste Strategie wider: die Finanzierung kurzfristiger Ungleichgewichte, um die langfristige Diversifizierung weg von Kohlenwasserstoffen zu beschleunigen.
Im Wesentlichen tauscht Saudi-Arabien kurzfristige finanzielle Entlastung gegen strukturelle Transformation ein, gestützt durch seine starken Reserven und seine moderate Verschuldung. Der Public Investment Fund (PIF) bleibt ein zentraler Stabilisator, der Staatsvermögen in grüne Energie, Infrastruktur und Logistikzentren lenkt. […]
Für langfristige Anleger bietet Saudi-Arabien eine konträre Wertstory – kurzfristige Gegenwinde verdecken die stetige Transformation seines Wachstumsmodells von Kohlenwasserstoffen hin zu Dienstleistungen und Technologie. Mit fortschreitenden Reformen halten wir eine schrittweise Neubewertung saudischer Vermögenswerte für zunehmend plausibel.
*) Dina Ting ist VP ETF Distribution EMA bei Franklin Templeton.
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