Bond Market Report am 13. Juli: Einigung in Griechenlandkrise, Iran-Verhandlungen, Anleihe- & Geldmarkttransaktionen

Den Grexit vorerst abgewendet?!
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Der Krisengipfel in Brüssel endet vorerst mit einer „Einigung“: So haben die 19 Euroländer am Montagmorgen nach einer 17-stündigen Marathonsitzung einen Kompromiss im griechischen Schuldendrama erreicht. EU-Ratspräsident Donald Tusk schrieb via Twitter: „Der Euro-Gipfel hat eine einstimmige Einigung erreicht. Alles ist bereit für ein ESM-Programm für Griechenland mit ernsthaften Reformen und finanzieller Hilfe.“ Danach soll der europäische Rettungsschirm ESM Griechenland Kredite zur Verfügung stellen, um eine Staatspleite und ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone abzuwenden, vorausgesetzt Griechenland leite umfangreiche Reformen in die Wege. Letzter Streitpunkt war offenbar die Einrichtung eines Treuhandfonds im Ausland, an den griechisches Staatsvermögen übertragen werden soll. Der geplante Privatisierungsfonds über 50 Mrd. EUR soll auch für die Rückzahlung von Schulden verwendet werden. Die Eurofinanzminister rechnen damit, dass Griechenland in den nächsten drei Jahren zusätzlich 82 bis 86 Mrd. EUR benötigen wird. Ein Teil davon soll aus Privatisierungen kommen. Ein nominaler Schuldenschnitt kommt für die Europartner weiterhin nicht in Frage, dagegen sei eine Erleichterung des Schuldendienstes etwa durch Aufschiebung der Fälligkeiten denkbar.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit      Land         Indikator                                              Periode       Schätzung       Letzter

                IT            2018/22/32/46 Bonds
                GE           6 M Schätze
                BE           2019/25/45 Bonds
                FR           3/5/12 M Schätze
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Deal mit Griechenland kommt zustande!

• Nach Berechnungen der Troika liegt der Finanzbedarf Griechenlands in den kommenden drei Jahren noch höher als bisher angenommen
• Umfangreiche Vorleistungen werden von Griechenland erwartet

Marktkommentar
Griechenland wird weiterhin das beherrschende Thema sein. Die Verhandlungen zur weiteren Stützung des Landes, die am Samstag durch die Finanzminister der Eurogruppe begonnen haben, wurden am Sonntag von den Staats- und Regierungschefs der Eurogruppe fortgesetzt. Am frühen Montagmorgen gab es aber noch nichts Zählbares.

Die Analyse der finanziellen Situation Griechenlands durch die Troika hat erst einmal einen wesentlich höheren Finanzbedarf zu Tage gefördert, als bisher im Raum stand. Aus 53,5 Mrd. EUR bis Ende 2018 wurden nach der Analyse nun zwischen 74 und 86 Mrd. EUR.

Zinsdifferenz 10-jährige StaatsanleihenInzwischen wurde der griechischen Administration nach der Beratung der Eurogruppe eine umfangreiche Liste an Maßnahmen vorgelegt, deren Erfüllung man erwarte. Diese geht weit über das Angebot Griechenlands hinaus. Zudem sind einige Maßnahmen sofort (Zustimmung des griechischen Parlaments bis 15. Juli) von Griechenland umzusetzen, um die zerstörte Vertrauensbasis wieder zu kitten, von Wiederherstellen kann noch keine Rede sein. Weitere Maßnahmen sollen dann dem Vernehmen nach bis zum 20. Juli umgesetzt sein.

Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, solle es Verhandlungen über ein drittes Stützungspaket auf Basis der heute erreichten Übereinkunft geben. Eine Zusicherung, dass es tatsächlich zu einem Stützungspaket kommen werde, solle Griechenland aber nicht erhalten. Ein Grexit wäre also nach wie vor möglich.

Die Zwischenfinanzierung des Landes für die nächste Zeit müsste dann auch sichergestellt werden. Dazu kursieren derzeit verschiedene Vorschläge. Insgesamt ist es aber weiterhin noch nicht klar, ob es überhaupt so weit kommen wird. Die Verhandlungen halten weiterhin an. Während Frankreich und Italien Griechenland im Euroraum halten wollen, gibt es wohl eine breite Opposition, die das nicht um jeden Preis will, sondern nur unter der Bedingung harter Auflagen und unter Einbeziehung des IWF.

BörsenindizesWenn Griechenland die Forderungen der Geldgeber nicht erfüllen will, wird die EZB wohl heute handeln und die Genehmigung für die Nutzung von ELA zurückziehen müssen. Das würde dann unweigerlich zum Kollaps des Finanzsektors mit anschließender Staatspleite führen.

Selbst wenn man sich einigt, ist es unwahrscheinlich, dass die Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben und die Banken schnell wieder geöffnet werden. Das vielleicht dann erhöhte ELA-Volumen wird so bemessen sein, dass die Banken gerade noch in die Lage versetzt werden, Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Vielleicht muss das maximal abhebbare Geldvolumen dennoch reduziert werden. Nach einem sieht es auf jeden Fall aus: Das Griechenlandproblem dürfte immer noch nicht gelöst sein.

Andere Meldungen gingen da nahezu unter. Anscheinend sind die Verhandlungen mit dem Iran tatsächlich auf der Zielgeraden. An den Ölmärkten glaubt man jedenfalls wegen der nachgebenden Notierungen daran.

Außerdem wurden Außenhandelsdaten aus China veröffentlicht. Die Exporte sind gestiegen, während die Importe zurückgingen.

Heute werden keine weiteren bedeutenden Konjunkturinformationen veröffentlicht. In den kommenden Tagen gibt es jedoch zahlreiche Ereignisse, die für Gesprächsstoff sorgen werden.

Die zahlreichen Anleiheemissionen sowie Geldmarkttransaktionen verschiedener Euroländer dürften problemlos aufgenommen werden.

Rendite Bundesanleihen vs US-StaatsanleihenDer Bund Future sollte wenig verändert eröffnen, es sei denn, man hat sich nicht auf das Betreten des Verhandlungspfads mit Griechenland geeinigt. Allerdings bleibt selbst bei Betreten des Verhandlungspfads so viel Unsicherheit, wie es im Euroraum weiter geht, dass Bunds auch dann gut unterstützt sein sollten. Der Bund Future sollte sich zwischen 149,70 und 152,00 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte sich zwischen 2,28 und 2,45% bewegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben