Zeit für europäische Bankanleihen

Ein Kommentar der Credit-Analysten Soline Poulain und Richard Thomson sowie Portfoliomanager Tim Winstone, Janus Henderson Investors, zu europäischen Bankanleihen 2024.

– Im Vergleich zu anderen Unternehmensanleihen sind Allokationsentscheidungen im Bankensektor bei Investment-Grade-Anleihen meist ausschlaggebend für Performance.

– Trotz der starken Rallye Ende 2023, sehen wir bei europäischen Banken weiterhin Wertpotenziale und rechnen mit einer weiteren Spread-Verengung.

– Schlechte Konjunkturaussichten bringen Banken in gute Position – Fokus auf Banken, die Abschwung standhalten.

– Die meisten Kreditfondsmanager werden zustimmen: Die Entscheidung über die Allokation von Bank- gegenüber Unternehmensanleihen ist eine der wichtigsten zu treffenden Entscheidungen, um eine bestimmte Benchmark zu schlagen.

Banken haben Unternehmen in der Credit-Rallye übertroffen

Europäische Bankanleihen haben bei der Mitte Oktober 2023 einsetzenden Credit-Rallye mit am besten abgeschnitten. Insgesamt bieten Bankanleihen mit BBB-Rating jetzt (per 31. Januar 2024) das 1,3-fache der Spreads von Unternehmensanleihen mit vergleichbarem Rating. Dies ist eine beeindruckende Verengung seit März 2023, als – im Zuge des Zusammenbruchs der Crédit Suisse – die Spreads von Bank- gegenüber Unternehmensanleihen auf das 2,3-fache gestiegen waren.

Credit Suisse AGDie Spreads von Bankanleihen liegen derzeit mit rund 120 Basispunkten (Bp) über den Swap-Sätzen. Sie entsprechen damit rund dem Fünfjahresdurchschnitt, sind aber immer noch höher als Ende 2021, als sie einen Fünfjahrestiefstand von unter 60 Bp erreichten. In der zweiten Jahreshälfte 2023 spiegelte die Outperformance von Bank- gegenüber Unternehmensanleihen das wiedergewonnene Vertrauen der Anleger in Banken wider. Viele Geschäftsergebnisse der Banken übertrafen wiederholt die Konsenserwartungen, und auch die Nachwehen des Crédit Suisse Ereignisses im März beruhigten sich.

Solide Fundamentaldaten stützen Bewertungen

Die Fundamentaldaten der europäischen Banken scheinen derzeit sehr solide zu sein. Sie sind sogar so solide wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. Zum 30. September 2023 lag die harte Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1) der europäischen Banken insgesamt bei 15,6% – ein erheblicher Puffer über die regulatorischen Anforderungen hinaus, trotz der schnellen Kapitalausschüttungen der letzten Jahre. […]

Angebot dürfte 2024 geringer sein

Das Angebot dürfte die Wertentwicklung von Bankanleihen nicht so stark belasten wie 2023. Im vergangenen Jahr war das Angebot an europäischen Bankanleihen mit insgesamt rund 400 Mrd. EUR währungsübergreifend besonders hoch (gegenüber 359 Mrd. EUR 2022). Dieser hohe Betrag war größtenteils auf die Emission vorrangiger Anleihen zurückzuführen, um die erforderlichen Schuldenpuffer (MREL – Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten) vor dem Stichtag am 1. Januar 2024 aufzubauen. Die Banken nutzen die Märkte auch zur Refinanzierung von TLTRO (Targeted Longer-Term Refinancing Operations – Mittel der Europäischen Zentralbank). 2024 werden weitere TLTRO-Mittel fällig, allerdings in deutlich geringerem Umfang als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen 2023 dürfte auch durch einen Überhang aus 2022 beeinflusst worden sein, als die Emissionsmöglichkeiten begrenzt waren. […]

Bankanleihen Europa im Vergleich

Wertpotenziale im Sektor

Die soliden Fundamentaldaten und die Erwartung einer geringeren angebotsbedingten Belastung im Vergleich zu 2023 sprechen für eine selektive Übergewichtung. Die Bewertungen haben sich in der zweiten Hälfte des letzten Jahres stark verbessert, aber wir erwarten eine weitere Verengung, die durch diese Faktoren begünstigt wird.

Das größte Risiko sehen wir in einem externen Schock oder einem idiosynkratischen Ereignis in einem schwachen Unternehmen, das das Marktvertrauen erschüttern würde; ein solcher Schock könnte von makroökonomischen oder geldpolitischen Indikatoren, zunehmenden geopolitischen Spannungen oder politischen Agenden herrühren. Bankanleihen schneiden bei einem Sell-Off am Markt in der Regel schlechter ab. Da Bankpapiere in der Regel eine höhere Liquidität aufweisen, können Anleger Bankanleihen oft zuerst abstoßen, wodurch sich die Spreads für Bankanleihen ausweiten. […]

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