Trumps neuster Geistesblitz: Pharmazölle

Der neueste Auswuchs blitzgescheiter Trump-2.0-Maßnahmen: zusätzliche Pharmazölle. Ein Kommentar von Denis Struc und David Huang, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors.

Pharma-Exposure in CLO[1]-Portfolios sollte aufgrund möglicher US-Pharma-Zölle überdacht werden.

Healthcare – mit etwa 16,5% der europäischen CLO-Sicherheiten, davon nur 6,4% in Pharmazeutika – ist breit diversifiziert. Die Erträge konzentrieren sich auf die EU und die Lieferketten sind flexibel, was direkte Auswirkungen von Zöllen abfedern dürfte.

Mitte Juli kündigte US-Präsident Trump eine gründliche Prüfung potenzieller Zölle auf Arzneimittel an – ein Sektor, der bisher von den Handelszöllen auf Autos, Kupfer und anderen Branchen weitgehend verschont geblieben war. Die angedachten Zölle, die in 12 bis 18 Monaten in Kraft treten sollen, würden die gesamte Arzneimittelentwicklungskette betreffen – von den Wirkstoffen bis zu den Endprodukten – und könnten in typisch überzogener Weise bis zu 200% betragen.

Der anschließende Abverkauf der Pharmaaktien war nur von kurzer Dauer – ein Zeichen dafür, dass die Märkte die Ankündigung weitgehend ignoriert haben. Einige Beobachter werten sie lediglich als Verhandlungstaktik gegenüber Pharmaunternehmen außerhalb der USA. Aus unserer Sicht als aktive CLO-Investoren ist sie jedoch Anlass, das Exposure gegenüber Kreditnehmern aus der Pharmabranche im Rahmen der Kreditsicherheiten für europäische CLO-Investitionen gründlich zu überprüfen.

Spezielle Pharmazölle waren bis vor Kurzem noch nicht explizit auf dem Tisch

Spezielle Pharmazölle waren bis vor Kurzem noch nicht explizit auf dem Tisch

Healthcare: der größte Sektor im europäischen CLO-Universum

Eine Untersuchung der den europäischen CLOs zugrunde liegenden Kredite zeigt: Rund 16,5% der Sicherheiten stammen von Unternehmen aus dem Gesundheitswesen. Innerhalb dieser Gesamtzahl ist der Gesundheitssektor sehr vielfältig: Es entfallen rund 9,1% auf Gesundheitsdienstleistungen und -produkte, 6,4% auf Pharmazeutika und das verbleibende 1% auf Biotechnologie. […]

Begrenztes Zollrisiko durch geografische Verteilung

– Bei vielen großen Kreditnehmern handelt es sich um europäisch ausgerichtete Hersteller, deren Verkäufe sich auf die Europäische Union und in geringerem Maße auf die Schwellenländer konzentrieren.

– Da die USA nur geringfügig zu ihren Einnahmen beitragen, würden sich neue Zölle nur schwach auf die Umsatzentwicklung auswirken.

Schutz durch Produktorientierung

– Mehrere Kreditnehmer fallen größtenteils nicht in den Anwendungsbereich der vorgeschlagenen US-Maßnahmen, die derzeit auf Humanarzneimittel abzielen.

– So zum Beispiel Kreditnehmer, die sich auf Veterinärdienste und Tierarzneimittel konzentrieren – Segmente, die von den Einfuhrzöllen für Humanarzneimittel ausgenommen bleiben könnten.

Widerstandsfähige Portfolios durch aktives Management

AAA-geratete CLO-Tranchen haben sich als eine der robustesten Anlageklassen auf den globalen Kreditmärkten erwiesen. Dank des mehrschichtigen strukturellen Schutzes und der robusten Besicherung haben sie über mehrere Wirtschafts- und Geschäftszyklen und über Jahrzehnte hinweg sowie während der Marktvolatilität praktisch keine Ausfälle verzeichnet.

Zwar könnte die anhaltende Unsicherheit über die weltweiten Zollstreitigkeiten zu einer vorübergehenden Preisvolatilität bei Unternehmenskrediten – und damit auch bei CLO-Anleihen – führen, doch sind solche Bewegungen in der Regel eher technischer als fundamentaler Natur. Phasen der Verwerfung schaffen oft attraktive Einstiegspunkte für gut geprüfte AAA-CLOs. […]

[1]  CLO = Collateralized Loan Obligation

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