Rentenmarktbericht 28. April: US-Hauspreisdaten & Verbrauchervertrauen, Griechenlandkrise

Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras wirkt politisch angeschlagen. Im ersten großen TV-Interview seit seiner Wahl ließ sich der Syriza-Chef drei Stunden lang interviewen und demonstrierte dabei Entschlossenheit. Seine Kernaussagen lauteten: Eine Einigung im griechischen Schuldenstreit sei grundsätzlich möglich. Sollten die Geldgeber jedoch an allzu strengen Forderungen festhalten, bestehe auch die Möglichkeit, dass das griechische Volk mittels Referendum über den weiteren Fortgang entscheide. Für den Fall, dass die Gespräche doch noch scheitern sollten, habe Tsipras Neuwahlen zugleich kategorisch ausgeschlossen. Ferner trat Tsipras dem Eindruck entgegen, er habe seinem Finanzminister das Vertrauen entzogen. Gianis Varoufakis werde weiterhin die Verhandlungen mit den Gläubigern leiten, jedoch soll er sich dabei künftig stärker mit dem stellvertretenden Außenminister und Tsipras-Vertrauten Euclid Tsakalotos abstimmen. Am 12. Mai muss Griechenland rund 700 Mio. EUR an den IWF zurückzahlen. Einen Tag vorher will die Eurogruppe entscheiden, ob sie die blockierten Hilfen an Athen ausbezahlt. Hierfür will sie von der griechischen Administration ein umfangreiches Reformpaket sehen. Tsipras rechne bis zum 9. Mai mit einer Einigung. Auf dem Spiel stehen Hilfsgelder in Höhe von 7,2 Mrd. EUR, die Athen benötigt, um Schulden zu bedienen sowie Renten und Gehälter zu bezahlen.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit        Land        Indikator                                                           Periode         Schätzung       Letzter

15:00       US           S&P/Case-Shiller Häuserpreisindex (J/J, in %)     Feb.                  4,7                4,56
16:00       US           Verbrauchervertrauen Conference Board          Apr.               102,2              101,3
16:00       US           Richmond Fed Index                                             Apr.                  -2                   -8
                US           Auktion von 5-Year Notes
                EC           EZB-Redner: Weidmann
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Daten zu den Immobilienpreisen in den USA geprägt von soliden Preiszuwächsen

• Zeitreihen des Conference Board verweisen auf einen weiterhin optimistischen US-Verbraucher
• Bewegung im Konflikt um Griechenland: Das dritte Hilfspaket rückt wohl näher

Marktkommentar
Die Datenagenda für heute ist relativ übersichtlich und vor allem US-getrieben: Die Case-Shiller Hauspreisdaten dürften auf eine weitere Festigung am US-amerikanischen Immobilienmarkt verweisen. Teilweise geht der Anstieg der Hauspreise so rasch, dass schon wieder Befürchtungen von Knappheiten aufkommen. Die insgesamt solide Preisentwicklung sollte den Neubau von Häusern weiter stützen. Neben den Aktienvermögen zählen die Hauspreise mit zu den wichtigen Größen, die über die Vermögenskoeffizienten das Konsumverhalten der Amerikaner maßgeblich prägen.

Mit 5,8% liegt die Sparquote der Amerikaner derzeit immer noch deutlich höher, als es die Entwicklung der Vermögen vermuten lassen würde: Gemessen an den Relationen im historischen Längsschnitt sollte die Sparquote perspektivisch um rund 2 Prozentpunkte sinken. Dies stützt unsere These, dass der US-amerikanische Konsum demnächst wieder stärker spürbar werden wird.

In die gleiche Richtung weisen die Daten zum Konsumentenvertrauen. Das vom amerikanischen Conference Board erhobene Vertrauensbarometer der Universität Michigan wies mit Werten um 101 zuletzt die höchsten Werte im gesamten Aufschwungzyklus – also seit dem Jahr 2007, als die nahende Rezession die Zeitreihe stark einbrechen lies – auf. Wir gehen davon aus, dass hier heute abermals ein Rekordwert erreicht werden kann: Zentral für die gute Stimmung unter den US-Konsumenten ist vor allem die Entwicklung der Einkommen. So zeigen die Steuereinnahmen – ein sehr guter Echtzeit-Indikator für den unterliegenden Trend am Arbeitsmarkt – dass es hier richtig brummt.

Renten2Schließlich dürfte der Produktionsindex der Richmond Fed sich wieder erholen. Bereits gestern hatten die Markit-Frühindikatoren auf eine Erholung in der US-Industrie verwiesen: Insgesamt ergibt sich für uns der Eindruck, dass die US-Konjunktur zuletzt etwas Luft geholt hat – auch bedingt durch die Witterungseffekte. Fast alle Bereiche der US-Konjunktur sollten nunmehr aber wieder deutlich stärker zulegen.

In Europa steht derweil der Streit um Griechenland im Vordergrund: Ministerpräsident Tsipras hat seinen Finanzminister Varoufakis zurückgestuft, insofern, als dass ein neuer Chefunterhändler eingesetzt wurde. Darüber hinaus geht man hinter den Kulissen wohl aufeinander zu. Damit kommen auf Europa wohl weitere Verhandlungen um ein 3. Hilfspaket für Griechenland zu: Kurzfristig werden Krisen damit vermieden – die wahren Probleme aber nicht angepackt, geschweige denn gelöst.

Die Volatilität am deutschen Rentenmarkt dürfte u.E. grundsätzlich wieder anziehen. Hintergrund ist der Umstand, dass die Zinspolitik in den USA immer stärker nach oben gerichtet sein wird, während die EZB QE bis auf weiteres fortsetzen dürfte: Wir können in den europäischen Daten zumindest bislang nicht erkennen, dass das Wachstum stark genug anzieht, um die EZB vom Kurs abzubringen.

Renten3Negative Vorgaben aus den USA deuten für heute eher auf einen „Risk-off-Start“ des Geschehens an den europäischen Börsen. Im Ergebnis dürfte der Bund Future heute gut unterstützt bleiben – wir erwarten eine Handelsspanne zwischen 158,70 und 159,65. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 1,88 und 1,97% liegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben