Notenbanken verfolgen mit dreierlei Strategien ein und dasselbe Ziel

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Unterschiedlicher könnten die drei größten Notenbanken der Welt ihre Geldpolitik nicht betreiben. So dreht die eine, die US-amerikanische Notenbank (Fed), den Geldhahn zu, während die andere, die Europäische Zentralbank (EZB), behutsam die Schleusen öffnet. Und zu guter Letzt reißt die dritte im Bunde, die Bank of Japan (BoJ), die noch vorhandenen Dämme ein und überschwemmt das Hinterland.

Zwar stellt die Fed keine frischen Gelder mehr zu Verfügung, aber Endfälligkeiten und Rückzahlungen werden nicht zur Reduzierung verwendet, sondern wieder reinvestiert. Dies ist als halbherzig zu bezeichnen und verdeutlicht nur zu gut, dass sich Janet Yellen und ihre Notenbanker immer eine Hintertür offen halten werden.

Bei der EZB hingegen hat man im Oktober die erste Stufe der „Erstschlagswaffe zur Vernichtung der Liquidität“ bereits gezündet. In dem von Investoren bereits stark beanspruchten Marktsegment für Covered Bonds nominal 4,8 Mrd. EUR aus dem Markt zu nehmen, verstärkt nur noch die Probleme der Anleger. Denn viele Investoren sind zur Abdeckung diverser Risiken auf eine Besicherung mittels Wertpapieren guter Bonität angewiesen. Noch versucht man in bestimmten Fällen auf Emittenten der zweiten Reihe zurückzugreifen. Aber auch das wird irgendwann nicht mehr gelingen, da es zur Zündung der zweiten, der dritten und vielleicht auch einer vierten Stufe bei der EZB-Rakete zur Vernichtung der Liquidität kommen wird.

In Japan hingegen hat die BoJ bereits einsehen müssen, dass das bisherige Volumen der Anleihenaufkäufe nicht mehr ausreicht. Gekoppelt mit einer Änderung der Anlagerichtlinien des japanischen Pensionsfonds (Reduzierung der heimischen Staatsanleihen von 60% auf 35% und gleichzeitige Erhöhung der Quote für ausländische Anleihen von 11% auf 15%) wurden zusätzliche 30 Billionen Yen jährlich für Staatsanleihen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde auch die Haltedauer auf bis zu 10 Jahre erhöht.

Unterm Strich wird somit deutlich, dass die Notenbanken auch in Zukunft nicht umhin kommen, mit Ankäufen eine künstliche Verknappung des Materials zu erzeugen, um die Refinanzierungskosten für die Staatshaushalte möglichst niedrig zu halten. Und das ist schließlich auch das eigentliche Ziel dieser Maßnahmen.

Unternehmen refinanzieren sich im Doppelpack
In dieser Handelswoche haben die Finanzchefs vieler Unternehmen den besonderen Charme einer Refinanzierung in zwei Tranchen für sich entdeckt und somit vielen Investoren einen Gefallen getan.

investor_hero.applejpgSo hat Apple zwei Anleihen über jeweils 1,4 Mrd. EUR aufgelegt. Die eine Tranche (WKN A1ZR66) ist am 10.11.2022 endfällig und mit einem Kupon von 1% ausgestattet. Bei einem Emissionskurs von 99,375% ergab sich ein Spread von +30 bps über Mid Swap. Die andere Tranche (A1ZR67) ist am 10.11.2026 endfällig und wird jährlich mit 1,625% verzinst. Der Emissionsspread lag bei +45 bps über Mid Swap, was einem Emissionskurs von 99,504% entsprach.

Aber auch das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis hat sich über seine luxemburgische Finance-Gruppe mittels zweier Anleihen zu je 600 Mio. EUR zusätzliche Liquidität verschafft. Die bis 9.11.2021 laufende Anleihe (A1ZR2J) hat einen Kupon von 0,75%. Der Emissionskurs von 99,134% entsprach einem Spread von +18 bps über Mid Swap. Die länger laufende Anleihe (9.11.2026) besitzt einen Kupon von 1,625% und bei einem Kurs von 99,697% bedeutete dies ein Emissionsspread von +38 bps über Mid Swap.

image.1115187942.shelljpegDass aber auch andere Unternehmen an der Festschreibung der aktuellen Konditionen interessiert sind, macht die Begebung zweier Anleihen durch die Shell International Finance B.V. deutlich. Eine Gattung ist mit einem Kupon von 1% ausgestattet und am 6.04.2022 endfällig (A1ZR62). Der Emissionspreis der 1 Mrd. EUR schweren Anleihe wurde bei 99,802% fixiert. Die zweite Gattung (A1ZR51) ist am 20.01.2027 endfällig, verfügt über einen jährlichen Kupon von 1,625% und hat ein Volumen von 1,25 Mrd. EUR. Der Emissionspreis lautete auf 99,024%.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen finden Sie auf Baader Bondboard.