
Trotz geopolitischer Spannungen und neuer US-Zölle zeigen sich die weltweiten Volkswirtschaften erstaunlich robust – und nicht ohne Chancen. *
Sowohl die Konsumentenstimmung in den USA als auch die Frühindikatoren in Europa haben sich zuletzt leicht verbessert. In Deutschland blicken Unternehmen wieder zuversichtlicher in die Zukunft, und auch der US-Arbeitsmarkt bleibt stabil. Gleichwohl bleibt die Lage diffizil. Denn noch immer ist keine klare Richtung der politischen und konjunkturellen Entwicklung erkennbar. Eine Rezession halten wir jedoch für unwahrscheinlich, weil regionale Frühindikatoren und robuste Arbeitsmärkte die Konjunktur stützen.
Politik und Zinsen prägen die Märkte
Zölle, Steuersenkungen und geldpolitische Lockerungen wirken gleichzeitig, aber mit gegenläufigen Effekten. Die erratische US-Politik schwächt das Vertrauen in den US-Dollar nachhaltig. Gleichzeitig bleiben Staatsanleihen angesichts niedriger Zinsen und hoher Verschuldung wenig attraktiv.
Nach Zinssenkungen im Juni erwarten wir in der Schweiz und Europa vorerst keine weiteren Schritte. In den USA hingegen dürfte mindestens eine weitere Zinssenkung erfolgen. In Kombination mit tieferen Energiepreisen und moderater Inflation sorgt das für ein günstiges Umfeld für Aktienanlagen.
Chancen bei Trend-Themen nutzen, Sicherheit aus stabilen Regionen gewinnen
Die gegenläufigen Entwicklungen erfordern eine differenzierte Anlagestrategie. Wir gewichten die Schweiz, Europa und Schwellenländer höher als die USA. In den USA bleiben Momentum-Titel selektiv aussichtsreich, allerdings birgt der KI-Hype auch zunehmend Bewertungsrisiken. Europa und die Schweiz hingegen bieten attraktive Chancen bei Value- und Dividendenwerten. Hier dominiert die Erwartung, dass die zurückgehende Attraktivität der USA für mehr Investitionen und Nachfrage in Europa sorgt.
Vorsicht bei Staatsanleihen, US-Dollar unter Druck
Strukturelle Defizite und politische Unsicherheiten belasten den US-Dollar. Wir sehen deshalb weiterhin den Dollar als Schwachwährung an und raten von US-Anleihen ab. Gold und alternative Anlagen behalten ihren Stellenwert als Diversifikatoren.
Neue Zuversicht bei deutschen Unternehmen?
In Deutschland hat sich die Stimmung in der Wirtschaft zuletzt aufgehellt. Große Investitionspakete und neue Anläufe bei der Verbesserung der Infrastruktur lösten Optimismus aus. Ob dieser Effekt nachhaltig ist, hängt auch davon ab, ob ein glaubwürdiges Gesamtpaket entsteht oder die Angst vor den Folgen einer hohen Verschuldung Überhand gewinnt.
Fazit: komplex, aber nicht ohne Chancen
Das Marktumfeld bleibt komplex, aber nicht ohne Chancen. Regionale Differenzierung und selektive Faktor-Allokation sind entscheidend.
*) Torsten Steinbrinker ist CEO, Adrian Roestel Leiter Portfoliomanagement der Reichmuth Integrale Vermögensverwaltung AG. Dr. Matthias Ramser ist Chief Investment Officer (CIO) von Reichmuth & Co Privatbankiers. Mit insgesamt zwölf Mitarbeitenden an den Standorten München und Düsseldorf bietet die Reichmuth & Co Integrale Vermögensverwaltung vermögenden Privatkunden und institutionellen Investoren in Deutschland eine ganzheitliche Betreuung in sämtlichen Anlage- und Finanzfragen.
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