Öfter mal die eigene Birne einschalten!
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Falls Sie jetzt die Kolumne meines Initialen-Namensvetters Beckenbauer erwarten: nah dran. Aber wirklich ganz nah. Die Fußball-Welt – störanfällig und auslegungsfähig wie sie nun mal ist – bietet natürlich einen reichhaltigen Fundus an Metaphern: Abseits. Press-Schlag. Besonders Press-Schlag gefällt mir. Sollten wir hier auch häufiger verwenden. Oder nutzen.
Zu meinen Aufgaben gehört zuweilen ja ebenfalls, die Welt zu erklären. Die der Mittelstandsanleihen. Manchmal gelingt das auch. So steht die Frage im Raum, wieso eine Schalke-Anleihe bei fast 110% notiert – besichert durch unansehnliches, verlustreiches Gekicke wie zuletzt in der Champions League –, während eine Eyemaxx II bei unter pari herumkrebst – besichert durch Immobilien aus dem Privatfundus von Vorstandschef Müller, der sich am Kopf kratzt. Enterprise Holdings steht derweil trotz A- Rating bei nur knapp 103%. Davon können die Königsblauen nur träumen.
Zu allem Überfluss sind viele Emittenten nicht einmal überhaupt mit einem Rating ausgestattet. In unserer Rendite-Rating-Matrix haben wir die Felder auch nicht ganz ohne Grund farblich hinterlegt. Interpretieren Sie da trotzdem nicht zu viel hinein. Man kommt schnell zum sehr nahe liegenden Schluss, dass der Markt für Mittelstandsanleihen alles andere als effizient ist. Allein schon „effizient“ würde im BWLer-Sprachgebrauch bedeuten, dass alle verfügbareren Informationen im Markt enthalten und in Kursen umgesetzt sind. „Hocheffizient“ hieße gar, dass selbst Insiderinformationen in den Kursen enthalten wären. Ich erwähne das deshalb nochmals separat, da einige Leser von Natur aus eine Verschwörung vermuten, die nur Insider gut und sie selbst stets schlecht aussehen lässt.
So ist es eben gerade nicht. Werfen Sie einfach einen Blick auf die Handvoll Fonds, die in Mittelstandsanleihen investieren (https://www.bondguide.de/fonds-und-zertifikate/uebersichtfonds-und-zertifikate-mittelstandsanleihen/). Nur zwei haben aktuell ein Plus seit Auflage vorzuweisen, und auch das nur mit großer Mühe. Offenbar ,wissen‘ oder ,können‘ Professionelle doch nicht mehr als Privatanleger. Heißt aber auch: Sie müssen für Ihre Investmententscheidungen unbedingt selbst Verantwortung übernehmen. Entweder das – oder eben die Verschwörungstheorie.
Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide