
Wie alle Jahre wieder hat die DVFA erneut Ende November (19.–26.11.) ihre Investment Professionals nach deren Erwartungen zu den Finanzmärkten im kommenden Jahr befragt. „Nach einem weiteren, insgesamt gut verlaufenen Investment-Jahr blicken unsere Mitglieder mit gedämpfter Zuversicht in die Zukunft“, kommentiert Ingo Mainert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DVFA, die Ergebnisse. „Angesichts der vielen Unberechenbarkeiten rund um die Welt sehen unsere Mitglieder für überbordenden Optimismus keinen Anlass.“ Und so beantworteten die Teilnehmer die sechs Fragen, die jeweils mit Antwortvorgaben versehen waren.
Zinsen 10jähriger Bundesanleihen 2026: Experten sind geteilter Meinung
Ausgehend vom aktuellen Niveau von rund 2,6% erwarten 38% der Befragten Ende des Jahres niedrigere Renditeniveaus, während 39% mit höheren Zinsen rechnen. Nur 17% entschieden sich für nahezu gleichbleibende Bund-Renditen zwischen 2,5 und 2,75% (vgl. Abb.). Offenbar herrschen im Markt weit auseinanderstrebende Erwartungen, denn immerhin sieht jeweils fast jeder achte Investment Professional (12%) entweder ein unter 2,0% sinkendes Zinsniveau oder einen Anstieg auf mehr als 3,0%. Diese offensichtliche Unsicherheit spiegelt sich auch darin, dass 5% der Antwortenden hierzu keine Prognose abgeben wollten. Immerhin erwartete vor einem Jahr nur ungefähr jeder fünfte Investment Professional (22%) für Ende 2025 ein Zinsniveau von über 2,5%.
Für den DAX überwiegt die Zuversicht
Zur Entwicklung des wichtigsten deutschen Aktienindex bis Ende kommenden Jahres entschied sich eine deutliche Mehrheit von fast 60% für einen weiteren Anstieg auf mehr als 24.000 Punkte: Rund jeder Vierte sieht den DAX dann zwischen 24.000 und 25.000, 18% erwarten ihn zwischen 25.000 und 26.000 und 14% noch höher bis zu 27.000. Für 3% reicht der Optimismus sogar über einen Stand von 27.000 Punkten hinaus. Dagegen zeigt sich nur etwas mehr als ein Fünftel der Umfrageteilnehmer (22%) als DAX-Skeptiker, mit erwarteten Kursen von unter 24.000 Punkten. Die Hälfte dieser Gruppe (11%) sieht den DAX auf Jahressicht sogar unter 21.000.
Erwartungen an den US-Dollar mehrheitlich seitwärts/abwärts
Die Dollarschwäche des Jahres 2025 kam für die meisten der vor einem Jahr befragten Investment Professionals eher überraschend: nur 5% konnten sich im November 2024 vorstellen, dass der Euro auf mehr als 1,15 US-Dollar steigen würde. Im November dieses Jahres erwartet mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer (34%), dass sich dieser Trend bis Ende 2026 fortsetzt, mit Kursen von 1,20 bis 1,25 US-Dollar je Euro (23%) oder darüber (11%). Immerhin fast jeder Zweite (45%) sieht die Devise dagegen eher unverändert in einem Band zwischen 1,10 und 1,20 US-Dollar je Euro. Und nur 17% der Investment Professionals zählen sich zu den Dollar-Optimisten, mit Kurserwartungen zwischen 1,05 und 1,10 US-Dollar je Euro (13%) oder sogar darunter (4%).
Viel Optimismus für das Gold
Noch überraschender erschien im ablaufenden Jahr der Höhenflug des Goldpreises, mit Steigerungen von rund 50%: Im November 2024 gingen nur 17% der Antwortenden von Preisen über 3.000 US-Dollar je Feinunze aus. Die Erwartungen für Ende 2026 gehen deutlich weiter nach oben: Fast zwei von drei Investment Professionals (65%) sehen Gold bis Ende kommenden Jahres über 4.200 US-Dollar je Feinunze steigen, darunter fast jeder Zehnte (9%) sogar auf über 5.000 US-Dollar. Dagegen erwartet nur ein Fünftel der Teilnehmer (21%), dass der Goldpreis unter 4.000 US-Dollar fallen wird.
Inzwischen nehmen offenbar viele Marktbeobachter an, dass Käufe von Zentralbanken zur Diversifizierung ihrer Reserven, private Käufe für Krisen und Notzeiten sowie spekulativ eingestellte Investoren den Goldpreis weiter nach oben treiben.
Die Entwicklung der Assetklassen 2026 im Vergleich: Aktien erneut klar vorn
Befragt, welche traditionelle Vermögensklasse bis Ende 2026 relativ am besten abschneiden wird, rangieren Aktien mit 45% der Antworten ein weiteres Mal auf Platz 1. An zweiter Stelle folgen Rohstoffe (27%), konsistent mit dem hohen Anteil von Gold-Optimisten unter den Umfrageteilnehmern, aber auch mit erwarteten Angebotsknappheiten sowie geopolitischen und handelspolitischen Spannungen gerade an den Metallmärkten. Immobilien folgen mit 12% der Antworten und Renten mit 9%. Liquidität bildet mit 7% traditionsgemäß das Schlusslicht.
Geoökoonomie sorgt auch 2026 für hohe Unsicherheit
Auf die Frage nach den größten Unsicherheiten im kommenden Jahr waren bis zu drei Antworten möglich. Wie im vergangenen Jahr dominieren – bezogen auf die Gesamtheit aller Antworten – die geopolitischen Risiken (26%). Überzogene Entwicklungen an den Aktienmärkten („AI-Bewertungsblase“) folgen mit 23%, und gleich danach (mit 20%) ähnliche Übertreibungen an den Kreditmärkten („Verschuldungskrise“). Die Diskussion um die Unabhängigkeit der US-Zentralbank erscheint in diesem Jahr neu mit 14% der Antworten auf Platz 4 der Auswahlmöglichkeiten. Hatten konjunkturelle Unsicherheiten im letzten Jahr noch mit 25% relativ hohe Bedeutung, sehen die Teilnehmenden eine Rezession jetzt mit 10% Gewicht nur noch auf Rang fünf der Unsicherheitsfaktoren, während Inflationsgefahren mit 6% aller Antworten abgeschlagen am Ende der Skala stehen.
„Weiterhin lasten die erratische Politik des US-Präsidenten mit der damit verbundenen unsicheren geoökonomischen Konstellation und die Sorge um US-Aktienüberbewertungen auf den Erwartungen“, interpretiert Ingo Mainert die Ergebnisse.
Die veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf den aggregierten Einschätzungen der befragten DVFA Investment Professionals und sind weder als Anlageberatung noch als Empfehlung des DVFA e.V. zu verstehen.
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