
Investieren Sie nicht nur in Teile, sondern in die Mobilität von morgen: Nutzen Sie die Chance, die Werte der Transformation zu definieren. Von Robert Steininger*
Zeitenwende im Antriebsstrang
Der Markt für Elektrofahrzeuge wächst rasant – schneller, als viele Branchenakteure erwartet haben. Regulierungen, Förderprogramme und verändertes Konsumentenverhalten treiben den Wandel voran. Während Hersteller ihre Modellpaletten elektrifizieren, stehen vor allem Automobilzulieferer unter wachsendem Druck, ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig auszurichten.
Die Umstellung auf Elektromobilität bedeutet mehr als nur einen Technologiewechsel – sie ist ein struktureller Einschnitt in der gesamten Wertschöpfungskette. Gerade im Bereich klassischer Antriebskomponenten wie Getriebe, Kupplungen oder Abgassysteme geraten etablierte Anbieter ins Wanken. Gleichzeitig entstehen neue Marktsegmente mit großem Potenzial für Innovation und Wachstum.
In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wo sich Investitionen aktuell lohnen, wie Zulieferer sich strategisch neu positionieren können – und warum es sich auszahlt, auch in bislang unterschätzte Nischen zu blicken.
Strukturelle Verschiebung: vom Verbrenner zum E-Antrieb
Mit dem Rückgang des klassischen Verbrennungsmotors verändern sich ganze Lieferketten. Bauteile wie Auspuffanlagen, Getriebe oder Turbolader verlieren zunehmend an Bedeutung. Für viele etablierte Zulieferer ist das ein kritischer Wendepunkt – nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich.
Der Rückgang mechanischer Komponenten bedeutet sinkende Stückzahlen und schwindende Margen. Zulieferer mit hohem Spezialisierungsgrad in diesem Segment geraten unter Druck – insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, deren Produktportfolio kaum elektrifizierbare Alternativen bietet.
Ein Beispiel: Getriebeteile, ein traditionell starker Bereich im Ersatzteilmarkt, sehen sich mit langfristig schrumpfender Nachfrage konfrontiert. Zwar bleibt der Bedarf kurzfristig bestehen – etwa durch den hohen Anteil an Bestandsfahrzeugen – doch die Zukunft liegt klar im elektrischen Antrieb, der deutlich weniger komplexe Übertragungsmechanismen benötigt.
Wer in diesem Umfeld auf Lagerbestände, Verfügbarkeit und zielgerichtetes Online-Sourcing setzt, kann dennoch punkten. Plattformen wie Motointegrator zeigen, wie klassische Ersatzteile auch im Wandel wirtschaftlich genutzt werden können – etwa durch intelligente Logistiklösungen und kundennahe Sortimente.
Wachstumsbereiche erkennen
Während klassische Komponenten an Relevanz verlieren, entstehen neue Wachstumsfelder, die enorme Chancen für Zulieferer bieten. Besonders gefragt sind heute Systeme rund um Batterietechnologie, Leistungselektronik und Thermomanagement. Diese Bereiche profitieren vom technischen Aufbau batterieelektrischer Fahrzeuge – und vom zunehmenden Bedarf an Effizienz, Leichtbau und Energieeinsparung.
Batteriemodule sind das Herzstück jedes E-Autos. Hersteller suchen händeringend nach Zulieferern, die Bauteile wie Zellgehäuse, Kühlplatten oder Isoliermaterialien liefern können – vorzugsweise in skalierbarer Qualität und mit hoher Produktionspräzision. Auch Power Electronics, also Steuerungs- und Wandlersysteme für Stromflüsse, eröffnen Märkte mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten.
Gleichzeitig sind auch traditionelle Kompetenzen gefragt – etwa bei Dichtungen, Sensoren oder speziellen Kunststoffen. Viele dieser Produkte müssen lediglich weiterentwickelt oder neu gedacht werden, um im E-Mobilitätskontext bestehen zu können.
Das Fraunhofer-Institut bietet einen guten Überblick zu aktuellen Innovationsfeldern und zeigt, wie Zulieferer sich forschungsnah aufstellen können: fraunhofer.de – Elektromobilität
Politik als Beschleuniger: Regulierungen formen neue Märkte
Die Elektromobilität ist nicht nur ein technischer Trend – sie wird maßgeblich durch politische Weichenstellungen vorangetrieben. Nationale und internationale Regulierungen schaffen einen Rahmen, in dem Investitionen nicht nur möglich, sondern oft auch notwendig sind.
EU-Vorgaben zur CO2-Reduktion, strengere Emissionsnormen und das geplante Verbot neuer Verbrenner-Fahrzeuge ab 2035 treiben die Nachfrage nach elektrischen Antrieben spürbar an. Gleichzeitig fließen erhebliche öffentliche Mittel in die Förderung von Ladeinfrastruktur, Batterieforschung und industriellem Umbau. Auch steuerliche Anreize und Subventionen in Milliardenhöhe fördern die Transformation.
Für Zulieferer bedeutet das: Wer frühzeitig die politischen Signale versteht, kann sich gezielt in geförderten Zukunftsmärkten positionieren. Dabei geht es nicht nur um neue Produkte, sondern auch um strategische Partnerschaften, internationale Fördermittel oder neue Vertriebsmodelle im B2B-Segment.
Strategische Neupositionierung: vom Teilelieferanten zum Lösungsanbieter
Der Wandel zur Elektromobilität zwingt Zulieferer, ihr Selbstverständnis zu hinterfragen. Wer früher vor allem durch Serienfertigung mechanischer Bauteile punkten konnte, muss heute flexibler, digitaler und innovationsgetriebener agieren. Zukunftsfähige Unternehmen entwickeln sich vom reinen Komponentenhersteller hin zum Systempartner.
Dabei entstehen neue Geschäftsmodelle – etwa als Anbieter kompletter Subsysteme für E-Antriebe oder als Engineering-Dienstleister, der Herstellern beim Design elektrischer Plattformen zur Seite steht. Auch Aftermarket-orientierte Strategien gewinnen an Bedeutung: Durch den Aufbau digitaler Schnittstellen zum Kunden – etwa über Plattformen, Service-Apps oder Produktdatenbanken – lassen sich neue Umsatzquellen erschließen.
Wichtige Schritte auf diesem Weg sind:
– F&E-Kooperationen mit Hochschulen oder Technologieclustern
– Ausbau digitaler Kompetenzen – z. B. in CAD, Simulation oder Datenanalyse
– Diversifikation in angrenzende Branchen, etwa Mikromobilität oder Energiespeichertechnik
Wer sich jetzt mit klarer Strategie neu aufstellt, erhöht nicht nur seine Überlebenschancen, sondern wird zum aktiven Mitgestalter einer sich rasant verändernden Branche.
Praxisorientiert investieren: Schritte zur erfolgreichen Transformation
Die Chancen des E-Mobilitätsbooms sind da – doch sie zu nutzen, erfordert systematisches Vorgehen. Viele Zulieferer stehen vor der Frage: Worin investieren, wann und wie viel? Um tragfähige Entscheidungen zu treffen, braucht es fundierte Daten, klare Ziele und eine saubere Projektsteuerung.
Folgende Checkliste hilft bei der strukturierten Vorbereitung und Umsetzung:
– Marktanalyse aktualisieren
Identifizieren Sie relevante Technologien, Trends und Zielmärkte – inklusive Absatzpotenzial und regulatorischer Entwicklung.
– Ressourcen bewerten
Welche Kompetenzen, Maschinen, IT-Systeme und Lieferketten stehen bereits zur Verfügung? Wo bestehen Lücken?
– Kooperationen prüfen
Suchen Sie gezielt nach Innovationspartnern, etwa Hochschulen, Start-ups oder öffentlich geförderten Clustern.
– Business Case entwickeln
Erstellen Sie Szenarien für Produktionskosten, Absatzvolumen und Break-even-Punkte. Denken Sie langfristig.
– Fördermittel nutzen
Prüfen Sie staatliche Förderprogramme auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene. Viele E-Mobilitätsinitiativen werden subventioniert.
– Pilotprojekte starten
Beginnen Sie klein, skalieren Sie schnell. So lassen sich Risiken kontrollieren und Erkenntnisse zügig in größere Vorhaben übertragen.
– Mitarbeiter einbinden
Veränderung gelingt nur mit den Menschen im Unternehmen. Qualifikation und Kommunikation sind entscheidend.
Durch konsequentes, faktenbasiertes Handeln lässt sich aus einem notwendigen Wandel eine profitable Chance machen. Wer jetzt investiert, schafft sich einen Vorsprung in einem Markt, der gerade erst beginnt, sein volles Potenzial zu entfalten.
Fazit: jetzt in die Zukunft der Elektromobilität investieren
Der Übergang von traditionellen Verbrennungsmotoren zu elektrischen Antrieben ist nicht nur eine Herausforderung – er bietet vor allem zahlreiche Chancen für innovative Zulieferer. Durch gezielte Investitionen in zukunftsfähige Technologien, eine klare Neupositionierung und die Anpassung an regulatorische Vorgaben können Unternehmen ihre Marktstellung nachhaltig stärken.
Die Elektromobilität erfordert eine strategische Neuausrichtung, die mehr ist als nur ein einfacher Produktwechsel. Es geht um die richtige Balance zwischen Innovation, Flexibilität und Zusammenarbeit. Wer jetzt in Schlüsseltechnologien wie Batterien, Leistungselektronik und digitale Lösungen investiert, positioniert sich nicht nur als Zulieferer, sondern als integraler Bestandteil der zukünftigen Mobilitätslandschaft.
Nutzen Sie die Chance, die Werte der Transformation zu definieren – und lassen Sie sich von den ersten Erfolgen inspirieren. Investieren Sie nicht nur in Teile, sondern in die Mobilität von morgen.
*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.
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