Daher rührt Chinas Dominanz: China kontrolliert 80% der Lieferkette, die der Batteriemontage in der Elektromobilität vorgeschaltet ist. Von Nicolas Jacob*
Anfang September hat die EU-Kommission angekündigt, eine Untersuchung der chinesischen Subventionen für Elektrofahrzeuge einzuleiten. Ohne dem Ergebnis dieser Untersuchung vorgreifen zu wollen, wird China in der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge, insbesondere für Europa, unumgänglich bleiben.
Laut dem Europäischen Verband der Automobilhersteller (ACEA) entfielen 2022 auf China 15% der Importe von Elektrofahrzeugen in die Europäische Union; eine Zahl, die sich in den letzten fünf Jahren versechsfacht hat.
Dominanz Chinas in der Batterieproduktion
Da die Batterie etwa 40% des Wertes eines elektrischen Fahrzeugs ausmacht, ist sie das kritische Element für die Kontrolle der Wertschöpfungskette. Daher rührt Chinas Dominanz: China kontrolliert 80% der Lieferkette, die der Batteriemontage vorgeschaltet ist, mit einem Marktanteil von 77% bei der Lithiumraffination, 99% bei LFP-Kathoden (Lithium. Eisen, Phosphat) und 59% bei NMC-Kathoden (Nickel, Mangan, Cobalt), 90% bei Anoden und 86% bei Elektrolyten.
Kostenvorteile
Die Produktionskosten für Batterien sind in China 36% niedriger als in Europa und 16% niedriger als die nach den positiven Auswirkungen des Inflation Reduction Action (IRA) gesunkenen Kosten in den USA. China verfügt aktuell über eine bedeutend höhere Kapazität: 1.000 GWh im Jahr 2022 gegenüber 140 GWh in Europa und 75 GWh in den USA. Bis 2030 dürfte China auf eine Produktionskapazität von über 3.000 GWh kommen, Europa und die USA auf rund 1.000 GWh.
Technologischer Vorsprung
Technologisch dominiert China die Produktion von LFP-Akkus, eine Technologie, die im Wettlauf um das schnelle Aufladen am weitesten fortgeschritten und im Vergleich zur NMC-Technologie um etwa 20% billiger ist. Beides sind Schlüsselelemente für die Entwicklung eines Massenmarktes für Elektrofahrzeuge. Entsprechend hoch ist Chinas Anteil beim Absatz von Elektrofahrzeugen: 2022 waren es 5 Mio. verkaufte Einheiten bzw. 65% des Gesamtmarktes.
Westen bleibt abhängig
Die Abkopplung der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge von China ist nach wie vor ein Hauptziel der Maßnahmen zur Förderung des ökologischen Wandels in den Vereinigten Staaten (IRA) und Europa (Green Deal). Die Verlagerung der Produktion scheint langfristig ein erreichbares Ziel zu sein. Aber die Abhängigkeit von China bei den Rohstoffen und im oberen Bereich der Wertschöpfungskette (Anoden, Kathoden) birgt das Risiko, dass die Verlagerung mehrheitlich auf Montageaufgaben beschränkt bleibt.
Man darf auch nicht vergessen, dass die Entwicklung eines Ökosystems für Elektrofahrzeuge auch ein wichtiges Ziel des 14. Fünfjahresplans Chinas 2021-2025 ist. Die Priorität liegt bei der Entwicklung der Produktion von Elektrofahrzeugen nach den höchsten technologischen Standards.
Kampf um die Marktführerschaft
Der chinesische Hersteller BYD kämpft aktuell mit Tesla um die weltweite Marktführerschaft. Durch die Herstellung seiner eigenen Batterien und des dazugehörigen Batterie-Managementsystems verfolgt BYD eine stark vertikal integrierte Strategie, mit der die Rentabilitätsschwelle für Fahrzeuge um 30% gesenkt werden kann. Mit über 55% erziele BYD nach wie vor einen Großteil des Umsatzes in China, aber das Unternehmen expandiert schnell in anderen asiatischen Märkten und seit zwei Jahren auch in Europa.
*) Nicolas Jacob ist Fondsmanager des ODDO BHF Green Planet
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