China gibt Anlass zur Sorge für den Aktienmarkt!

Hinsichtlich Wachstum und Inflation haben sich die USA im Sommer deutlich besser entwickelt als erwartet – vor allem als China zuletzt. Von David Dowsett*

Tatsächlich verzeichnete die US-Wirtschaft im Vergleich zu 2020 ein nominales Wachstum von 40%, die drittgrößte nominale Expansion seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Gegensatz dazu betrug der Zuwachs in den zehn Jahren seit 2009 lediglich 13%. Der Anstieg in den letzten dreieinhalb Jahren stellt also eine bedeutende Steigerung dar, die größtenteils auf die Fiskalpolitik, zu einem gewissen Grad aber auch auf die Inflation zurückzuführen ist.

Wir sprechen hier von nominalen Werten. Allerdings sind diese für die Unternehmensergebnisse entscheidend, besonders bei der Gewinnermittlung. Sie sind aber auch maßgeblich dafür, dass sich US-Aktien so gut entwickeln. Meiner Einschätzung nach ist die expansive Geldpolitik, die wir erlebt haben, nicht nachhaltig. Dennoch war sie ein starker unterstützender Faktor, als sich der Markt von den Tiefständen nach der Corona-Krise erholt hat. […]

Schwäche Chinas gibt Anlass zur Sorge

Was China betrifft, besteht kein Zweifel daran, dass die Anzeichen auf Daten- und Zahlungsebene in den letzten etwa sechs Wochen sehr beunruhigend waren. Zwar kommt der mögliche Ausfall der Country-Garden-Anleihe wahrscheinlich nicht überraschend, dennoch rückt er die Sorgen rund um China wieder in den Fokus des Marktes.

Trüber Konjunkturausblick für China?

Durch Zhongrong kam es auch zu einigen Schwächen im Schattenbankensektor. Natürlich wird befürchtet, dass eine Verwerfung in diesem Bereich Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor haben könnte. Generell waren die Anlageinvestitionen zurückhaltend, und das Wirtschaftswachstum fiel im Allgemeinen geringer aus als erwartet.

Bislang hat die Politik nur punktuell reagiert, aber durchaus nicht unerheblich, zumal praktisch alle politischen Hebel bis zu einem gewissen Grad in Bewegung gesetzt wurden. Auch wenn es keine ‚umfassenden Bazooka-Maßnahmen‘ gegeben hat, bin ich der Meinung, dass China genug getan hat, um die Wirtschaft für den Rest des Jahres 2023 zu stabilisieren, sodass wir nicht mit einem drastischen Einbruch des chinesischen Wachstums rechnen müssen; vielmehr ist von einem möglichen Wachstum von 4 bis 4,5%, möglicherweise auch von 5% auszugehen.

Geduldiger Ansatz

Vor diesem Hintergrund bleiben die Anleger geduldig. Die Mittelflussdaten der Bank of America für das Jahr 2023 bis heute zeigen, dass rund 230 Mrd. USD in Anleihefonds geflossen sind, Geldmarktfonds jedoch rund 1 Bio. USD an Zuflüssen verzeichneten, was bedeutet, dass zehnmal so viel Geld in Geldmarktfonds geflossen ist wie in Aktien.

David Dowsett, GAM Investments

Bei aktiv verwalteten Aktienportfolios kommt es derzeit zu Abflüssen. Da die Wachstumstreiber für Aktien relativ begrenzt sind, stellt die Rendite von 5–6% aus Geldmarktfonds oder Fonds mit kurzer Laufzeit mittlerweile eine sehr praktikable Alternative für Anleger dar. Angesichts der Aussicht, dass die Zinssätze länger hoch bleiben, könnte dies auch noch einige Zeit so bleiben.

*) David Dowsett ist Global Head of Investments bei GAM Investments.

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