Buenos Aires vor der erneuten Staatspleite

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Kurz vor Ablauf der Frist Mittwochnacht (Ortszeit) erklärte Argentiniens Staatschefin erneut die Bereitschaft ihres Landes, alle Gläubigerforderungen zu bedienen.

Allerdings forderte Kirchner „gerechte, ausgeglichene, legale und nachhaltige“ Bedingungen, was darauf hinwies, dass Buenos Aires eine Lösung wünschte, die dem Land einen Gesichtsverlust ersparte. In der Sache geht es um klagende US-Hedgefonds, die auf die volle Auszahlung von argentinischen Bonds über rund 1,3 Mrd. USD pochen – ein Anspruch, für die sie sich einen Rechtstitel vor einem US-Gericht erwirkt haben.

800px-Flag_of_Argentina.svgArgentinien steckte dabei in der Zwickmühle. Denn bei einer vollen Bedienung der Hedgefonds könnte ein anderer, milliardenschwerer Schuldenschnitt-Deal mit der überwiegenden Mehrheit seiner Gläubiger wieder platzen. Nun scheint die Tür aber geschlossen zu sein und alle beteiligten Parteien werden nicht müde, die Gegenpartei für das Scheitern verantwortlich zu machen. Dies ist die Zeit der Wortspielereien: Staatspleite, teilweise Default, etc. Das ist jetzt Auslegungssache, aber auch ganz traurig für die Bevölkerung Argentiniens.

Nachdem die Parteien im Laufe des Julis aufeinander zugegangen waren, hatten sich zunächst die Kurse der argentinischen Staatsanleihen erholt. So stieg eine bis September 2027 laufende US-Dollar-Staatsanleihe (WKN 195106) auf ein neues Jahreshoch von ca. 118,26%, bevor sie unter dem Eindruck der zu Ende gehenden Frist am Mittwoch auf etwa 110% zurückgefallen ist. Auch die 2005 umstrukturierten Titel machten die Entwicklung mit. Entsprechend sank eine noch in D-Mark ausgegebene Staatsanleihe aus Buenos Aires (134091) binnen einer Woche von rund 91,25% auf ein Niveau von 84%.

Deutsche Boerse Group – Licence Image BankUnd jährlich grüßt das Sommerloch
Eigentlich müsste man bei den niedrigen Zinsen erwarten, dass alle Staatsregierungen sich ihre Ausgaben für die nächsten Jahre am Kapitalmarkt refinanzieren. Aber weit gefehlt, denn die Verschuldungsgrenzen lassen eine solche Vorgehensweise nicht zu. Und das ist auch gut so! Somit leiden die europäischen Rentenhändler unter Materialknappheit und müssen auf die nächsten Wochen warten. Dann werden sowohl in Österreich zwei Altemissionen (A1G6UU / 2019 und A1ZKDT / 2024) als auch in Deutschland zwei Gattungen (114169 / 2019 und 110235 / 2024) aufgestockt.

In den USA hingegen konnten Investoren in dieser Woche wieder zwischen Geldmarkttiteln im Volumen von 91 Mrd. USD und 93 Mrd. USD als zwei-, fünf- und siebenjährige T-Bonds wählen. Somit nimmt die USA erneut das Motto: „Klotzen – nicht kleckern“ für sich und seine Kapitalmärkte in Anspruch.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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