Bond Market Report am 17. Juni: FOMC Zinsentscheid, Griechenlandkrise

Federal Reserve Building, Washington DC, USA.
Federal Reserve Building, Washington D.C.
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Heute dürften die Marktakteure vor allem die Zinsentscheidung der Fed im Auge haben. Zwar ist mit einer Anhebung der Sätze nicht zu rechnen. Dem Wording auf der Pressekonferenz könnte aber gegebenenfalls zu entnehmen sein, welchen Zinspfad die US-Notenbank in Zukunft einschlagen wird. Unterdessen wächst unter den beteiligten Parteien der EU die Sorge vor einem möglichen Euro-Austritt Griechenlands. Anstatt weiterhin nach einer Einigung im griechischen Schuldenstreit zu suchen, würden sich die Parteien mehr und mehr voneinander entfernen. Das mache einen Grexit oder gar unkalkulierbaren „Graccident“ immer wahrscheinlicher, warnten zuletzt selbst die USA, die vor allem die griechische Administration dazu aufriefen, endlich Verwertbares vorzulegen.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit       Land         Indikator                                                        Periode            Schätzung       Letzter

10:00       IT             Handelsbilanz (in Mio. EUR)                             Apr.                    k.A.             4.060,4
11:00       EC           Verbraucherpreisindex (M/M / J/J, in %)           Jun.                 0,2 / 0,3          0,2 / 0,3
13:00       US           Hypothekenanträge (W/W, in %)                    24. KW                   k.A.                8,4
20:00       US           FOMC Zinsentscheidung (Target Rate, in %)                              0,25               0,25
                US           Fed-Redner: Yellen
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Fokus der Märkte liegt klar auf der Fed


Marktkommentar
Heute dürften die Märkte vor allem die Zinsentscheidung der Fed im Auge haben. Zwar ist mit einer Anhebung der Sätze nicht zu rechnen. Dem Wording auf der folgenden Pressekonferenz könnte aber gegebenenfalls zu entnehmen sein, welchen Zinspfad die US-amerikanische Notenbank im Auge hat. Wir glauben allerdings, dass das Ergebnis weiterhin offen bleibt.

Zuletzt war es zu einer ganzen Kette von enttäuschenden Daten gekommen, die das Bild einer bedingungslos aufwärts strebenden US-Konjunktur in Frage gestellt hatten: So stagnierte das Wachstum im ersten Quartal und die monatlichen Daten zum Konsum hatten deutliche Schwächezeichen aufgewiesen. Vor allem schwächelt das verarbeitende Gewerbe bis zuletzt, wie der jüngste Einkaufsmanagerindex (ISM) für die Industrie belegte.

Zinsdifferenz StaatsanleihenUnter der Oberfläche ist das Bild der US-Konjunktur aber wesentlich besser: Derzeit ist die konjunkturelle Dynamik in den USA u.E. sehr eindeutig von der starken Aufwertung des US-Dollars geprägt. Dies ist der Grund dafür, dass die Industriekonjunktur schwächer tendiert, während sich der stärker binnenorientierte Dienstleistungsbereich mit rund 56 Indexzählern weiter klar im Expansionsbereich befindet.

Grundsätzlich ist die Konstellation der US-Volkswirtschaft so eindeutig, dass kaum Zweifel bestehen, dass die US-Volkswirtschaft auf Kurs ist und bleibt: Der ungebrochen kräftige Beschäftigungszuwachs zeugt hier von einer erfolgreichen Strukturanpassung.

Zentral ist, dass die durchgreifende Entschuldung nunmehr wieder Ausgabenspielräume auch im privaten Sektor eröffnet. So liegt das Niveau der Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt hier so niedrig wie seit 10 Jahren nicht mehr. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen ist auch ein Grund dafür, dass das US-Wachstum in den letzten Jahren schwächer ausfiel als in sonstigen Post-Rezessionsphasen. Trägt man diesem Umstand Rechnung, erscheint der unterliegende Trend der US-amerikanischen Privatwirtschaft wesentlich robuster als es bislang wahrgenommen wurde.

Der Boom am Aktienmarkt, die klar abgeschlossene Korrektur am Immobilienmarkt und die Zunahme des Beschäftigungsvolumens verweisen bei einer bislang relativ hohen Sparquote auf Nachholbedarf beim Konsum, der zentralen Säule der US-Wirtschaft.

BörsenindizesHöherfrequente Daten, die zudem nicht mit der Problematik der Saisonbereinigung behaftet sind, verweisen darauf, dass die US-Konjunktur im ersten Quartal eigentlich solide weiter expandiert ist. Insofern dürfte es im zweiten Quartal – wie auch im letzten Jahr – zu einer Gegenbewegung bei den BIP-Daten kommen.

Auch das Inflationsbild festigt sich weiter: Nach der starken Aufwertung des US-Dollars dürften die preisdämpfenden Effekte hier allmählich schwächen werden – die zuletzt gemeldeten Daten wiesen genau in diese Richtung. Derweil drehen die Aussichten für die Rohstoffpreise wieder nach oben – mindestens aber werden die stark inflationsdämpfenden Effekte allmählich auslaufen.

Was wird die Fed also tun? Zentral ist, dass der Arbeitsmarkt weiter unter Dampf steht und hier ist kein Ende in Sicht. Vor diesem Hintergrund wird es immer wahrscheinlicher, dass hier Lohnkostendruck aufkommt und die Fed, die sich gemessen an klassischen Reaktionsfunktionen schon klar „behind the curve“ befindet, zum Handeln zwingt. In diesem Fall würde die Fed wohl auch das international noch relativ fragile Umfeld bzw. die Forderung von IWF und Weltbank nach einer Verschiebung der Zinswende in den Wind schlagen. Der konkrete Termin der Zinswende bleibt datengetrieben – aber die Zinswende kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit noch in diesem Jahr.

Rendite Bundesanleihen vs US-StaatsanleihenWir gehen mit Blick auf die erreichten Zinsniveaus weiterhin von einer zunächst robusten Entwicklung des Bund Future aus. Gerade im Umfeld der hohen Unsicherheit mit Blick auf Griechenland sollten Bunds weiter gefragt bleiben. Der Bund Future dürfte sich daher heute zwischen 151,20 und 152,30 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,25 und 2,41% liegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben