Beate Uhse: die Talfahrt eines Pioniers aus Norddeutschland

Unsparsamer Umgang mit Kautschuk

Kautschuk ist ein wichtiger Naturrohstoff mit der Reifenindustrie als seinem größten Abnehmer – doch nicht nur, denn Kautschuk ist auch in Latex enthalten, wie er z.B. in Produkten der Beate Uhse AG zu erhalten ist. Ist Kautschuk auch ein Investment-Thema? Von Robert Steininger*

Naturkautschuk wurde bereits 1600 v.Chr. Hergestellt und in vielfacher Weise verwendet. Gewonnen wird es aus der Milch des Kautschukbaums, die dann mit Essigsäure angereichert wird. Die Gerinnung, die dabei entsteht wird abgeschöpft und weiterverarbeitet.

Da der Anbau erstens hier in Deutschland nicht möglich ist und die Herstellung auch so nicht gerade umweltfreundlich ist, gibt es mittlerweile eine Methode, synthetischen Kautschuk herzustellen. Dieser bringt gleich mehrere Vorteile: Zum einen kann man ihn auch in z.B. Deutschland herstellen, was schon einmal ansonsten hohe Transportkosten und damit einhergehende CO2- Emission verringert. Außerdem ist der synthetische Kautschuk stabiler, was Qualitätsschwankungen im Vergleich zum Naturprodukt angeht. Drittens ist er freundlicher und angenehmer für den Anwender, da der Synthetik-Kautschuk keine Allergien triggert. Dies ist vor allem für Produkte vorteilhaft, bei denen viel Hautkontakt im Spiel ist, wie zum Beispiel in der Erotik-Industrie oder auch bei der Herstellung von Matratzen.

Der mit Abstand größte Abnehmer des Kautschuks ist die Reifenindustrie. Gute 60% werden von Unternehmen wie Goodyear, Pirelli, Bridgestone und Co beansprucht. Dahinter kommen Dichtungen, Kleidung, Polster in aller Art sowie Produkte der Erotik-Industrie. In Deutschland ist Beate Uhse eines der traditionsreichsten Unternehmen, die Kautschuk in Form von Produkten für Erotikthemen verkaufen. Von Kondomen über Sextoys, wie zum Beispiel die fleshlight bis hin zur Kleidung im Bereich Latex bieten sie alles an, was das Herz von ihm oder ihr begehrt.

Knapp einen Monat vor der Deutschen Post ging die Beate Uhse AG damals am 27.05.1999 an die Börse und war damit das erste Erotik-Unternehmen, das an einem Finanzplatz notiert war. Mit einem Startpreis von 7,20 EUR stieg ihr Kurs nach nur drei Tagen auf 28,20 EUR an, was auch ihr höchster Stand bleiben sollte. Seitdem erlebt die im CDAX enthaltene Aktie einen fast stetig zurückgehenden Kurs, bei der das Wertpapier nur noch zu Cent-Preisen gehandelt wird. Unter Sammlern erfreut sich indes die gedruckte Aktienurkunde wohl wegen der Abbildung einer nackten und zweier mit roter Unterwäsche bekleideten Frauen weiterhin hoher Beliebtheit.

Ein anderes Schicksal durchlebt die Firma Durex, einer der bekanntesten Kondom- wie aber auch Spielzeughersteller. Die Aktie der Muttergesellschaft Reckitt Benickser, die Marken wie AirWick, Cillit Bang, Sacrotan und Veet unter sich hält, erlebt zwar seit einiger Zeit einen leichten Abwärtstrend, doch wenn man sich den gesamten Kurs ansieht, ist das ein gutes Ergebnis. Natürlich zwar wird bei Durex auch Corona gewisse Narben hinterlassen, aber ein gleicher Abgesang wie bei Beate Uhse ist bei Reckitt nun wirklich nicht zu erwarten.

Wenn man weiter nach Kautschuk verarbeitenden Unternehmen sucht, bekommt man schnell oben Gesagtes gespiegelt: Die Reifenindustrie dominiert den Markt. Marken wie Michelin, Bridgestone oder Yokohama sind bei fast jedem Informationsanbieter zu finden und ihre Kurse zeigen eine gute Entwicklung. Alle stehen stark da und sind oftmals nur ganz knapp unter ihrem 5-Jahreshoch.

Reckitt Benckiser, 10 J

Man kann also davon ausgehen, dass Kautschuk, wenn auch in synthetischer Form als Rohstoff fürs Erste unersetzlich bleiben wird. Der Fortschritt wird sich in der Hinsicht weiterhin auf eine klimaneutrale Herstellung und seinem Recycling konzentrieren, sofern es keine Aussichten auf einen neuen revolutionären Ersatzrohstoff geben wird.

Egal in welcher Hinsicht dürfen wir uns auf viele weitere tolle neue Reifen, Kondome oder eben Spielzeuge aus Kautschuk freuen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse