Athen spielt mit Europa „Katz und Maus“

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG
Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten,
Baader Bank AG

Egal wie die Causa Griechenland enden wird, einen Verlierer werden wir bestimmt zu beklagen haben, und zwar die Demokratie.

Dabei wird es uninteressant sein, ob man sich kurz vor der Deadline noch einigen oder die bereits seit Jahren schmerzlich vermisste und nicht existierende Patientenverfügung ziehen wird, um die lebenserhaltenden Maßnahmen, die Hellas im Euro hält, abzuschalten. Insgesamt lässt sich aber bereits jetzt konstatieren, dass Europa mit jedem weiteren Tag des Gezerres um das griechische Schuldendrama eine schlechtere Figur abgegeben hat. Der größte Teil der europäischen Bevölkerung hat erkennen müssen, dass die politische Führung Europas im Grunde aus zwei unterschiedlichen Gruppen besteht.

Zum einen aus der Riege der zahnlosen Tiger und zum anderen aus immer mehr nationalistisch denkenden Politikern, die das Fernziel eines geeinten Europas ad absurdum führen. Doch wie konnte es soweit kommen? Alle Eltern kennen das Problem. Kinder loten ihre Grenzen aus und zwar entsprechend der „Salamitaktik“. Immer mehr fordern und dabei beobachten, ob die genervten Eltern widersprechen. Europas Politiker scheinen noch nicht erkannt zu haben, dass die griechische Regierung die gleiche Vorgehensweise für sich entdeckt hat und auf diesem Weg mit allen Beteiligten „Katz und Maus“ spielt.

Für Europa geht es inzwischen nicht mehr ausschließlich um Geld, sondern immer mehr um die eigene Glaubwürdigkeit. Diese hat in dem griechischen Drama – unabhängig von ihrem Ausgang – massiv gelitten, und dies wird in den kommenden Jahren zum Grundproblem der Politik werden. Eine Wahlbeteiligung in Europa wie zuletzt in Dänemark von über 85% ist in anderen Staaten undenkbar. Nicht zuletzt in Deutschland hat die Politikverdrossenheit Einzug gehalten, und das ist zu einem großen Teil auch das Ergebnis der in Griechenland eingesetzten Kriseninterventionsteams. Diese haben der Bevölkerung von Tag zu Tag die Ohnmacht bei der Krisenbewältigung demonstriert. Die Krisenherde in der Welt wie Ukraine, IS-Terror oder Flüchtlingswelle verdeutlichen die Unentschlossenheit und das Fehlen einheitlicher Werte. Politiker, die sich wie im Falle Hellas gegenseitig den „Schwarzen Peter“ zuschieben und somit den in der Bittsteller-Position befindlichen Schuldner sogar indirekt zum Pokern auffordern, sollten sich endlich ihrer Verantwortung bewusst werden, nämlich der Verteidigung unseres höchsten Gutes, der Demokratie. Sollte es nicht gelingen, dem politischen Handeln die Glaubwürdigkeit zurückzugeben, läuft man Gefahr, dass ein Wahlergebnis à la Griechenland spätestens im Herbst nach der Wahl in Spanien die Europäische Union kollabieren lassen könnte.

Totentanz bei Corporate Bonds, aber …
In der vergangenen Woche glich der Neuemissionsmarkt bei den Unternehmensanleihen den Wasservorkommen in der Sahara während der Trockenzeit. Doch auch in der Wüste gibt es Oasen und übertragen auf den Primärmarkt für Anleihen bedeutet dies, dass wenigstens neu emittierte Financials die Investoren vor dem Verdursten retten.

Credit Suisse AGSo wurde beispielsweise die Credit Suisse AG am Kapitalmarkt aktiv und sammelte 1 Mrd. EUR mittels eines dreijährigen Floaters (WKN A1Z24P) ein. Das Papier mit vierteljährlicher Zinszahlung bietet dem Anleger aktuell einen Kupon in Höhe von 0,436% (Drei-Monats-Euribor +45 bps) und ist am 18.06.2018 fällig. Der Ausgabepreis belief sich auf 100%.

Aber auch die holländische Großbank ABN AMRO refinanzierte 1,5 Mrd. EUR mittels einer mit 2,875% verzinsten nachrangig besicherten Anleihe (A1Z3MV), die am 30.06.2025 endfällig sein wird. Der Emittent hat sich allerdings ein jährliches Kündigungsrecht zu pari jeweils zum 30. Juni ab dem Jahr 2020 einräumen lassen. Bei einem Emissionskurs von 99,885% kam dies einem Spread von +235 bps über Mid Swap gleich.

hsbcZu guter Letzt wagte sich auch das britische Finanzinstitut HSBC mit der Aufnahme von 1,5 Mrd. EUR (XS1254428896) bei einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Kupon in Höhe von 3% aus der Deckung. Der Bond wurde mit einer Fälligkeit am 30.06.2025 ausgestattet und ebenfalls nachrangig besichert. Das Papier wurde mit +195 bps über Mid Swap gepreist was einem Ausgabepreis von 99,067% entsprach.

Alle genannten Anleihen richten sich auf Grund ihrer Stückelung von nominal 100.000 EUR oder größer (HSBC 200.000 EUR) eher an institutionelle Investoren.

hnz_freemont3bgAm vorgestrigen Abend meldete sich dann doch noch mit dem US-Lebensmittelkonzern HJ Heinz ein Emittent zurück. Mittels einer Euro-Anleihe (XS1253558388) bis zum 30.06.2023 wurden 750 Mio. EUR mit einem jährlichen Kupon von 2% refinanziert. Gepreist wurde der Bond mit 99,082%, was einen Emissionsspread von +115 bps über Mid Swap bedeutete.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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