
Kommentar von Thibaud Clisson, Climate Change Lead bei BNP Paribas Asset Management, über die Anpassung an den Klimawandel.
Die kommende Weltklimakonferenz COP-30 im November in Brasilien wird die Anpassung an den Klimawandel zu einem ihrer Schwerpunkte machen. Besonders jene Länder, die von den Folgen des Klimawandels stark betroffen, aber am wenigsten dafür verantwortlich sind, fordern mehr finanzielle und technische Unterstützung, um Leben, Lebensgrundlagen und Ökosysteme zu schützen. Es ist unerlässlich, dass die Welt ihre Anstrengungen sowohl zur Eindämmung der Erderwärmung als auch zur Anpassung an höhere Temperaturen verstärkt. Dabei werden auch Investoren einen wichtigen Beitrag leisten können.
Was bedeutet Anpassung an den Klimawandel?
Die UNFCCC definiert die Herausforderung als ‚Anpassungen in ökologischen, sozialen oder wirtschaftlichen Systemen als Reaktion auf tatsächliche oder erwartete klimatische Reize und deren Auswirkungen‘. Konkrete Maßnahmen wären etwa der Bau von Flutschutzanlagen, der Einsatz durchlässigerer Straßenbeläge in Städten oder die Wiederherstellung von Mangrovenwäldern. Auch der Ausbau der öffentlichen Gesundheitsinfrastruktur oder Investitionen in klimaresistente Nutzpflanzen zählen dazu.
Herausforderungen der Klimaanpassung
Die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen sind mit erheblichen Herausforderungen verbunden – insbesondere in den verletzlichsten Regionen. Eine der größten Hürden ist die Finanzierung. Private Investoren sind schwer zu gewinnen, da viele Anpassungsprojekte wie Flutschutzanlagen keine direkten Einnahmen generieren und ihre Vorteile meist auf Gemeindeebene sichtbar werden.
Zudem stellen Daten- und Wissenslücken ein Problem dar. Viele Gemeinschaften verfügen nicht über die lokalen Klimaprojektionen oder Informationen, die für gezielte Maßnahmen notwendig wären. Auch fehlen oft die technischen oder finanziellen Kapazitäten auf Seiten der öffentlichen Hand.
Es gibt derzeit keinen global akzeptierten Rahmen, der definiert, was ein widerstandsfähiges System ausmacht. Ohne einheitliche Maßstäbe ist es schwierig, Fortschritte zu messen und Transparenz zu gewährleisten. Standards müssten zudem an lokale Gegebenheiten angepasst werden können.
Auch sogenannte Maladaptation – also Maßnahmen, die unbeabsichtigt neue Risiken schaffen oder bestehende verschärfen – müssen vermieden werden. Der Bau von Schutzmauern kann etwa eine Region vor Überschwemmungen schützen, das Problem aber andernorts verschärfen.
Investoren sind gefordert
Staaten allein werden die Herausforderungen der Anpassung nicht meistern können. Privatinvestoren müssen eine zentrale Rolle spielen, indem sie Kapital für Anpassungslösungen bereitstellen und Unternehmen zu besseren Anpassungsstrategien anhalten. Regulatoren sollten Investitionen in die Klimaanpassung gezielt fördern, Asset Manager könnten passende Investmentlösungen entwickeln.
Investitionen könnten zum Beispiel über grüne Anleihen, öffentlich-private Partnerschaften oder Beteiligungen an Unternehmen, die Anpassungslösungen anbieten, erfolgen. Resiliente Infrastruktur und adaptive Technologien können attraktive Renditen erzielen – und das Risiko physischer Schäden für Portfolios verringern.
Angesichts der wachsenden Klimarisiken geht man auch davon aus, dass regulatorische Anreize für anpassungsorientierte Investitionen weiter zunehmen werden.
Fazit
Die Anpassung an den Klimawandel eröffnet neue Chancen für Investoren. Unternehmen, die Technologien wie Entsalzungsanlagen oder Klimaanlagen entwickeln, sind gut positioniert, um von der steigenden Nachfrage in Folge höherer Temperaturen und zunehmender Wasserknappheit zu profitieren.
Viele Regionen werden auf solche Technologien angewiesen sein. Allerdings könnten sie selbst energieintensiv sein, was wiederum die Nachhaltigkeit beeinträchtigen könnte. Anpassung und Emissionsminderung müssen Hand in Hand gehen. Nur mit robusten Strategien zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes lässt sich eine nachhaltige Zukunft sichern. Angesichts der rascheren Erderwärmung muss die Welt ihre Bemühungen zur Begrenzung des Temperaturanstiegs deutlich intensivieren.
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