Anleihen weiterhin attraktiv, vor allem Unternehmensanleihen

Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers, zu den ausbleibenden Zinssenkungen sowie zur Abwägung zwischen Aktien und Anleihen.

„Das nenne ich einen Boom! Die Märkte steigen auf Allzeithochs, die US-Wirtschaft überrascht immer wieder und schuf im März 303.000 neue Stellen (ohne Landwirtschaft) und auch in anderen Ländern sehen wir Erholungszeichen. Niemanden irritiert es noch, dass die FED die Zinsen dieses Jahr vielleicht doch nicht senkt.“

Keine Zinssenkungen in diesem Jahr in den USA?

„Einstweilen scheint eine Zinssenkung im Juni vom Tisch, und der Markt sieht es genauso. Soll man überhaupt noch auf Zinssenkungen in diesem Jahr wetten?“

„Vor etlichen Monaten schrieben wir, dass die US-Zinserwartungen dem Tafelberg glichen. Und das gilt jetzt wieder. Seit letztem Juli sind die Leitzinsen unverändert. Alles sieht danach aus, als würden sie mindestens ein Jahr lang zwischen 5,25 und 5,50% liegen.“

„Beim aktuellen Ausblick für den Geldmarkt fällt Abwarten leicht. Man verweist auf diverse Bewertungsrisiken, und speziell auf den Inflations- und Zinsausblick.“

Unveränderte Leitzinsen keine Gefahr

Anleihen weiterhin attraktiv bei realem Zinsanstieg

„Unveränderte Leitzinsen sind keine Katastrophe, sobald sich der Markt damit abgefunden hat, dass man auf Zinssenkungen noch warten muss. Anders wäre es aber bei einer Erhöhung.“

„Höhere Zinsen sind für die Investoren alles andere als irrelevant. Die Geldmarkterträge steigen, Unternehmensgewinne werden stärker abdiskontiert und vielleicht bekommen manche Haushalte und Unternehmen Probleme durch einen teureren Schuldendienst.“

Zwei Risikofaktoren bei Aktien – Weltwirtschaft scheint ausgewogener

„Die Zinsentwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf Aktien. Wenn Anleihen negativer eingeschätzt werden und ihre Renditen steigen, beeinflusst das die Marktstimmung. Im Grunde gibt es für Aktien zwei Risikofaktoren: enttäuschende Unternehmensgewinne oder ein Kursrückgang infolge höherer Anleiherenditen oder anderen Negativfaktoren.“

Die Weltwirtschaft scheint heute ausgewogener, auch wenn dies wohl in erster Linie mit der starken US-Wirtschaft zu tun hat.“

Higher for Longer bei Anleihen mit unterschiedlichen Konsequenzen

Chris Iggo, AXA IM

„Für Anleiheinvestoren hat Higher for Longer unterschiedliche Konsequenzen. Zunächst einmal bleiben die Renditen generell höher, weil niemand mit deutlichen Zinssenkungen rechnet. Die laufenden Erträge von Anleihen sind also weiterhin attraktiv, vor allem bei Unternehmensanleihen und Kurzläufern. Langläufer werden aber weniger interessant.“

„Ohne Anzeichen für Zinssenkungen oder einen echten Einbruch (mit Renditen über 5%) bleiben US-Langläufer teuer und werden sich auch in nächster Zeit nicht lohnen. Interessant könnten aber inflationsindexierte Anleihen sein, vor allem kürzer laufende. Sie bieten Schutz bei einer erneut überraschend hohen Teuerung. In den USA beträgt die fünfjährige Breakeven-Inflation zurzeit gerade einmal 2,55%.“

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