Regelmäßig kommentiert Geir Lode von Federated Hermes* die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diesmal: Große Schocks blieben in der vergangenen Woche aus – aber die Wolken am Horizont verdichten sich.
Während sich die Märkte in der vergangenen Woche leicht rückläufig zeigten, schien das Marktumfeld wesentlich ruhiger zu sein. Die Volatilität flacht ab. Aktuell befindet sich der Volatilitäts-Index VIX auf dem niedrigsten Stand seit Februar, als die Marktturbulenzen noch kurz vor ihrem Ausbruch standen.
Bislang verhielten sich die Faktoren ebenfalls relativ harmlos: Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Gewinnsaison bisher ohne große Schocks davonkam – obwohl bemerkenswerterweise viele Unternehmen nach wie vor ihre Prognosen zurückhalten und sich dabei auf die COVID-Unwägbarkeiten berufen.
Im Laufe der vergangenen Woche wurden im Großen und Ganzen die traditionell defensiven Bereiche wie Immobilien, Verbrauchsgüter und Versorger bevorzugt. Aber auch die Edelmetalle zeigten ebenfalls eine starke Performance, was den Rohstoffsektor weiter befeuerte.
Am ganz anderen Ende der Fahnenstange landete hingegen die Informationstechnologie – einer der herausragenden Sektoren in diesem Jahr – nachdem Intel Verzögerungen bei der Einführung seines next-generation-Chips gemeldet hatte. Dies führte zu Gewinnmitnahmen.
Allgemein gesagt: Die Fed bleibt nach wie vor nachgiebig. Chef-Banker Powell thematisierte in seiner jüngsten Pressekonferenz die Abwärtsrisiken. Diese resultieren aus den ansteigenden COVID-Fällen, die nun allmählich auch das Aktivitäts-Level der Märkte beeinträchtigen.
Allerdings: In diesen denkwürdigen Zeiten werden schlechte Nachrichten jedoch oft als gute Nachrichten aufgefasst. Und so reagierten die Märkte in unmittelbarer Folge positiv, zweifellos auch durch die anhaltenden Stimuli.
Zusammenhänge sehen – Blick zum Horizont
In der Zwischenzeit zeichnen sich einige potenzielle Risiken am Horizont ab. Ein Wiederaufflammen der Spannungen zwischen den USA und China, im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen, gehört hier ebenso dazu, wie die wachsenden Befürchtungen, dass es in Europa eine zweite COVID-Welle geben wird.
Tatsächlich hat die britische Regierung ihre Luftbrücke mit Spanien bereits geschlossen. Sollte etwas Gravierendes eintreten, könnte die traditionelle Sommerflaute beim Handelsvolumen die Auswirkungen auf die Märkte noch verstärken. Auch wenn es nach wie vor viel Unterstützung für die Aktienmärkte gibt – man sollte sich in Acht nehmen.
*) Geir Lode ist Head of Global Equities bei Federated Hermes