Schluss mit den Mythen und Irrtümern über Schwellenländeranleihen

Steve Cook, PineBridge Investments
Steve Cook, PineBridge Investments

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist, dass EM-Volkswirtschaften nachweislich zehn starke Wachstumsjahre erlebt haben, was einen gewaltigen Vermögensbildungseffekt hatte. Infolgedessen sind die dortigen Banken, Versicherungsgesellschaften, Pensionskassen und Vermögensverwaltungsbranchen stärker geworden. Der deutlich erweiterte Pool an heimischen Investoren und Liquidität waren ausschlaggebend für niedrigere Volatilität bei allen EM-Anleihen starker inländischer Ausrichtung, was für stabile Nachfrage nach lokalen Anlagen sorgte.

Volatilität spürten die Schwellenmärkte in diesem Jahr vor allem auf den Devisenmärkten, was Ängste weckte, dass EM-Schuldtitel durch Ansteckungseffekte pauschal einen kräftigen Rücksetzer erleben könnten. Unter den vorliegenden Umständen haben die Märkte für EM-Schuldtitel zwar nachgegeben, doch die Rückstände fielen auf den meisten Märkten unterschiedlich aus.

Unternehmensanleihen zeigten sich im Jahresverlauf einigermaßen robust. Insbesondere Titel mit Investment Grade Rating entwickelten sich kaum schlechter als IG-Unternehmensanleihen aus Industrieländern, da sich ihre Credit Spreads im bisherigen Jahresverlauf bis einschließlich August um +23 Basispunkte weiteten. Bei IG-Unternehmensanleihen aus den USA waren es +20. Was die Gesamtrendite anbelangt, haben IG-EM-Unternehmensanleihen um 1,2 % besser abgeschnitten als US-IG-Titel (mit -0,9 % gegenüber -2,1 %), weil sie weniger empfindlich auf anziehende Renditen von US-Staatsanleihen reagieren.

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Angesichts des eskalierenden Handelskriegs und der Entschuldung der Wirtschaft ist die Abhängigkeit der Schwellenländer von China ein Risiko
China ist mit Abstand das größte Schwellenland. Daher wirken sich die Tendenzen des chinesischen Wirtschaftswachstums spürbar auf das breitere EM-Universum aus. Außerdem ist China wichtiger Handelspartner vieler Schwellenländer, importiert Rohstoffe von einer breiten Palette von Exporteuren und finanziert andere. Die zunehmend feindseligen Äußerungen zum Handel zwischen den USA und China zu einer Zeit, in der China Maßnahmen zum Schuldenabbau und zur Umstellung seiner Wirtschaft vorantreibt, hat die Angst vor einer potenziellen „harten Landung“ in China verstärkt. Wir gehen davon aus, das die aktuellen Handelsspannungen letztlich abflauen werden und die USA und China eine Einigung in Handelsfragen erzielen, die es beiden Seiten ermöglichen sollte, den derzeitigen Konflikt zu deeskalieren, ohne sich als Sieger der Auseinandersetzung zu gerieren, denn wir vermuten, dass beiden Parteien klar ist, dass es in einem ausgewachsenen Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nur Verlierer geben würde.

Ferner erwarten wir, dass China beim Abbau von Schulden und in der Reformpolitik maßvoll vorgehen wird, um eine stärkere Abschwächung des Wachstums zu vermeiden – vor allem angesichts des ungewissen Handelsumfelds.

*) Steve Cook is co-head of EM fixed income and senior corporate portfolio manager at PineBridge Investments based in London. He has been with the firm since 2007 and prior to this, he was with Commerzbank AG. Steve manages the PineBridge Global Emerging Markets Corporate Bond Fund and the Global Emerging Markets Bond Fund, using dynamic scenario-driven asset allocation and bottom-up analysis in the sleeve constituents strategies.

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