Die Pandemie und die Thukydides-Falle

Adobe

Die Spannungen zwischen China und den USA könnten im Zuge der Corona-Krise noch zunehmen. Man kennt die sog. Thukydides-Falle, wonach der eigentliche Grund für eine sich zuspitzende Auseinandersetzung in der Furcht des einen vor der wachsenden Macht des anderen zu suchen ist. Von Christopher Smart*

Der Rat an die Staatschefs lautet daher, sich auf den Wiederaufbau der angeschlagenen Volkswirtschaften zu konzentrieren – und auf den Ausbau von Digitalisierung und Innovationen.

Es steht zu erwarten, dass China und die Vereinigten Staaten aus dem großen Lockdown noch gekränkter hervorgehen werden und dass sich Anleger auf eine Welt zunehmender Spannungen, steigender Handelsschranken und größerer Risiken einstellen sollten.

Doch vorerst wird der Kampf um die globale Führung verschoben: Beide Länder werden zu sehr mit ihren Bemühungen beschäftigt sein, die internen Schäden zu beheben, als dass sie den großen internationalen Plänen viel Aufmerksamkeit schenken würden.

Es sieht so aus, als würde China mit den besseren Wachstumszahlen hervorgehen, wenn die Prognosen des IWF zutreffen, aber die Grenzen seiner globalen Reichweite bleiben nur allzu offensichtlich. Einem Hauptschwerpunkt, seinen Einfluss durch die „Seidenstraßen-Initiative“ auszuweiten, stehen nun Jahre bitterer Umschuldungen und Schuldzuweisungen bevor.

Die USA scheinen auch kaum in der Lage zu sein, die Vision einer globalen Führungsrolle durchzusetzen. Sie stehen vor der massiven Aufgabe der Wiederbelebung der Binnenwirtschaft, was die meisten internationalen Ziele auf die lange Bank schieben wird.

Christopher Smart

US-amerikanische und chinesische Firmen erkennen derweil bereits die steigenden Risiken in den Beziehungen ihrer Regierungen und prüfen Alternativen. Aber: Mehr als alle Zollkriege oder geopolitischen Spannungen werden Innovation und Digitalisierung die Art und Weise verändern, wie die Welt Geschäfte macht.

Den vollständigen englischsprachigen Kommentar von Christoph Smart finden Sie unter diesem Link.

*) Christopher Smart ist Chefstratege und Leiter des Barings Investment Institute. Smart war Senior Fellow am Carnegie Endowment for International Peace und am Mossavar-Rahmani Center for Business and Government der Harvard Kennedy School; von 2013 bis 2015 war er als Sonderassistent des Präsidenten beim Nationalen Wirtschaftsrat und beim Nationalen Sicherheitsrat tätig.