Mittelstandsanleihe by Werder Bremen?

So zumindest wird Werder-Chef Filbry sinngemäß zitiert: Eher eine sog. Mittelstandsanleihe statt Fan-Anleihe, sofern überhaupt.

Das jedenfalls zitiert die gewohnt gut informierte Frankfurter Rundschau unter Berufung auf DeichStube – Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Filbry habe etwaige Gedankenspiele auf Nachfrage der FR bestätigt. Eine Fan-Anleihe habe bisher als tabu gegelten für den Traditionsklub, inzwischen scheint sie nur noch höchst unwahrscheinlich und ungewünscht von Seiten des Clubs: ‚die allerletzte Option‘.

Bis zu 20 Mio. EUR müsste Werder wohl einnehmen, falls der ‚äußerste Notfall eintreten sollte‘ – unklar ist, ob damit ein Abstieg gemeint sei oder nur eine Zuschauer-freie Pandemie-Gesamtsaison 2021 plus womöglich 2022, was derzeit von niemandem ausgeschlossen werden kann.

Da Bremen bereits bei Banken Kredit in Anspruch genommen habe, stehe überhaupt eine solch zusätzliche Kapitalmarktvariante im Raum der Überlegungen. Schon für die Banklinie habe es einer Bürgschaft des Bundeslands gebraucht, so dass weiterer Spielraum bereits eingeschränkt sein dürfte.

Die laufende Saison wird ein Rekordminus bescheren, gerechnet vom Pandemiebeginn vor einem Jahr bis Ende der laufenden Saison – wahrscheinlich rund 40 Mio. EUR auf Basis verschiedener, voneinander unabhängiger und auch nicht dementierter Schätzungen. Die Grünweißen sind aktuell ja keineswegs allein, auch nicht in dieser Größenordnung.

Der Unterschied zwischen einer Mittelstandsanleihe, genauer: KMU-Anleihe, und einer Fan-Anleihe liegt auf der Hand. Eine KMU-Anleihe ist per heute ein etabliertes Kapitalmarktprodukt für sowohl private als auch institutionelle Investoren, eine Fan-Anleihe gilt als Verzweiflungsmaßnahme und letzter Notnagel, wenn gar nichts anderes mehr zur Verfügung steht.

Bei einigen Clubs wie z.B. dem HSV, Köln oder Schalke (2010) ging das sogar noch gut – aber eine Sondersituation wie seit März 2020 ist wahrscheinlich mit keiner Missmananagementkrise der Vergangenheit vergleichbar und die Fehlbeträge um einiges happiger. Alemannia Aachen versuchte 2008 auch ihr Glück über die sog. Tivoli-Anleihe, trotzdem folgte wenige Jahre später die Insolvenz. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass Anleger damals unabhängig von der Definition der Kreditart leer ausgegangen wären.

Besonderheit der Fan-Anleihe, häufig auch ‚Schmuck-Anleihe‘, ist zudem oftmals der Umstand, dass es sich eher um eine getarnte Spendensammlung handelt, da ‚Investoren‘ häufig weder Kupons einlösen noch am Ende auf Rückzahlung des geliehenen Kredits pochen – als physische Schmuckanleihe im geränderten Rahmen macht sich das gute Stück auch über ihre Laufzeit hinaus noch gut in jedermanns Fan-Wohnstube. Wenn schon hart (im Nehmen), dann aber wenigstens herzlich (im Geben).