Mumm kompakt: Euro hat gegenüber US-Dollar eher Oberwasser

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Seit dem Tiefststand des Euro im Vergleich zum US-Dollar Mitte März 2020 bei 1,07 EUR/USD verzeichnete die europäische Gemeinschaftswährung eine beeindruckende Rallye bis auf 1,23 EUR/USD Ende Dezember. Die Aufwärtsbewegung war jedoch zu Jahresbeginn vorerst beendet und die langsame Konsolidierung führte kurzfristig zu Kursen unterhalb von 1,20 EUR/USD Anfang Februar. Ein Kommentar von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel

Hintergrund für die festere Tendenz des US-Dollar dürfte die im Vergleich zur Eurozone aktuell deutlich dynamischere US-Konjunktur und damit zusammenhängend ein etwas stärkerer Zinsanstieg bei US-Staatsanleihen gewesen sein.

Seit Ende Januar zog die Rendite 10-jähriger US-Treasuries von gut ein Prozent p.a. auf knapp 1,20% p.a. an. Demgegenüber stieg die Rendite einer Bundesanleihe mit zehn Jahren Restlaufzeit trotz überraschend hoch vermeldeter Inflationsraten für Januar nur um gut 10 Basispunkte auf -0,42% p.a. an und verharrt weiterhin tief im negativen Bereich – wie fast die gesamte Bundesanleihen-Zinskurve. Nur im Laufzeitensegment von 30 Jahren gab es zuletzt eine hauchdünne positive Rendite.

Auch griechische und italienische Staatsanleihen rentieren mit 0,76 bzw. 0,51% p.a. deutlich tiefer als US-Anleihen. Zwar dürften die ab dem Frühjahr annehmbaren steigenden Inflationsraten tendenziell für Zinssteigerungsdruck sorgen, das gilt allerdings für beide Seiten des Atlantiks.

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Zudem dürften sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed darauf achten, dass die Refinanzierungen von Staatsanleihen angesichts explodierender Staatsschulden nicht zu teuer werden.

Damit ist in den kommenden Monaten nicht mit einer deutlich steigenden Zinsdifferenz zwischen dem Euro- und dem US-Dollarraum zu rechnen und somit auch eine zinsinduzierte Rechtfertigung für einen erneuten US-Dollar-Aufwertungstrend fehlen.

Auch die in den USA stärkere fiskalische sowie geldpolitische Expansion spricht für einen schwächeren US-Dollar. Selbst wenn im Zuge des kurzfristig etablierten Abwärtstrends des Euro somit die Marke von 1,20 EUR/USD erneut unterschritten werden sollte, lassen die Perspektiven für den weiteren Jahresverlauf eher einen wieder aufwertenden Euro erwarten.

Carsten Mumm, Donner & Reuschel

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