Jahr des Umbruchs – Was 2020 für die Zukunft bedeutet

griechische Schuldenkrise Griechenland

Nicht selten ist eine Krise zugleich der Ausgangspunkt für neue Entwicklungen, die den Status quo verbessern. Und so ist man geneigt, auch den Herausforderungen, die die Pandemie seit Beginn des Jahres an uns stellt, etwas Gutes abzugewinnen. Denn es zeigt sich, dass unsere Art, Wirtschaft zu denken, wichtige Aspekte vernachlässigt. Das zu korrigieren, wird eine Kernaufgabe für die Ökonomie in 2021. Von Dirk Oliver Haller*

Das Ende alter Prinzipien?

Einen prominenten Beweis für den dringenden Nachbesserungsbedarf liefert das produzierende Gewerbe. So deutlich wie in kaum einer anderen Branche hat die Corona-Politik der Lock-Downs und Risikogebiete hier für denkwürdige Einschnitte gesorgt. Dreh- und Angelpunkt ist dabei immer wieder der Umgang mit plötzlichen Lieferengpässen, welche ebenso wechselhaft wie das Infektionsgeschehen zu Tage treten. Das Leitmotiv von möglichst geringen Lagerkosten und punktgenauem Warenabruf, erweist sich unter diesen Bedingungen als Ursprung von Komplikationen, welche eine konstante Produktion nahezu unmöglich machen. Das so viel beschworene „Just-In-Time“ gerät an seine Effizienzgrenzen und zeigt sogleich seine Anfälligkeit für globale Krisenszenarien.

Nicht zuletzt deshalb wird 2020 als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in welchem neue Modelle des Supply-Managements, aber auch der Finanzierung großflächig und breitenwirksam auf den Plan getreten sind. Alte Routinen kommen auf den Prüfstand. So auch die konventionelle Kreditfinanzierung. Mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass, gerade wenn es um kurzfristiges Kapital geht, ergänzende Instrumente von Nöten sind. Auch, weil oft durch die rigorose und umfangreiche Prüfung von Kreditsicherheiten bei den Bankhäusern, Zeitfenster verstreichen, mit denen auf dem ohnehin schon beschleunigten Weltmarkt, neue Expansionschancen stehen und fallen.

Diversität einer neuen Ordnung

Der Einstieg in die 20er-Jahre dieses Jahrhunderts ist gekennzeichnet von einem Reichtum an Alternativen zu den traditionellen Wegen des Wirtschaftens. Paradigmatisch für die Finanzwirtschaft steht in unterschiedlichen Nuancen eine Vielzahl an Instrumenten von Factoring, über Sale-And-Lease-Back bis hin zu Finetrading für eine neue Art der Liquiditätsbeschaffung. Und auch die Nachfrage nach diesen Finanzdienstleistungen steigt. Ein Trend, der sich voraussichtlich auch in 2021 fortsetzen wird.  Denn die unternehmensinternen Umstrukturierungsprozesse zu einem modernen Wirtschaftskonzept sind zweifelsohne ressourcenintensiv. In der Industrie etwa versuchen die Akteure das Netz ihrer Handelspartner weiter zu spannen, um künftig an Flexibilität zu gewinnen. Andere setzen auf eine Konzentration für sie zentraler Warenströme in einem überschaubaren geografischen Rahmen, um globale Interdependenzen zu verringern. In zeitlicher Nahdistanz werden Lagerbestände zu wichtigen Back-Ups für weitere Engpässe aufgestockt.

Startschuss für eine digitale Realität

Doch unabhängig von der neuen „Kampfzone“ für mehr Produktionssicherheit, befindet sich die Wirtschaft insgesamt in Transformation. Die Digitalisierung hat bereits vor der Pandemie ihre Schatten voraus geworfen und bricht sich weiterhin mit aller Macht bahn. Der Arbeitsprozess wird schon jetzt auf breiter Front reorganisiert. Das Home-Office verspricht, ob seiner Vorteile, auch nach der Zeit der Quarantäne, ein Baustein neuer Produktivität zu sein. Wirtschaft und Politik tun gut daran, weiterhin an der Implementierung von Digitalisierungsstrategien festzuhalten.

Der Auftakt in die neue Dekade verlief unerwartet herausforderungsvoll. Doch ist gerade dies ein vielversprechender Weckruf an alle, die schon länger über neue Formen des Wirtschaftens, wenn auch nur auf dem Papier, nachgedacht haben. Tatendrang und ein standhafter Wille zur Modernisierung werden in diesem Jahrzehnt die Kernkompetenzen der Vordenker und Entscheider sein.

Dirk Oliver Haller, DFT Deutsche Finetrading

*) Dirk Oliver Haller (Jg. 1973) ist Gründer und Geschäftsführer der DFT Deutsche Finetrading AG. Haller blickt auf 25 Jahre Berufserfahrung im Handel zurück und gründete 2010 die DFT. Gemeinsam mit seinem Team agiert er vom Unternehmenssitz in Ladbergen in Nordrhein-Westfalen national und international. Von der Warenfinanzierung, über die Import- und Exportfinanzierung, bis hin zur Lagerfinanzierung bietet das Unternehmen seinen Kunden Finanzierungslösungen an.