EZB sondiert die Tiefe der Anleihemärkte

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Die Europäische Zentralbank (EZB) sondiert die Tiefe der Marktsegmente für ihre milliardenschweren Anleihekäufe. Diese Tests sollen in Form von umgekehrten Repo-Auktionen erfolgen. Derzeit laufen die Auktionen so ab, dass die beteiligten Notenbanken an die Kreditinstitute herantreten, die vorher Bestände offeriert haben.

Bei den in der Vorwoche erstmals durchgeführten Tests sollen nun Angebote zu bestimmten Wertpapieren aufgerufen werden. Dann können die beteiligten Banken in Auktionen für die vorher benannten Gattungen eine bestimmte Menge zu einem bestimmten Preis und zusätzlich eine weitere Menge zu einem anderen Preis anbieten.

Auf diese Weise will die EZB Erkenntnisse über die Tiefe des Angebots erhalten. Es geht also darum, herauszufinden, welche Bank welche Titel zu welchem Preis verkaufen würde. Damit könnte eine Ausweitung des Ankaufprogramms vorbereitet und gleichzeitig ausgelotet werden, welche Papiere in einem solchen Fall knapp werden könnten. Durchgeführt werden die Tests von der Banque de France, der niederländischen Zentralbank und der litauischen Notenbank.

Sollte die EZB tatsächlich ihre Geldschleusen weiter öffnen und das gegenwärtige 1,1 Billionen EUR schwere Ankaufprogramm über den September 2016 hinaus verlängern, könnte die Zentralbank bei diesem Vorhaben auch an ihre Grenzen stoßen, die sie sich selbst gesetzt hat. Denn es dürfen höchstens 33% der ausstehenden Anleiheschulden eines Landes angekauft werden. Auch für einzelne Staatsanleihen gilt dieses Maximum. Bei einer Ausdehnung des Aufkaufprogramms würde die EZB bei portugiesischen, finnischen und deutschen Anleihen bald an diese Grenze gelangen. Dies hat der Ökonom Luca Cazzulani von der UniCredit ausgerechnet.

Ob sich die EZB dann noch an ihre selbst gesteckten Beschränkungen halten würde, darf bezweifelt werden. Auch ein Aufbrechen der Grenzwerte wäre durchaus denkbar, was aber zu einer weiteren Verzerrung bei einzelnen Gattungen führen würde.

Indessen haben die Zentralbanken des Eurosystems ihre Wertpapierkäufe wieder hochgefahren. So wurden nach Ende der Ferienzeit im September wieder rund 63 Mrd. EUR erworben, nachdem der Betrag im August auf ca. 51,6 Mrd. EUR gesunken war.

Dem Primärmarkt geht langsam die Luft aus
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So hat zuletzt bereits die Deutsche Bahn über ihre Finance-Tochter einen Floater im Volumen von 400 Mio. EUR begeben. Die Anleihe (WKN A1Z810), mit einem Aufschlag von +43 bps gegenüber dem 3-Monats-Euribor verzinst, ist am 13.10.2023 endfällig. Der Emissionspreis wurde mit 100% fixiert und als kleinste handelbare Stückelung nominal 1.000 EUR festgelegt. Dadurch erhofft sich der Emittent auch Nachfrage seitens der Privatinvestoren.


Dieses Klientel hat das französische Telekommunikations-Unternehmen TDF nicht als Zielgruppe ausgemacht und eine 7-jährige Anleihe (A1Z82T) im Volumen von 600 Mio. EUR mit einer kleinsten handelbaren Nominale von 100.000 EUR aufgelegt. Die jederzeit bis 3 Monate vor Endfälligkeit seitens des Emittenten zu festgelegten Spreads gegenüber Referenzanleihen (Make-whole-Call) kündbare Anleihe ist mit einem jährlichen Kupon von 2,875% ausgestattet und wurde bei einem Spread von +237 bps über Mid Swap gepreist, was einem Kurs von 99,31% entsprach.

Eine andere viel beachtete Neuemission wurde seitens der britischen Lloyds Bank begeben. Hierbei wurden 750 Mio. EUR als Floater (+50 bps über 3-Monats-Euribor) zu 99,91% emittiert. Die Anleihe (A1Z7MY) ist am 9.10.2018 endfällig und nur mit einer Mindeststückelung in Höhe von nominal 100.000 EUR zu erwerben.

Ebenso verhält es sich bei einer Anleihe der Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich-Wien (A1Z85E), die am 20.4.2021 endfällig ist und mit einem Kupon von 0,50% ausgestattet ist. Gepreist wurde der Bond bei +12 bps über Mid Swap, was einen Preis von 99,84% ergab.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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