EZB setzt die falschen Anreize

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Nicht erst seit dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) vom vergangenen Donnerstag wird mir immer wieder die Frage gestellt, warum ich denn die Geldüberschwemmung so negativ sehe, schließlich würde sich in den USA doch inzwischen alles wieder zum Besseren wenden.

Dieses Argument wird durch die aktuellen US-Konjunkturdaten zwar teilweise untermauert, aber dennoch unterscheiden sich die USA in vielen Dingen von Euroland. Zum einen ist die Fed nur einer einzigen Volkswirtschaft verpflichtet und muss nicht auf unterschiedliche nationale Entwicklungen achten. Auch die Tatsache, dass eine politische Interessenvertretung für den gesamten Währungsraum zuständig ist, vereinfacht die Sache.

In Euroland und auch in Europa haben wir nationale Regierungen, die ihre Interessen verteidigen und zusätzlich auch noch eine europäische Kommission mit ihren Repräsentanten. Damit ist Euroland nicht einfach zu bändigen! Es sei denn, alle machen weiter wie bisher, und die Deutschen werden es finanziell schon richten. Wie sagte der neue griechische Finanzminister Yanis Varoufakis bereits vor Tagen in einem Interview: „Was immer die Deutschen sagen, am Ende werden sie bezahlen.“ Das kann ja noch heiter werden und wenn er sich da mal nicht irrt!

Weiterhin bleibe ich dabei, dass die Beschlüsse der EZB ein falsches Signal an die Staatsregierungen senden und kontraproduktiv für den notwendigen Reformdruck sind. Denn niedrige Zinsen senken die Hemmschwelle in puncto Neuverschuldung und zwingen nicht zum Umdenken. Auch befeuert diese Mega-Geldspritze nicht die Nachfrage nach Krediten in Europa, sondern nur die Blasen am Kapitalmarkt. Wobei die Blase am Rentenmarkt alles bisher Dagewesene übertrifft.

Die Bevölkerung braucht Zukunftsvisionen. Banken können nur den Unternehmen Mittel zur Verfügung stellen, die eine erhöhte Nachfrage nach den von ihnen produzierten Gütern nicht mehr bewerkstelligen können. Und so schließt sich der Kreis. Auch sind noch viele Detailfragen zu diesem Anleihekaufprogramm unbeantwortet, wie zum Beispiel:

– Werden die nationalen Zentralbanken gezwungen, an den Kaufaktionen teilzunehmen?
– Wird es konzertierte Aktionen geben?
– Wird zukünftig auch am Primärmarkt interveniert?
– Was passiert mit der Haftungsregelung, wenn die Höchstbeträge bei einzelnen Zentralbanken erreicht sind? Denn beim OMT-Programm, das dann aktiviert werden soll, würden wiederum alle, aber in unterschiedlicher Höhe, haften.

Es gibt also noch viel zu klären, Signore Draghi!

All diese Probleme sind für eine amerikanische Notenbank nicht von Bedeutung, weshalb ein direkter Vergleich von Fed und EZB nicht möglich ist, auch wenn sie zu den gleichen Mitteln in der Geldpolitik greifen.

Unterschiedlichste Unternehmen treten am Kapitalmarkt auf
Auch in dieser Woche refinanzierten sich Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen am Kapitalmarkt. Die Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR zielte allerdings zumeist nur auf institutionelle Investoren ab.

So legte das niederländische Unternehmen Unilever eine Anleihe im Volumen von 750 Mio. EUR auf, die am 3.2.2022 endfällig wird. Das mit einer jährlichen Verzinsung von 0,5% ausgestattete Wertpapier (WKN A1ZVL1) wurde bei einem Kurs von 98,956% begeben, was einem Spread von +17 bps über Mid Swap entsprach.

Sujet_VerkehrswegebauEine siebenjährige Laufzeit wählte auch das österreichische Unternehmen Strabag für seine 200 Mio. EUR schwere Anleihe (AT0000A1C741). Die Fälligkeit der mit einem Kupon von 1,625% p.a. ausgestatteten Gattung wurde auf den 4.2.2022 datiert und bei einem Emissionskurs von 99,712% entsprach dies einem Spread von +120 bps über Mid Swap. Die Bücher waren dreifach überzeichnet.

23684_0Für eine längere Laufzeit haben sich die französische Supermarktkette Carrefour SA und der spanische Versorger Enagás entschieden. Das französische Unternehmen refinanzierte auf diese Weise 750 Mio. EUR und zahlt den Investoren einen jährlichen Kupon von 1,25% (A1ZVMD). Bei einer Fälligkeit am 3.6.2025 und einem Kurs von 99,468% ergab sich ein Emissionsspread von +55 bps über Mid Swap. Die 600-Mio.-EUR-Anleihe von Enagás (A1ZVJQ) ist mit dem gleichen Kupon ausgestattet und am 6.2.2025 fällig. Bei einem Emissionskurs von 99,08% kam das einem Emissionsspread von +65 bps über Mid Swap gleich.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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