Zunächst einmal vorausgeschickt: Auch wenn ich Gefahr laufe, die Millionen von BondGuide-Lesern zu langweilen: Der GBC-Index für Mittelstands-/KMU-Anleihen notiert ganze 1,5% unter seinem Allzeithoch. Ein toter Markt fühlt sich nach meinem unwesentlichen Dafürhalten doch noch leicht anders an.
Ein gesunder allerdings auch.
Ich möchte deshalb für eine winzige Nuance mehr Nüchternheit plädieren. Es sind erschreckend viele falsche Zahlen und romantische Vorstellungen im Umlauf – dies im Verbund mit der gefühlten Sterblichkeitsrate unter KMU-Emittenten, und schon jagt ein Bashing-Artikel den nächsten – um des Bashings selbst willen.
Manche vermeintliche Fachartikel und Zitatgeber erinnern mich deshalb an Hooligans und ihre verlogene Liebe zum Sport. Hier wie dort schädigt das Verhalten Weniger das Denken und das (wirtschaftliche) Leben Vieler, auf beiden Seiten.
Ich würde zudem gerne mal erleben, dass die aktuellen und ewigen Kritiker – deren Kritik zweifellos stets einen wahren Kern besitzt – mit eigenen Verbesserungsvorschlägen oder Lösungsansätzen aufwarten, zu Diskussionsrunden einladen, etwas aktiv in die Wege leiten. Habe ich leider noch nicht gesehen.
Wer könnte überhaupt glaubhaft einen Think Tank anführen? Die Deutsche Börse? Sicherlich nicht. Erstens wegen Ihrer Partikularinteressen, zweitens da sie jede Verantwortung für gelistete Emittenten stets weitest von sich gewiesen hat und drittens da sie aktuell ganz eigene Probleme mit sich schleppt. Bisherige Initiativen wie der eigentlich lobenswerte Best Practice Standard, die Risiko-Rating-Matrix oder auch neue-Marktsegmente-in-alten-Schläuche-Innovationen verliefen sich im Orkus toter Unlebender.
Wir müssten uns schon selbst drum kümmern. Niemand behauptet, dass das einfach wäre. Im Gegenteil: Bisher sind auch wir Medien eher dadurch in Erscheinung getreten, dass wir den Strang eher auffasern als gemeinsam an einem zu ziehen.
Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide
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