Unternehmensanleihen wieder eine Überlegung wert

Seit Jahren nimmt die Relevanz von Unternehmensanleihen für private Cashflows zu. Das hat sich zuletzt auch trotz zurückgekehrter Sparzinsen nicht geändert. Von Robert Steininger*

Bereits 2018 waren Anleihen von deutschen Unternehmen im Wert von etwa 313,5 Mrd. EUR im Umlauf – so viel wie nie zuvor. Immer attraktiver wird diese Möglichkeit für private und institutionelle Anleiheinvestoren zugleich. Doch was sind die Gründe für dieses steigende Interesse und wie geht es weiter?

Was sind Unternehmensanleihen?

Bei Unternehmensanleihen bzw. Corporate Bonds handelt es sich um eine Geldleihe, die man einer Firma gewährt. Der Gläubiger erhält – wie bei einem Kredit – Zinszahlungen. Höhe und Regelmäßigkeit dieser Zahlungen werden im Voraus vertraglich festgelegt und sind bindend. Wer demnach eine Anleihe erwirbt, gewährt einem Unternehmen einen Kredit. Die Wertentwicklung einer Anleihe hängt von zahlreichen Variablen ab. Dazu gehören unter anderem das Marktzinsniveau und die Bonität des Unternehmens.

Vergleichsweise sichere Investitionsmöglichkeit

Unternehmensanleihen gelten als relativ sicher. Sie bieten dem Unternehmen eine Alternative zu den gewöhnlichen Krediten bei einem Finanzinstitut. Unter einer Anleihe versteht man im Allgemeinen ein festverzinsliches Wertpapier, das dem Gläubiger das Recht auf Rückzahlung sowie die Zahlung festgelegter Zinsen in einer bestimmten Höhe versichert.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen dem nationalen und internationalen Anleihenmarkt. Am nationalen Anleihenmarkt gibt es nur Unternehmensanleihen von inländischen Unternehmen, während am internationalen Markt Anleihen von Emittenten der ganzen Welt zu finden sind. Zu den typischsten und meist vertretenen Wirtschaftszweigen gehören unter anderem die Automobilindustrie, das Baugewerbe und die Telekommunikation sowie in letzter Zeit Green Bonds aus dem v.a. erneuerbarer Energien.

Nachhaltiges Investieren zunehmend wichtiger

Bei der Auswahl von verzinslichen Wertpapieren wird neben finanziellen Kriterien auch auf Anderes geachtet. So spielt zum Beispiel die Auswirkung der Unternehmensaktivität auf Umwelt und Gesellschaft eine zunehmend große Rolle. Unternehmen werden anhand der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) unter die Lupe genommen. Wer gegen diese Ausschlusskriterien verstößt oder den strengen Vorschriften nicht genügt, der wird sofort als Emittent ausgeschlossen oder zurückgestuft. Dazu kommt, dass auch durch die stetig steigende Nachfrage an nachhaltigeren Investitionsmöglichkeiten die Expertise auf diesem Gebiet besser wird.

Spreads bei Unternehmensanleihen

Eine gute Alternative

Neben einem Girokonto für den vereinfachten normalen Zahlungsverkehr wie Mieten und Lohnzahlungen haben viele Privatpersonen noch ein Sparkonto, um Vermögen anzusammeln. Unternehmensanleihen gelten als zusätzliche Alternative zum Sparkonto bei der Bank. Sie bieten in der Regel eine höhere Rendite. Höhere Verzinsung bedeutet aber meistens auch ein höheres Risiko: Das Problem einer möglichen Insolvenz eines Unternehmens bleibt bestehen.

In einem solchen Fall kann der Kreditnehmer den Kredit gar nicht oder nicht vollständig vertragsgemäß zurückzahlen und der Investor verliert sein Geld. Trotz der Risiken wächst der Markt mit Unternehmensanleihen seit der Jahrhundertwende stetig und hat sich seit 2005 mehr als verdoppelt. Vor allem in Zeiten der niedrigen Zinsniveaus suchten private und institutionelle Investoren nach alternativen Anlageformen mit höherer Rendite bzw. überhaupt Rendite.

Aktien und Anleihen im Vergleich

Vorteile für Unternehmen

Durch erhöhte Ausfallrisiken werden die Kreditvergaberichtlinien von Finanzinstituten nach und nach strenger. Provisorisch werden viele Risiken höher eingeschätzt, als sie tatsächlich sind. Dies führt dazu, dass es jüngst für Unternehmen zunehmend schwerer und mühsamer wird, Kredite von Kreditinstituten zu erhalten. Banken vergeben Kredite nur noch mit erhöhter Kreditsicherheit und vor allem die Kosten für langfristige Unterstützung steigen kontinuierlich weiter an. All diese Veränderungen führen zu der steigenden Popularität von Unternehmensanleihen, da sich viele Unternehmen auch in Zukunft am Kapitalmarkt finanzieren werden – da sie müssen. Banken haben ihre eigenen Hausaufgaben zu erledigen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse

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