Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz & Co: Sind Anleihen oder ETFs bei Trend-Themen besser?

Megatrend Künstliche Intelligenz / KI

Digitalisierung, grüne Energie, Künstliche Intelligenz sind Themen, die sich äußerst vielversprechend anhören. Nicht mal ein Mega-Trend ist anfangs ein Selbstläufer. Von Robert Steininger*

Doch wie wird aus einem Versprechen eine durchdachte Anlageentscheidung? Während die einen auf Anleihen schwören, setzen andere Experten auf ETFs. Zwei Ansätze, die unterschiedlicher kaum sein könnten und trotzdem oft zum selben Ziel führen wollen.

Von großen Ideen und langsamen Wegen

Wirklich große Veränderungen vollziehen sich selten über Nacht. Technologien reifen, Gesellschaften reagieren, Märkte passen sich an. Künstliche Intelligenz etwa galt lange als Randthema, ehe sie plötzlich den Ton angab in Unternehmen, Medien und Start-ups. Ähnlich verlief der Aufstieg nachhaltiger Investments, denn erst wurden diese müde belächelt und dann heiß gehandelt.

Solche Bewegungen und Entwicklungen sind auch mit Expertise nicht unbedingt planbar. Sie entziehen sich dem klassischen Börsengang und bahnen sich manchmal ihren ganz eigenen Weg. Für Investoren bedeutet das Rechnen statt träumen oder besser, Strukturen schaffen, um Chancen zu erkennen, ohne blind und Strategie zu agieren.

Wie Kryptowährungen Investoren neue Wege öffnen

Kaum eine Anlagemöglichkeit verkörpert diesen Drahtseilakt zwischen Potenzial und Risiko so maßgeblich wie Kryptowährungen. Was einst als anarchischer Gegenentwurf zum Bankensystem startete, hat sich zur milliardenschweren Branche gemausert – mit eigenen Regeln, Tools und Märkten. Ripple etwa, eine Plattform zur effizienten Abwicklung internationaler Zahlungen, steht dabei exemplarisch für Krypto-Innovationen mit funktionalem Anspruch.

  • Ein kurzer Blick auf den XRP Kurs zeigt, wie sensibel diese Märkte unter anderem auf politische Signale, technologische Durchbrüche oder institutionelle Bewegungen reagieren. Der Kursverlauf schwankt, aber genau darin liegt auch der Reiz: Das Fenster für Einstieg oder Umstieg öffnet sich häufiger als bei klassischen Anlageformen.

Und doch muss es nicht immer die digitale Münze selbst sein. Aktien wie Bitcoin SE oder Anleihen von Blockchain-Unternehmen bieten alternative Wege, am Trend teilzuhaben – ohne sich der vollen Volatilität auszusetzen.

Anleihen: wenig Glanz, viel Substanz – aber mit Renditechancen

Sie glänzen nicht, sie protzen nicht und genau das macht sie für viele attraktiv. Anleihen, insbesondere von Unternehmen mit solider Bonität, gelten als relativ stabile Anlageformen. Die Erträge sind kalkulierbar, die Risiken überschaubar. Doch unterschätzt wird oft ein interessanter Nebeneffekt. Steigt die Bonität des Emittenten, sinkt der Zinsaufschlag, dadurch wird die Anleihe selbst wertvoller. Wer in dieser Phase verkauft, realisiert Kursgewinne, obwohl das eigentliche Versprechen ‚nur‘ eine feste Verzinsung war.

Solche Effekte sind kein Zufall, sondern Ausdruck von Grundlagen und Marktmechanik und sie zeigen auch: Bei Anleihen ist Timing nicht unwichtig, nur eben weniger dramatisch als bei anderen Anlagemöglichkeiten. Green Bonds wiederum kombinieren Stabilität mit nachhaltigem Nutzen und sollen von der Bundesregierung sogar gefördert werden. Green Bonds finanzieren konkrete Umweltprojekte, erfüllen ESG-Kriterien und ermöglichen es, Verantwortung ins Depot zu holen, ohne auf Rendite zu verzichten.

ETFs auf Zukunftsthemen: breite Streuung mit eingebautem Trendfilter

ETFs sind nicht nur bei jungen Investoren voll in Mode und das zu Recht. Wer sich nicht auf Einzeltitel festlegen möchte, erhält mit einem Themen-ETF Zugang zu einem ganzen Sektor. Ob Clean Energy, Smart Mobility oder AI & Robotics, die Vielfalt ist beeindruckend. Doch genau hier liegt das Problem, denn viele dieser Produkte entstehen, wenn das Thema bereits durch die Medien interessant und bekannt wird.

Künstliche Intelligenz steuert auch die Robotik - selbst ein Megatrend

Künstliche Intelligenz steuert auch die Robotik – selbst ein Megatrend

Ein Beispiel: Der Global Clean Energy ETF. Als politische Programme weltweit begannen, grüne Transformationen zu fördern, reagierten die Märkte prompt. Die Kurse zahlreicher Energietitel zogen an. Erst danach, als das meiste Wachstum schon eingepreist war, wurde der ETF populär. Für Späteinsteiger hatte das in vielen Fällen zur Folge, teuer zu kaufen und lange zu warten. Kein Wunder, dass das Interesse an grünen Finanzprodukten mittlerweile deutlich abgenommen hat.

Nicht jeder ETF ist so diversifiziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Einige setzen stark auf wenige Schwergewichte, andere mischen sehr volatile Nebenwerte bei. Transparenz hilft hier nur begrenzt. Daher ist ein prüfender, fachmännischer Blick ins Portfolio gefordert.

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Warum Trendthemen nicht exklusiv behandelt werden sollten

Sich voll auf ein Thema einzulassen, klingt nach strategischer Entschlossenheit. Doch Kapitalmärkte funktionieren anders. Selten ziehen alle Segmente gleichzeitig. Wer sich nur auf KI / Künstliche Intelligenz oder nur auf Nachhaltigkeit fokussiert, macht sich angreifbar. Viel besser ist es, breit zu denken und selektiv zu handeln.

Diversifikation ist zwar keine Absicherung gegen jegliche Verluste, aber ein Schutz vor Enttäuschungen. Gerade bei Trendthemen, deren Erfolg nicht nur vom Markt, sondern auch von Politik, Technik und Gesellschaft abhängt, ist die Streuung entscheidend. Aus verschiedenen Branchen, unterschiedlichen Ländern und einer Mischung aus Anlageformen entsteht ein Fundament, das nicht bei jeder brisanten Schlagzeile gleich ins Wanken gerät.

<em>Künstliche Intelligenz - übernehmen Sie?!</em>

Künstliche Intelligenz – übernehmen Sie?!

Geduld bleibt das wichtigste Asset, denn kaum ein Megatrend hat sich in einem Jahr durchgesetzt. Wer zu früh aufgibt, verpasst oft den zweiten entscheidenden Schub.

Anleihen, ETFs oder Aktien – oder doch ein ausgewogener Dreiklang?

Die Frage ist nicht ‚entweder-oder‘, sondern ‚wieviel von was?‘. Anleihen bieten Ruhe und Verlässlichkeit, vor allem wenn sie von Unternehmen mit klarer Strategie stammen. ETFs eröffnen den Zugang zu Märkten, die sonst schwer zu greifen wären. Aktien wiederum erlauben gezielte Schwerpunkte mit Chance auf überdurchschnittliche Rendite, aber auch höherem Risiko.

Ein weiteres Beispiel: Ein Portfolio mit einem nachhaltigen Anleihefonds im Fundament, ergänzt durch zwei Themen-ETFs (beispielsweise einer auf Digitalisierung, einer auf Green Tech) und einigen ausgesuchten Einzeltiteln aus dem KI- oder Kryptosektor: So entsteht ein flexibler Rahmen, der sowohl Wachstumsdenken als auch Stabilität vereint, ohne sich zu einseitig festzulegen. Diese Mischung ist nicht die einzige richtige. Aber sie zeigt, wie man Trendthemen nicht nur verfolgen, sondern auch gestalten kann.

Megatrend Chips nächster Generation und Künstliche Intelligenz

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Zukunftsthemen brauchen mehr als gutes Timing

Die große Versuchung besteht darin, Trends als Selbstläufer zu sehen. Ripple, grüne Energie, automatisierte Systeme klingen allesamt plausibel, fast zwingend. Doch Kapital folgt nicht automatisch der Logik der Innovation. Es folgt der Logik des Marktes. Wer investiert, braucht mehr als nur Interesse am Thema. Struktur, Disziplin und ein Bewusstsein für Timing machen den Unterschied. Anleihen, ETFs, Aktien: Alle drei bieten lukrative Möglichkeiten. Die Kunst besteht darin, sie richtig zu kombinieren, dann werden aus großen Ideen konkrete Chancen.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.

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