Kuhhandel bei ERWE Immobilien: Forderungsverzicht, Anleihetausch – aber immerhin Aussicht auf ‚mehr‘

ERWE Immobilien AG (DE000 A1X3WX 6) könne wieder gelassener in die Zukunft blicken – bei Anleihe 2019/23 habe man sich geeinigt.

Basis sei die Einigung über ein Restrukturierungskonzept mit dem gemeinsamen Vertreter der ausstehenden Anleihe 2019/23 über 40 Mio. EUR und weiteren Darlehensgebern.

Das neue Restrukturierungskonzept, das nach umfangreichen Verhandlungen zustande kam, sieht im Kern die Übertragung von vier Objektgesellschaften der ERWE-Gruppe in Krefeld (2 Objekte), Speyer und Lübeck mitsamt den darauf lastenden Immobilienfinanzierungen und Investitionsverpflichtungen auf eine zugunsten der Anleihegläubiger noch zu gründende Treuhandgesellschaft und die Verrechnung des (noch konkret festzulegenden) Kaufpreises für diese Objektgesellschaften mit den – auf die Treuhandgesellschaft im Wege eines Anleiheumtausches zu übertragenden – Zahlungsansprüchen unter der Anleihe vor.

Für den verbleibenden Restbetrag soll es einen Forderungsverzicht (Haircut) der Anleihegläubiger geben. Bis zur Umsetzung des Restrukturierungskonzepts habe der gemeinsame Vertreter der Anleihegläubiger die Rückzahlungs- und Zinszahlungsansprüche unter der Anleihe gestundet, vorerst bis zum 31. März 2024.

Objekt in Speyer von ERWE Immobilien

Das neue Restrukturierungskonzept führe bei der ERWE zu einer signifikanten Entschuldung fälliger Verbindlichkeiten und gewähre Anleihegläubigern die Möglichkeit, durch einen späteren Verkauf der Immobilien eine höhere Befriedigung ihrer Forderungen zu erlangen als nach dem im Sommer des Jahres vorgelegten Konzept.

Der alleinige Zweck der Treuhandgesellschaft werde es sein, die Immobilien zu halten und weiter zu entwickeln und durch einen zukünftigen Verkauf einen Mehrwert gegenüber dem aktuellen Wert zugunsten der Anleihegläubiger zu realisieren. Die Gesellschaft gehe von einer Laufzeit der – auf die Treuhandgesellschaft umgeschuldeten Anleihe – von mindestens drei Jahren aus. Die Details dieser neuen Anleihe stehen allerdings noch nicht fest.

Für die notwendigen zusätzlichen Investitionen würden Anleihegläubiger die Möglichkeit erhalten, eine zusätzliche von der Treuhandgesellschaft zu diesem Zweck zu begebende Anleihe gegen Zahlung eines Ausgabepreises zu zeichnen.

„Wir freuen uns sehr über diese Vereinbarung“, meint jedenfalls ERWE-Vorstand und Namensgeber Rüdiger Weitzel. „Wir halten die Vereinbarung, die in einem sehr schwierigen Marktumfeld getroffen wurde, für beide Seiten als ausgewogen. Wir verlieren zwar bedeutende Assets, haben aber jetzt die Basis und den Rücken frei, um die ERWE in einem veränderten Marktumfeld wieder in eine gute Zukunft zu führen.“

Anleihe 2019/23 notierte kurz vor ihrem Ablauf ohnehin auf Ausfallniveau bei 5%. Wie viel das Restrukturierungskonzept für Anleihegläubiger bringen mag, würde man am Kurs ableiten können – seit Ablauf am 10. Dezember gibt es allerdings keinen mehr.

—————————-

! NEU ! Die dritte BondGuide Jahresausgabe 2023 ist erschienen: ‚Mittelstandsfinanzierung 2023 – Chancen und Risiken investierbar machen‘ kann wie gewohnt kostenlos als e-Magazin oder pdf heruntergeladen werden.

Ausgabe 3/2023 Biotechnologie 2023 der Plattform Life Sciences ist erschienen. Die Ausgabe kann bequem als e-Magazin oder pdf durchgeblättert oder heruntergeladen werden.

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !