COP 30 lehrt Energiewende an den Küsten

Diese Stimmen von den Küsten zeigen der Welt, was möglich ist, wenn saubere Energie auf den verantwortungsvollen Umgang mit den Meeren trifft. Von Willem Visser*

Die Energiewende ist nicht mehr nur ein globales Ziel, sondern an den Küsten bereits Realität. Die Bevölkerung baut hier von unten Resilienz auf, angetrieben von sauberer Energie und der Aussicht auf eine florierende blaue Wirtschaft. An Orten, die einst von Dieselabhängigkeit und wirtschaftlicher Instabilität geprägt waren, ragen nun Offshore-Windkraftanlagen aus den Wellen empor und verwandeln die Küsten in Zentren für saubere Energie.

In Deutschland gehört Offshore-Windenergie mittlerweile zu den günstigsten Energietechnologien mit ausgewogenen Kosten von nur 44 USD/MWh. Dies sind nicht nur technische Meisterleistungen, sondern auch wirtschaftliche Lebensadern. Küstenstädte erleben einen Aufschwung in Bezug auf Arbeitsplätze, Qualifikationen und Wohlstand.

In Indien, wo Solarenergie zu den günstigsten Energiequellen zählt, reduzieren Boote mit solarbetriebenen Kühlräumen Abfall und steigern die Einnahmen. Von Frauen geführte Genossenschaften nutzen Solartrockner zur Verarbeitung von Meeresfrüchten, schaffen neue Einnahmequellen und reduzieren den CO2-Fußabdruck.

Grüner Wasserstoff

Häfen, einst Hotspots der Umweltverschmutzung, durchlaufen derzeit einen stillen Wandel. Landstromversorgungssysteme, wasserstoffbetriebene Schiffe und elektrischer Frachtumschlag verwandeln Industriegebiete in Vorzeigeprojekte für Nachhaltigkeit. In den USA bleiben erneuerbare Energien und Erdgas trotz einer Verschiebung der politischen Prioritäten die wettbewerbsfähigsten Energiequellen. Die blaue Autobahn wird neu gedacht – und bewegt sich in Richtung Netto-Null.

Vorreiter Inselstaaten

Da die Energiesicherheit mittlerweile weltweit ein dominanter politischer Faktor ist, wird der Schutz der Natur sowohl zu einer wirtschaftlichen als auch zu einer ökologischen Strategie. Inselstaaten, die oft als Klimaopfer angesehen werden, entwickeln sich zu innovativen Vorreitern. Schwimmende Solarparks, Mikronetze und Batteriespeicher ermöglichen Energieunabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Klima en. Im Pazifik und im Indischen Ozean sind diese Lösungen skalierbar, reproduzierbar und tief in lokalem Wissen verwurzelt – sie bieten Blaupausen für die Widerstandsfähigkeit von Küstengebieten weltweit.

Energiegewinnung an den Küsten

Energiegewinnung an den Küsten

Damit diese Dynamik jedoch anhält, müssen Politik und Investitionen nachziehen. Die Meeres-Raumplanung muss Zonen für erneuerbare Energien integrieren. Die Klimafinanzierung muss Lösungen auf Meeresbasis priorisieren. Öffentlich-private Partnerschaften müssen auf Nachhaltigkeit und nicht auf kurzfristigen Renditen basieren. Auch wenn die politische Stimmung schwanken mag, sind die Fundamentaldaten der erneuerbaren Energien – Umfang, Kosten und Synergien mit der Energiesicherheit – stärker denn je.

Brasilien ist mit seiner ausgedehnten Küste und seinem Know-how im Bereich erneuerbare Energien gut positioniert, um diese Entwicklung anzuführen. Ein globaler Pakt, der die Gesundheit der Ozeane mit der Energiewende verbindet, könnte das entscheidende Vermächtnis dieses Gipfels sein. Es ist an der Zeit, die Zusammenhänge zwischen Klima, Energie und Meer zu erkennen.

Die Energiewende beschränkt sich nicht auf Sitzungssäle oder Strategiepapier. Sie findet auf Schiffen, in Häfen und entlang der Küsten statt. Sie wird von Menschen gestaltet, die jeden Tag mit dem Meer leben – die seine Kraft, seine Zerbrechlichkeit und sein Potenzial verstehen. Diese Stimmen von der Küste zeigen der Welt, was möglich ist, wenn saubere Energie auf den verantwortungsvollen Umgang mit den Meeren trifft.

Willem Visser, T. Rowe Price

*) Willem Visser ist Portfoliomanager bei T. Rowe Price.

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