Anleihen: der stille Held Ihres Portfolios

Wenn Ihnen das nächste Mal jemand sagt, Anleihen seien langweilig, dann lächeln Sie. Denn Sie wissen es besser. Von Robert Steininger*

Jetzt mal ehrlich: Anleihen sind nicht besonders auffällig. Sie werden nicht wie Aktien oder Kryptowährungen zu Finanzpartys eingeladen. Niemand prahlt bei einem Grillfest mit einer attraktiven Kommunalanleihe. Aber die Wahrheit ist: Schuldtitel sind der solide, verlässliche Freund, den Ihr Portfolio benötigt.

Während alle anderen nach Einhörnern jagen, sorgen Anleihen dafür, dass Ihr Investmentboot ruhig in See sticht. Sie machen vielleicht keine Schlagzeilen, aber sie sind sinnvoll. Wenn Sie Anleihen also bisher wie den Grünkohl der Investmentwelt behandelt haben – gut für Sie, aber langweilig –, ist es Zeit für eine neue Sichtweise.

Große Auswahl - so auch bei Anleihen!

Große Auswahl – so auch bei Anleihen!

Was sind Anleihen eigentlich?

Stellen Sie sich eine Anleihe wie einen Schuldschein mit Anzug und Krawatte vor. Wenn Sie eine Anleihe kaufen, leihen Sie Geld an einen Staat oder ein Unternehmen. Im Gegenzug versprechen sie Ihnen, Ihnen das Geld mit Zinsen zurückzuzahlen. Diese Zinsen sind Ihre Belohnung dafür, dass Sie sich wie ein verantwortungsbewusster Erwachsener verhalten. Wenn Sie zudem noch auf eine prop firm setzen, dann müssen Sie kaum noch selber aktiv werden, sondern haben einen tatkräftigen Partner an der Seite, der weiß, was Sache ist.

Im Gegensatz zu Aktien werden Sie durch Anleihen nicht zum Miteigentümer. Sie werfen keine wilden Gewinnpartys. Aber sie bieten etwas ebenso Wertvolles: Vorhersehbarkeit. Während Aktien einen Marathon laufen, gehen Anleihen zügig spazieren und winken den Joggern zu.

Es gibt verschiedene Arten von Anleihen. Staatsanleihen, wie sie in der EU angeboten werden, sind äußerst sicher. Im Grunde genommen sind sie das Standardprodukt der Anleihewelt. Unternehmensanleihen bieten mehr Abwechslung (und Risiko). Anleihen in Ihr Portfolio aufzunehmen, bedeutet nicht nur, auf Nummer sicher zu gehen. Es bedeutet, klug zu handeln.

Der Balanceakt: Anleihen und Diversifizierung

Sie haben diesen Begriff wahrscheinlich schon unzählige Male gehört: Diversifizierung. Das ist nicht nur ein Modewort, sondern die goldene Regel des Investierens. Man soll nicht alles auf eine Karte setzen, heißt es. Aber auch hier Hand aufs Herz: Ohne Anleihen ist Ihr Korb ein wackeliges Durcheinander volatiler Eier.

Schuldverschreibungen sind das Gegengewicht zu Aktien. Wenn der Markt nach oben geht, gehen Anleihen oft nach unten. Deshalb ist ihre Aufnahme in Ihr Portfolio wie das Anbringen von Bremsen an einem schnellen Auto. Sie kommen immer noch ans Ziel, aber Sie stürzen nicht von einer Klippe, wenn es holprig wird. Mal angenommen, die Aktienkurse stürzen ab (und wer kennt das nicht?). Wenn Sie alles in Aktien investiert haben, tut das weh. Aber wenn Sie einen Teil Ihres Portfolios in Anleihen angelegt haben, wissen Sie was? Diese Anleihen könnten sich behaupten.

Einige könnten sogar an Wert gewinnen. Diese Art von Ausgewogenheit kann den Unterschied zwischen schlaflosen Nächten und ruhiger Zuversicht ausmachen.

Der Prozentsatz, den Sie in Anleihen investieren, hängt von Ihren Zielen ab. Wenn Sie jung und risikofreudig sind, vielleicht nur ein kleiner Teil. Wenn Sie kurz vor der Pensionierung stehen und Ihr Portfolio so mögen wie Ihren Sonntagmorgen, dann sollten Anleihen im Mittelpunkt stehen.  Es geht nicht darum, langweilig zu sein. Es geht darum, strategisch zu sein. Und um einen ruhigen Schlaf.

Anleiheauswahl: Was ist das Richtige für Sie?

Nicht alle Anleihen sind gleich. Die Auswahl der richtigen Anleihen für Ihr Portfolio ist ein wenig wie die Bestellung aus einer riesigen Speisekarte. Sie müssen Ihre Risikobereitschaft, Ihren Zeitrahmen und Ihre Steuersituation kennen. Kurzfristige Anleihen? Das sind die schnellen Snacks:

Sie bieten höhere Renditen, sind jedoch mit einem Zinsrisiko verbunden. Wenn die Zinsen steigen, können die Kurse langfristiger Anleihen sinken. Das ist das Kleingedruckte bei festverzinslichen Wertpapieren. Wenn Sie sich nicht mit einzelnen Anleihen befassen möchten, können Anleihefonds oder ETFs die Arbeit für Sie übernehmen. Sie bieten eine Mischung aus verschiedenen Anleihen in einem Paket – einfach zu kaufen, einfach zu verwalten und oft kostengünstig.

Möchten Sie auf Nummer sicher gehen? Dann sind Staatsanleihen genau das Richtige für Sie. Wünschen Sie sich etwas mehr Pep? Dann könnten Investment-Grade-Unternehmensanleihen Ihr Ding sein. Oder Sie möchten lieber Steuern sparen? Dann könnten Kommunalanleihen genau das Richtige für Sie sein, insbesondere wenn Sie in einer hohen Steuerklasse sind. Und denken Sie daran: Genau wie Aktien profitieren auch Anleihen von einer Neugewichtung. Wenn sich Ihr Portfolio im Laufe der Zeit verändert, sollten Sie Ihre Anleiheallokation überprüfen. Was vor fünf Jahren funktioniert hat, muss heute nicht mehr funktionieren.

Schuldverschreibungen werden Sie nicht mit 20% Rendite über Nacht beeindrucken. Sie fliegen nicht zum Mond. Sie twittern nicht. Aber sie sind eines der zuverlässigsten und bewährtesten Instrumente im Werkzeugkasten eines jeden Anlegers. Sie sorgen für eine ruhige Fahrt. Sie schützen Sie in stürmischen Zeiten. Sie liefern Erträge, wenn vieles andere stillsteht. In einer Welt, die von Geschwindigkeit und Glanz besessen ist, sind Anleihen Ihr finanzieller Tiefenatem. Ihr langsamer Applaus. Ihr Flüstern: „Ich bin für Sie da.“

Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand sagt, Anleihen seien langweilig, lächeln Sie. Denn Sie wissen es besser. Sie sind nicht hier, um zu spielen. Sie sind hier, um zu wachsen – klug, stetig und mit einem diversifizierten Portfolio, das auch den stillen Helden enthält. Das ist die wahre Stärke.

*) Robert Steininger ist Fachautor für u.a. Anlagestrategien und publiziert regelmäßig zu Fachthemen wie Online- und Investment-Strategien, Glücksspielthemen, Krypto und Verhaltensanalyse.

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