Anleihemärkten droht Ungemach – aktiver Anleiheansatz mit Diversifikation

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Den Anleihemärkten droht weiter Ungemach, aber für Investoren kann das auch interessant sein. Von Pilar Gomez-Bravo, MFS Investment Management*

Auszug aus dem aktuellen Kommentar:

Viel wurde darüber diskutiert, wie sehr die Banken ihre Kreditvergabe einschränken und ob die FED die Zinsen nicht mehr oder nicht mehr so stark erhöht bzw. sie früher als bislang erwartet wieder senkt. Die Abbildung zeigt, dass sich Neubewertungen internationaler Credits auf den Finanzsektor beschränken, zu dem neben Banken auch die ebenfalls zinssensitiven Immobilienunternehmen zählen.

Man sieht auch, dass die meisten Unternehmens- und Industrieanleihen auf Dreijahressicht nicht besonders günstig bewertet sind. Die Spreads von AT1-Anleihen sind wegen der Bankenturbulenzen aber kräftig gestiegen. Titel mit einem niedrigeren Rang in der Kapitalstruktur – AT1-Anleihen werden als Letztes bedient – haben nach den Problemen bei der Silicon Valley Bank, der Signature Bank, anderen Regionalbanken und der Crédit Suisse kräftig nachgegeben. In Krisenzeiten nehmen die Korrelationen zwischen Bankanleihen zu, und der März 2023 war keine Ausnahme. Es kam zu einem weltweiten Ausverkauf. […]

Man sollte nicht vergessen, dass in den USA viele kleine und mittelgroße Unternehmen, das Rückgrat der Wirtschaft, Kunden von Regionalbanken sind. Wenn sie weniger Kredite vergeben, schwächt das die Dienstleistungskonjunktur. Auch die Beschäftigung könnte dann zurückgehen.

Konsequenzen für Anleger

Unser Basisszenario ist eine Rezession in den USA, wenn nicht weltweit. Interessant wird aber sein, wie sich Europa und China in den nächsten Monaten entwickeln. Da die Inflation in den USA nicht weiter steigt und die Kernrate sogar etwas nachlässt, droht aber anders als letztes Jahr kein Taper Tantrum mehr. Für die nächsten sechs bis zwölf Monate halten wir entweder ein Goldilocks-Szenario oder eine nachlassende Risikobereitschaft für wahrscheinlich. Für eine längere Duration spräche beides. […]

Im Credit-Bereich haben wir den Anteil von Investmentgrade-Titeln erhöht, mit einem Schwerpunkt auf Märkten mit größeren Fehlbewertungen. An den Emerging Markets sind wir in Fremdwährungstiteln zwar weiter übergewichtet, allerdings nicht mehr so stark. Wir haben unsere Emerging-Market-Investmentgrade-Titel teilweise verkauft und in andere Investmentgrade- und Unternehmensanleihen umgeschichtet.

Im High-Yield-Bereich sind unserer Ansicht nach noch nicht viele Zahlungsausfälle in den Kursen berücksichtigt, und die Spreads haben sich verengt. Viele Investoren kaufen wegen der höheren Spreads und Renditen kurz laufende High-Yield-Anleihen. Wir sind zwar nach wie vor in High Yield investiert, orientieren uns hier aber an den Einzelwertempfehlungen unserer Analysten. Generell sprechen die derzeitigen Spreads nicht für eine Aufstockung.

Den Märkten droht weiter Ungemach, aber für Anleiheinvestoren kann das auch interessant sein. Renditen und Inflation sind heute so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wegen der vielen Unsicherheitsfaktoren setzen wir weiter auf einen aktiven Anleiheansatz mit Diversifikation. Entscheidend sind unserer Ansicht nach ein Research, das auch in schwierigen Zeiten Einzelwertchancen entdeckt, und ein langer Anlagehorizont.

*) Pilar Gomez-Bravo, CFA, ist Co-CIO Fixed Income bei MFS Investment Management

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