
Mehr und mehr Investoren nehmen für sich in Anspruch, Einfluss auf die von ihnen im Portfolio gehaltenen Unternehmen zu nehmen. Von Maik Komoss*
Tatsächlich erschöpft sich bei manchen der Aktivismus schnell darin, nur bestimmte Werte oder Kriterien einzufordern, etwa Umweltstandards. Doch es gibt unter den Top-Investoren einige, die tatsächlich Einfluss nehmen – und damit Unternehmenswerte steigern.
Die Analyse der Top-Investoren für den Vates Aktien USA anhand der 13F-Datenbank der SEC sieht Ansätze aus diversen Stilrichtungen und orientiert sich primär an langfristigen und nachhaltig erzielten risikoadjustierten Renditen. Es fällt dabei auf, dass ein Teil der besonders erfolgreichen Asset-Manager aus dem Lager der Aktivisten stammt. Auch wenn nicht jeder aktivistische Investor auch überdurchschnittlich erfolgreich ist, sind doch überraschend viele der Aktiven in der Gruppe der Besten vertreten.
Dafür spricht eine Reihe von Gründen: Zuallererst beobachten aktive Investoren die Unternehmen natürlich sehr genau, können also auch mögliche Fehlentwicklungen erkennen und diese nach ihrem Einstieg adressieren. Der große Hebel bei Aktivisten liegt vor allem darin, dass sie selbst als Impulsgeber und Treiber für Veränderungen wirken und so für Effizienzsteigerungen sorgen. Oft werden Sitze im Board of Directors erzwungen, um strategische Veränderungen operativ mit anzuschieben. Auf diese Weise wird die Unternehmensführung häufig verbessert, mehrfach auch Restrukturierungen oder strategische Neuausrichtungen angestoßen.
Ziel ist es dabei, den Wert für die Besitzer, den Shareholder Value, zu steigern. Das wirkt auch in aller Regel positiv auf den Aktienkurs. Dazu kommt, dass aktivistische Investoren oft Fusionen und Übernahmen anstoßen, die Unternehmenswerte heben. Insofern ist schon der Einstieg eines aktiven Investors ein Signal an den Markt, das zu Kursgewinnen führen kann. Doch gilt es auch unter diesen Investoren diejenigen zu finden, die nachhaltig Werte schaffen. Drei Beispiele dafür sind etwa Chris Hohn, ValueAct Capital und Jeff Smith von Starboard Value.
Chris Hohn ist ein britischer Investor und Gründer des The Children‘s Investment Fund. Bei ihm kommen tatsächlich der Fokus auf Rendite, die Ausrichtung auf Corporate Governance und auf Klimainitiativen zusammen. Hohn ist der Investor, der 2005 die geplante Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse verhindert hat. Mit Erfolg: Nachdem die Fusion abgesagt war, stieg der Aktienkurs der Deutschen Börse von rund 23 EUR Anfang 2005 bis auf über 130 EUR Ende 2007. Ähnlich war sein Erfolg bei ABN Amro: 2007 kaufte Hohn rund 1% der Aktien von ABN Amro und forderte den Konzern auf, sich selbst zum Verkauf zu stellen. Auch hier ein Erfolg: Ein Konsortium aus Royal Bank of Scotland, Fortis und Banco Santander zahlte rund 100 Mrd. EUR in bar. Er ist ein herausragender Analytiker. So setzte er bei Wirecard frühzeitig auf einen Kursverfall, als viele andere noch die Aktie in den Himmel und den Dax lobten. […]
*) Maik Komoss ist Portfoliomanager des Vates Aktien USA
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