Adler Group soll nicht Fraser Perrings letzte Enttarnung bleiben

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Wie häufig Leerverkäufer belegbaren Nepp oder gar Betrug bei Emittenten aufdecken, ist nicht belegt. Fraser Perring jedenfalls sieht sich bei Adler bestätigt – und natürlich Wirecard.

Bei Wirecard, das 2019 implodierte und sich in einen Schuldenberg bislang unauffindbaren Phantomgeldes auflöste, lag der Brite jedenfalls goldrichtig. Ende 2021 hatte sich der Investor auf die Adler Group eingeschossen und veröffentlichte unter seinem Unternehmensnamen Viceroy die Studie ‚Adler Group – Bond Villains‘. Anleiheschurken also.

Der Aktienkurs der auch aktiennotierten Adler brach daraufhin noch weiter ein, nachdem er auch zuvor schon schwächelte. Kursverlust binnen fünf Jahren bis heute: 98%.

Bei der kürzlichen Razzia bei Tochtergesellschaft Adler Real Estate nahmen fast 200 Beamte in sieben Ländern teil. Immerhin, endlich – aber etwas spät, wird Perring sinngemäß zitiert in der FAZ vom 31. Juli. Die Behörden hätten auch einfach seine Berichte heranziehen können, da stehe schließlich alles, was sie wissen müssten.

Wie bei Wirecard folgte auch Adler dem bekannten Impuls des General-Gegenangriffs: Perring sollte in Grund und Boden verklagt werden angesichts der ‚haltlosen Vorwürfe‘, versprach die Adler-Führung. Das war vor beinahe zwei Jahren – der Brite wartet noch immer darauf.

Foto: © Jürgen Fälchle – stock.adobe.com

Die weitere Entwicklung ist hinlänglich bekannt: Kein Wirtschaftsprüfer wollte sich an die Adler-Gruppe heranwagen, sogar eine angeordnete Mandatsübernahme konnte der bedauernswerte ausgewählte WP juristisch abweisen. Schließlich erbarmte sich Martin Wambach von Rödl & Partner angesichts dieses ‚Jahrzehnt-Mandats‘. Perring befürwortet diese Mutprobe, bezweifelt jedoch, dass Adler bereit sei, endlich alle geforderten Dokumente beizubringen. Sofern überhaupt möglich.

Für die Prüfung habe Wambach offenbar sage und schreibe 15 Monate angesetzt. Eine unfassbar lange Zeit zur Prüfung eines Immobilienunternehmens, dessen Geschäftsfeld eigentlich nicht sonderlich kompliziert sein sollte. Perring sieht es als zusätzliche Bestätigung, in welchen Bienenstock Wambach hineinstochere.

Adlers Rechtsbeistand Sven-Christian Frank habe ursprünglich von der vorübergehenden Entbindung seiner Aufgaben gebeten, was jedoch abgelehnt wurde. Bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt werde auch er als Beschuldigter geführt. Nach dem Wirecard-Skandal scheinen die Sinne der deutschen Ermittlungsbehörden endlich etwas geschärft.

Firmensitz der Wirecard

Firmensitz der Wirecard

2016 gehörte Perring mit Matthew Earl zusammen zu den Ersten, die bei Wirecard Betrug u/o Geldwäsche identifizierten. Das war ganze drei Jahre vor der finalen Implosion Mitte 2019. Den Lernprozess deutscher Behörden sehe er, allerdings erfolge dieser für seinen Geschmack gleichwohl zu langsam.

Perring ist noch nicht fertig. Schon kündigte er an, er untersuche derzeit auch ein deutsches Technologieunternehmen – ein Bericht solle noch in diesem Jahr erfolgen. Erstmals werde er jedoch dabei nicht als Leerverkäufer agieren, sondern lediglich als Detektiv im Allgemeininteresse. Wohl nur notgedrungen, da er keine Wahl hat: Weder Aktien noch Anleihen des betroffenen Unternehmens seien verfügbar für einen Leerverkauf.

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