15 Jahre Bitcoin: bisher nur Wertspeicher und Special-Purpose-Zahlungsmittel

Vor 15 Jahren veröffentlichte Satoshi Nakamoto sein berühmtes Whitepaper „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“. Von Hartmut Giesen*

Darin beschrieb er die technischen Grundlagen und damit auch die der Blockchain-Technologie. Hat sich Nakamotos Utopie, für die Bitcoin die technisch-monetäre Grundlage sein sollte, tatsächlich realisiert? Die große Utopie eines dezentralen Finanzsystems ohne Banken und frei von staatlichen Eingriffen ist nicht Realität geworden und wird wahrscheinlich auch nicht Realität werden.

Auch wenn hier und da mit dem Coin gezahlt werden kann, sind wir noch sehr weit weg von alltäglichen Kryptozahlungen. Trotzdem hat sich unter den Kryptowährungen der Bitcoin und die Blockchain als Technologie in bestimmten Bereichen etabliert. Vor allem zwei Anwendungsfälle des Bitcoin haben sich durchgesetzt – als Wertspeicher sowie als Zahlungsmittel für spezielle Zwecke.

Rolle als Wertspeicher – Zulassung von Bitcoin-ETFs als Preistreiber?

Für die Menschen hierzulande ist der Bitcoin in erster Linie ein Anlageobjekt, das unterschiedliche Zwecke erfüllen kann: vor Inflation schützen, ein Portfolio als alternative Assetklasse diversifizieren oder als Spekulationsobjekt dienen. Die Bedeutung des Bitcoin als Anlageobjekt zeigt die aktuelle Diskussion um die Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA. Von Bitcoin-ETFs versprechen sich Marktanalysten und Bitcoin-Fans einen nachhaltigen Durchbruch und eine kontinuierliche Wahrnehmbarkeit, auch außerhalb von Hype-Phasen. Als kurzzeitig die Falschmeldung kursierte, dass der ETF schon zugelassen sei, stieg der Preis kurzfristig um 8%.

Bitcoin im Anflug - doch worauf?

Foto: © bumbumbo – stock.adobe.com

Dass der Bitcoin heute eher als langfristiges Anlageobjekt gesehen wird, zeigt auch das Verhalten von Bitcoin-Haltern. Über 69% der Wallet-Adressen haben ihre Bitcoins schon länger als ein Jahr gehalten, besagt die Statistik der Analyseplattform IntoTheBlock.

Special-Purpose-Zahlungsmittel

Zwar ist der Coin nicht zu einem Alltagszahlungsmittel geworden, hat sich jedoch als Special-Purpose-Zahlungsmittel etabliert – eingesetzt wird er immer dann, wenn staatliche Währungen und/oder das regulierte Finanzsystem nicht genutzt werden kann oder soll.

Die Gründe für diesen speziellen Zahlungsmitteleinsatz sind vielfältig und nicht nur auf die Bereiche Kriminalität, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, wie gerne unterstellt wird, beschränkt. Sowohl die Hamas als auch die ukrainische Armee nutzen Bitcoin-Zahlungen für ihre Finanzierung. Abgesehen davon ist Bitcoin aufgrund der Nachvollziehbarkeit der Transaktionen und der Sichtbarkeit von Wallets mit ihren Holdings längst nicht so gut für Geldwäsche und kriminelle Zahlungen geeignet, wie gemeinhin angenommen.

Hartmut Giesen, Sutor Bank

Gründe für die Nutzung könnten Staatsversagen, fehlendes Vertrauen in Staaten, labile Währungen, mangelnde Versorgung mit Banking-Services oder Krisen sein. Viele dieser Anwendungsfälle sind aus der Perspektive eines mit Banken überversorgten Landes mit einem der stabilsten Finanzsysteme nicht immer nachvollziehbar.[…]

*) Hartmut Giesen ist Krypto-Experte bei der Hamburger Sutor Bank. Gegründet 1921 sie klassisches Private Banking, betreibt eine Banking-Plattform für digitale Partner und kooperiert mit unabhängigen Finanzdienstleistern.
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