Rentenmarktbericht 11. Juli: Schieflage Banco Espirito Santo, Verbraucherpreise Deutschland, Fed, Nahost-Konflikte

Die in Schieflage geratene portugiesische Großbank Banco Espirito Santo schreckt die Investoren weltweit. An den Finanzmärkten herrscht große Unruhe. Und während in Portugal, das gerade erst den Euro-Rettungsschirm verlassen hat, eine neue Bankenkrise droht, wird einmal mehr offensichtlich, dass die europäische Schuldenkrise nach wir vor trotz aller geldpolitischen Maßnahmen keineswegs überwunden ist.

Ausgewählte Daten des Tages

Zeit      Land       Indikator                                                     Periode         Schätzung         Letzter
8:00         GE         Verbraucherpreisindex (M/M / J/J, in %)     Jun.                 0,3 / 1               0,3 / 1
…              IT          2017/21/30 Bonds
…             US         Fed-Redner: Evans, Plosser, Lockhart
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Ist die europäische Schuldenkrise zurück?

• EZB mahnt Umsetzung von Reformen in den Ländern des Euroraums an
• Neue Erkenntnisse zur künftigen Geldpolitik der Fed von US-Notenbankern erhofft

Marktkommentar

Die Probleme der wichtigsten portugiesischen Bankengruppe schlugen gestern auf die gesamte Peripherie durch. Das ist neben der Ausweitung der Credit Spreads zu Bundesanleihen auch an der alles andere als glücklich verlaufenden Emission einer 3-jährigen griechischen Staatsanleihe via Syndikat zu erkennen. Das griechische Finanzministerium stellte die Emission, die ein Volumen von 1,5 Mrd. EUR bei einem Kupon von 3,5% aufweist, zwar als Erfolg dar. Zuvor hatte man aber ein Volumen von 2 bis 3 Mrd. EUR und einen Kupon < 3,5% erwartet. Allerdings darf man nicht übersehen, dass es als Erfolg zu werten ist, dass sich Griechenland doch sehr günstig neue Mittel hat beschaffen können. Vor sechs oder zwölf Monaten wäre das undenkbar gewesen. Daher kann man nicht, wie es in einigen Medienberichten bereits getan wird, von einer Rückkehr der europäischen Schuldenkrise sprechen. Bislang reagieren die Investoren zwar verschreckt, bleiben aber besonnen. Eine Panik sieht anders aus. Die portugiesische Notenbank versucht zugleich, einer möglichen Panik entgegenzuwirken, indem sie betont, dass die betroffene portugiesische Bank über genügend Liquidität verfüge und durch eine Kapitalerhöhung gestärkt sei. Deutlich macht die aktuelle Entwicklung jedoch, dass die europäische Schuldenkrise trotz der hohen Nachfrage nach und damit niedrigen Renditen in der Peripherie nicht vergessen ist. Das sollte den betroffenen Ländern, aber nicht nur denen, sehr deutlich machen, ihren restriktiven fiskalpolitischen Kurs fortzusetzen. Nicht zuletzt hat die EZB in ihrem jüngsten Monatsbericht gefordert, dass die Reformvorschläge umzusetzen sind. Man könnte meinen, die europäischen Notenbankern haben allmählich genug von dem Verschieben von Strukturreformen. Schließlich steht Mario Draghi immer noch mit „whatever it takes“ im Wort. Allerdings sollte man das nicht so verstehen, dass die EZB alle Probleme löst. Das scheinen aber bestimmte Ministerpräsidenten aus dem Euroraum zu glauben.

Ohne nennenswerte Konjunkturdaten dürfte der Blick auf Portugal und die geopolitischen Krisenherde gerichtet sein. Bei letzten zeichnet sich auf absehbare Zeit keine politische Lösung ab. Gerade im Nahen und Mittleren Osten steigt das Risiko eines Flächenbrandes.

Ansonsten werden die Aussagen der US-Notenbanker Beachtung finden. Die Marktteilnehmer erhoffen sich weitere Erkenntnisse darüber, ob es vielleicht doch einen Zinsschritt bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres geben könne. Zugleich ist der Umgang mit den aus Fälligkeiten und Zinszahlungen frei werdenden Mitteln von Interesse. Wann stoppt die Fed die Reinvestments? Ein klares Meinungsbild darf man heute zwar nicht erwarten. Es könnte aber mehr Aufschluss über die unterschiedlichen Lager in der Fed geben.Renten2

Der Bund Future sollte vorerst gut unterstützt sein. Gegen Abend könnte es durchaus zu Gewinnmitnahmen kommen. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 146,95 und 148,00 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,48 und 2,62% liegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben