Rentenmarktbericht 10. März: Industrieproduktion FR, IT, Schuldenkrise Griechenland, EZB

Nur einen Tag nach dem Start des größten EZB-Anleiheankaufprogramms in der europäischen Geschichte ist der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung auf einen neuen Tiefstand gefallen: Erstmals seit September 2003 sackte der Euro auf unter 1,08 USD. Am Vormittag notierte er bei 1,076 USD. Allein seit Ende Februar hat der Euro damit gut sechs Cent oder 5% an Wert verloren. Anfang Mai 2014 kostete ein Euro noch knapp 1,40 USD. Seitdem ging es um 23% abwärts. Begründet wird der Wertverlust in erster Linie mit der Niedrigzinspolitik und dem in dieser Woche gestarteten QE-Programm der EZB. Zunächst bis Ende September 2015 werden Monat für Monat Staatsanleihen und andere Wertpapiere in Höhe von rund 60 Mrd. EUR am Markt aufgekauft, um so mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen und die Inflation anzuheizen. Erwünschter Nebeneffekt ist die Schwächung des Euro, was letztlich der Exportwirtschaft zu Gute kommen soll. Die deutschen Ausfuhren sind allerdings schwach ins neue Jahr gestartet: Im Januar wurde nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes 2,1% weniger exportiert als im Dezember 2014. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug das Exportminus 0,6%.

Ausgewählte Daten des Tages
Zeit        Land        Indikator                                                  Periode        Schätzung       Letzter

8:45         FR           Industrieproduktion (M/M / J/J, in %)          Jan.             -0,3 / 0,4        1,5 / -0,1
10:00       IT             Industrieproduktion (M/M / J/J, in %)         Jan.              0,2 / k.A.        0,4 / 0,1
15:00       US           Großhandelslagerbestände (M/M, in %)    Jan.                 -0,1                 0,1
                US           Auktion von 24 Mrd. USD 3 J Notes
                SP           6/12 M Schätze
                BE           3/12 M Schätze
                GE           2026 Linker
                EC           EZB-Redner: Mersch, Nowotny
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research


Themen des Tages
• Deutsche Exporteure sind schwach in 2015 gestartet

• Treffen der Finanzminister der Eurogruppe ohne Ergebnis zu Griechenland

Marktkommentar
Heute Morgen gab es bereits Konjunkturdaten aus China, die nicht sonderlich gut ankamen. Die Preisdaten signalisieren, dass das Land mit deflationären Tendenzen zu kämpfen hat, was möglicherweise nicht nur auf den Einfluss der Rohstoffpreise, sondern auch auf eine schwache Endnachfrage zurückzuführen ist. Allerdings kann die Zentralbank weiterhin mit geldpolitischen Maßnahmen gegensteuern, sofern daraus eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums resultieren sollte.

Die deutschen Außenhandelsdaten für Januar machten gestern klar, dass die Exporteure vergleichsweise schwach in das laufende Jahr gestartet sind und das trotz aller positiven Meldungen der vergangenen Wochen von anderen Euroländern. Gerade dort haben die deutschen Unternehmen vergleichsweise wenig absetzen können, weil die Nachfrage nach deutschen Gütern gering ausfiel. Auch von der Abwertung des Euro konnten die Unternehmen bislang nicht so recht profitieren.

Datenseitig stehen heute Informationen zur Industrieproduktion für Januar aus Italien und Frankreich an. Allzu große Erwartungen sollte man nicht haben. Bekanntlich ist die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Ländern schwach. Die Daten sollten eher bondmarktfreundlich ausfallen.

Renten2Hinsichtlich einer Einigung mit Griechenland gibt es keine Fortschritte. Der Chef der Eurogruppenfinanzminister beklagte, dass wieder Zeit verstrichen ist, die wenig produktiv genutzt worden ist. Das ging eindeutig in Richtung der griechischen Administration, die für das Treffen der Finanzminister einmal mehr nur unzureichende Vorschläge für die Implementierung der Reformmaßnahmen vorgelegt hat. Das Treffen der Finanzminister ging nahezu erwartungsgemäß ohne Beschlüsse zu Griechenland auseinander. Nun sollen zügig (morgen) „technische“ Konsultationen mit den Vertretern der Troika beginnen, damit die Reformvorschläge mit Zahlen und Fakten unterlegt werden sowie deren Implementierung vorbereitet ist.

Ob dabei etwas Zählbares herauskommt, mit dem die europäischen Partner leben können und das tatsächlich Verbindlichkeit aufweist und nicht wenig später wieder durch Äußerungen aus griechischen Regierungskreisen in Zweifel gezogen wird, ist aus unserer Sicht völlig offen. Obwohl sich die europäischen Partner bemühen, mit Griechenland Nachsicht walten zu lassen, wird es allmählich Zeit, eine „rote Linie“ festzulegen und bei Überschreiten den „Grexit“ vorzubereiten. Der Euroraum hat nämlich noch viele andere Probleme, um die es sich zu kümmern gilt.

Das Ankaufprogramm der EZB/nationalen Notenbanken soll verhalten angelaufen sein. Wahrscheinlich wird die Abgabebereitschaft der Investoren erst einmal getestet. In den nächsten Tagen wird man sehen, ob und wie sich die EZB das notwendige Material sichern will.

Renten3Der Bund Future sollte wenig verändert in den zweiten Handelstag der Woche starten und im Tagesverlauf zwischen 156,80 und 157,85 notieren. Das QE-Programm wirkt ebenso als Stütze wie die zähen Verhandlungen mit Griechenland. Am Abend dürfte es von den USA her wegen der Emission der 3-jährigen T-Notes ganz leichten Abgabedruck geben. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,12 und 2,30% liegen.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben