Wackelkandidat Steinhoff – die monatliche Anleihen-Kolumne des Asset Management Teams der Steubing AG

Steinhoff International Holdings N.V. : Steinhoff successfully debuts in the Euro bond market
Foto @ Steinhoff International Holdings N.V.

Anfang des Jahres haben wir versucht, einen Vergleich zwischen Steinhoff International und diversen fragwürdigen Mittelstandsanleihen zu ziehen. Davon ausgehend, dass die bilanziellen Probleme der Steinhoff Gruppe, die an die Oberfläche gespült wurden, nicht allumfassend waren, deuteten wir – insbesondere für die Anleihen – ein hohes Kurs-Abwärtspotenzial an. Von Ralf Meinerzag, Bond Spezialist, Steubing AG

Mit der starken Abwärtsbewegung hatten wir Recht. Wir haben bloß eines anscheinend final nicht richtig eingeschätzt: Die Pleiten der mittelständischen Unternehmen konnten von den institutionellen Anlegern einfacher „verdaut“ werden. Bei der Steinhoff Gruppe handelt es sich aber um ein ganz anderes Kaliber: Schulden in Höhe von 9,4 Mrd. EUR drücken den Konzern. Damit hat sich Steinhoff ein gewisses Drohpotenzial für den Kapitalmarkt geschaffen.

Nachdem Anfang dieses Jahres nach dem Rücktritt von CEO und Aufsichtsratsvorsitzendem die Aufarbeitung des Desasters begonnen werden konnte, wurde schnell klar, dass Ähnlichkeiten im Firmenaufbau und dem Aufbau der Bilanzen (inkl. Verschiebungen) mit KTG Agrar oder German Pellets durchaus nicht von der Hand zu weisen sind.

Ein Firmengeflecht, indem Kredite und Gelder offensichtlich hin und her geschoben worden sind, um den Unternehmenswert aufzublähen, damit immer mehr günstiges Fremdkapital akquiriert werden konnte.

Steinhoff successfully debuts in the Euro bond market

Foto @ Steinhoff International Holdings N.V.

Nun hat es der Konzern erst einmal geschafft. Bevor alles weg ist, haben die Gläubiger einem sogenannten Stillhalteabkommen zugestimmt. Entgegen der landläufigen Pressemeinung ist dies nicht für die Aktionäre wichtig, denn die sind letztlich die Eigentümer und lassen sich im Zweifelsfalle ihr unternehmerisches Risiko auch entsprechend vergüten. Außerdem scheinen in den letzten Monaten sowieso sehr viele Shortseller in die Aktie eingestiegen zu sein.