Hochzinsanleihen: Wunsch trifft auf Wirklichkeit – die monatliche Anleihen-Kolumne des Asset Management Teams der Steubing AG

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG
Ralf Meinerzag, Steubing

Die letzten Wochen waren an den Aktienmärkten durch starke Turbulenzen geprägt. Darüber ist in der Öffentlichkeit das Thema Anleihen ein bisschen aus dem Fokus gerückt. Aber auch hier konnten interessante Entwicklungen beobachtet werden. Von Ralf Meinerzag, Bond Spezialist, Steubing AG

Während Aktienemittenten die Marktentwicklungen mit großem Unbehagen betrachtet haben, und sich selbst für ihren Mut ein IPO zu wagen, auf die Schulter klopften – zumeist kurz bevor sie es dann doch absagen mussten –, sind die unruhigen Zeiten bei den Anleiheemittenten, insbesondere im Hochzinsbereich, noch nicht angekommen.

Risikoaufschläge bei Hochzinsanleihen nehmen signifikant zu
Im Hochzinsbereich möchte zumindest ein Teil der KMU – bevor die Stimmung an den Kapitalmärkten völlig umkippt – noch einmal Anleihen platzieren und zwar mit sehr niedrigen Kupons. Dabei wird von den Unternehmen die Spreadentwicklung in diesem Jahr völlig ausgeblendet.

Die Mehrzahl möchte ohne ein verbessertes oder sogar ohne Rating den gleichen niedrigen Kupon wie vor einem Jahr aufrufen. Dabei hat sich der iTraxx xover um 3% und der iBoxx HY um mehr als 14% erhöht. Der iBoxx HY US ist von April bis November gar um mehr als 36% gestiegen. Generell keine guten Voraussetzungen für den Anleihenmarkt Ende des Jahres 2018.

Wenn die Welt verrücktspielt, verlangt der Markt eben eine höhere Risikoentlohnung. Handelskriege, vorangetrieben durch amerikanischen Protektionismus, die Angst vor dem Auseinanderbrechen der EU mit all seinen Konsequenzen, der wie auch immer ausgestaltete BrExit und die nicht nachhaltige risikoreiche Haushaltspolitik der italienischen Regierung sind die Auslöser dieser Unsicherheit.

Wunsch trifft Realität
Diese Marktsituation scheint bei Anleiheemittenten aus dem KMU-Segment wohl noch nicht angekommen zu sein. Ansonsten ließe sich nicht erklären, wie Unternehmen Kupons zwischen 4 und 5% anbieten.

paragon AG strebt Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) anEnde Oktober musste der Autozulieferer paragon eine Anleihe abblasen, die einen Kupon zwischen 4,25 und 4,75% vorgesehen hatte. „Die Konditionen der Anleihe hätten ziemlich genau jener Anleihe entsprochen, die paragon problemlos im Sommer 2017 hatte platzieren können. Und paragon hat mit der Tochtergesellschaft eine E-Auto-Story zu bieten und keine schlechteren Verschuldungsrelationen“ (FAZ, Dr. Martin Hock, 24.10.2018).

Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als wenn alles gleich geblieben wäre. Dabei wird aber häufig vergessen, dass sich aufgrund von exogenen Einflüssen die Spreads drastisch erhöht haben und die Investoren die höhere Risikoentlohnung einfordern. Wirklichkeit frisst Wunsch!

Überraschenderweise hat Anfang November der Autozulieferer NZWL eine Privatplatzierung in Höhe von 12,5 Mio. EUR vollständig und vorzeitig durchführen können. Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH: Neues freiwilliges, öffentliches Umtauschangebot für Schuldverschreibungen 2014/2019 und Schuldverschreibungen 2015/2021Es war eine aus mehreren Gründen gewagte Anleihe. Diese bot im Gegensatz zu den Vorgängeranleihen einen Kupon von 6,5% – die Vorgängeranleihen waren entweder mit 7 ¼ oder 7 ½% verzinst. Zusätzlich existierte diesmal kein Umtauschangebot der Altanleihen, so dass sich der Verschuldungsgrad erhöhen musste. Zusätzlich hat NZWL immer noch mit regionalen Risiken zu kämpfen, da die emittierten Anleihen zum Ausbau des Chinageschäfts genutzt worden und werden. Zusammen mit der generellen Spreadentwicklung eigentlich ein Schierlingsbecher für die Privatplatzierung. Dennoch ist sie gelungen. Wunsch und Wirklichkeit kongruent!

Es bleibt festzuhalten: Die Entwicklung der Spreads wird es dem Markt für Hochzinsanleihen nicht einfach machen, sich weiter zu entwickeln. Ob das letztendlich schon bei allen potenziellen Emittenten angekommen ist, erscheint fraglich. Wir prognostizieren daraus resultierend für den High Yield Markt – zumindest in der ersten Jahreshälfte 2019 höhere Kupons oder deutlich weniger Emissionen.

Das Unternehmen
Die Wolfgang Steubing AG Wertpapierdienstleister (Steubing AG) ist eine unabhängige Wertpapierhandelsbank mit Sitz in Frankfurt am Main.

Gegründet von dem Frankfurter Unternehmer Wolfgang Steubing im Jahr 1987, erfolgte im Jahr 1999 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Die Geschäftstätigkeit der Steubing AG (Geschäftsjahr: 1. Juli bis 30. Juni) setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen: Kapitalmarktgeschäft; Institutionelle Kundenbetreuung; Handel und Integriertes Orderflow Management in börsennotierten Aktien, Anleihen, Zertifikaten, Optionsscheinen und ETFs; Spezialistentätigkeit und Designated Sponsoring.

Die Steubing AG gehört zu den finanzstärksten Wertpapierhandelsbanken in Deutschland. Den Vorstand der Gesellschaft bilden Alexander Caspary und Carsten Bokelmann. Firmengründer Wolfgang Steubing fungiert als Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Pressekontakt
Klaus-Karl Becker
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